FALSTAFF
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Sir John Falstaff - Wicus
Slabbert |
Dominique Mentha setzt also die Gepflogenheit seines Vorgängers Klaus Bachler fort, seinem Haus, seinem Ensemble, seinem Orchester Schwerstarbeit aufzubürden, es wenn nicht gar zu überfordern. Wie schon bei den Meistersingern in der letzten Saison, zeigt sich diesmal auch der Falstaff als Wagnis sondergleichen: Asher Fish am Pult lässt das Orchester allzu grobschlächtig, ohne Nuancen, frech im Blech musizieren, von Herausarbeiten der Feinheiten der Partitur kann keine Rede sein. Wicus Slabbert sieht zwar durch die kostümbildnerische Ausgestaltung als Falstaff wie ein "aufgeblasener Alberich" aus (und auch seine Stimme wäre dort besser aufgehoben), überzeugt jedoch mit Musikalität und Bühnenpräsenz. Claudio Otelli als sein Gegenspieler Ford macht ihm mit seiner polternden Stimme keine Konkurrenz. Unauffällig und nicht störend Althea-Maria Papoulias (Mrs. Alice Ford), Malgorzata Walewska (Mrs. Quickly) und Chariklia Mavropoulou (Mrs. Meg Page). Arona Bogdan als Nannetta stimmlich und darstellerisch anmutig, Dario Schmunck als Fenton könnte durchaus seinen Weg machen. Alles in allem: Stimmlich und orchestral durchaus gewohntes Volksopernniveau. Staffan Valdemar Holms Inszenierung besticht durch brillante Personenführung, durch köstlichen Humor, die lebhaften Bewegungen werden auch auf der Bühne sichtbar, die Wohlstandsgesellschaft wird nur allzu deutlich lächerlich gemacht. Bente Lykke Moller gestaltete fünf Bühnenbilder, die Kellerbar, einer Wild-West-Schenke der Gegenwart gleichend, könnte teilweise für den ganzen Don Giovanni verwendet werden, die Blümchentapetenwände im Hause Ford wohl eher weniger. Im Windsorpark hat die ständige Angst der jungen Mädchen, im Dunkeln überfallen und vergewaltigt zu werden, bei den Stadtvätern Wirkung gezeigt, weshalb nunmehr Straßenlaternen die Szene ausleuchten. Die Buh-Rufe waren nicht ganz unangebracht, dennoch, offensichtlich der Regie geltend, etwas übertrieben. |
In der "Presse" resümiert Wilhem Sinkovicz: "Regisseur Staffan Valdemar Holm hat einen amüsanten Abend gestaltet, der von Arrigo Boitos genialem, frei nach Shakespeare gestaltetem Libretto ausgeht, dieses aber sehr verfremdet zur Grundlage einer witzigen Komödie macht." Sinkovicz kann diesem Falstaff mit "Trunkenbolden und Rockerbräuten" der irgendwo in der ersten Hälfte des 20.Jahrhunderts angesiedelt ist, durchaus Amüsement abgewinnen, stolpert dann aber über die mangelnde "Differenzierungskunst" des Ensembles und vermisst gegenüber dem "Feinschliff der Inszenierung ein musikalisches Äquivalent". Herb seine Kritik am Dirigat: "Vom ersten Takt an wird unter Asher Fischs Leitung mit dem Holzhammer musiziert." |