AIDA
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Staatsoper
11. März 2016

Dirigent: Simone Young

König - Il Hong
Amneris - Ekaterina Gubanova
Aida - Liudmyla Monastyrska
Radames - Fabio Sartori
Ramfis - Jongmin Park
Amonasro - Simone Piazzola
Bote - Carlos Osuna
Priesterin - Caroline Wenborne


„Kraftvolles Liebespaar“
(Dominik Troger)

Die Produktion der Staatsopern-„Aida“ stammt aus dem Jahr 1984 und feierte an diesem Abend laut Programmzettel ihre 111. Aufführung. Das macht im Schnitt knapp 3,5 Vorstellungen pro Saison – und das ist vielleicht weniger, als man vermuten würde.

Es gibt auf Operabase.com eine Statistik der Saisonen 2009/10 bis 2013/14. Demnach lag „Aida“ in diesen fünf Jahren auf dem 14. Platz der weltweit meistaufgeführten Opern (wobei hier natürlich nur Aufführungen berücksichtigt worden sind, die auf Operabase gelistet wurden). Das Ranking führt „La traviata“ an (749 Aufführungen) vor „Carmen“ (668), „La boheme“ (599) und „Die Zauberflöte“ (570). „Aida“ liegt mit 325 Aufführungen schon etwas abgeschlagen hinter der Spitzengruppe.

Um noch ein bisschen bei der Statistik zu verweilen: Die aktuelle „Aida“-Serie an der Staatsoper (hier wird die zweite Aufführung besprochen) hat gleich drei Hausdebüts zu verzeichnen: Liudmyla Monastyrska (Aida), Ekaterina Gubanova (Amneris) und Simone Piazzola (Amonasro). Von den weiteren Mitwirkenden hatten alle Rollendebüt am Haus – bis auf Carlos Osuna als Boten. Sogar Simone Young, die in Wien bereits ein reichhaltiges Repertoire dirigiert hat, steht jetzt erstmals bei „Aida“-Aufführungen am Pult.

Fabio Sartoris Radames war stimmlich mehr der wüstenwind- und schlachtengeprägte Feldherr, als dass er mit der verfeinerten Eleganz des pharaonischen Hofes kokettiert hätte. Sein Tenor zeigte sich etwas rau timbriert, das „Celeste Aida" sang er mit praktikabler Robustheit. Er beendete es mit einem von ihm kraftvoll gesetzten Schlusston. Das leicht gekörnte Spintomaterial seiner Stimme legte sich im Fortissimo mit angedunkelter metallischer Farbe effektvoll über das Orchester und sorgte auf diese Weise für veritable Verdi’sche Energieschübe. Sartori wusste im Verlauf des Abends aber auch in den lyrischen Passagen die Stimme zu zügeln und konnte der Partie ausreichend Poesie abgewinnen. Das sorgte für ein effizientes, aber etwas grobschlächtiges Gesamtpaket, mit dem Sartori keine Mühe hatte, in Verdis Ägypten stimmlich zu reüssieren. In seiner körperlichen Erscheinung erinnerte Sartori stark an Luciano Pavarotti, der vor 32 Jahren in der Premiere dieser „Aida“-Produktion gesungen hat.

Die Aida der Lliudmyla Monastoyrska war stimmlich aus einem ähnlichen Holz geschnitzt und mit ihrem schon recht vibratogeschwängerten ausladenden Sopran eine Königstochter, die für selbstbewusste, kraftvolle Töne sorgte. Ihr Sopran füllte das Haus – und zeigte sich überraschender Weise doch elastisch genug, um auch in der Nilarie mit leicht metallisch unterlegten Piani und einer sicheren Höhe zu punkten. Aida und Radames passten im Stimmcharakter gut zusammen, auch im statischen Spiel erinnerten sie ein wenig an vergangene Opernzeiten.

Ekaterina Gubanovas zeigte sich schauspielerisch präsenter als das Liebespaar, ließ auch im Timbre eine „abgerundetere“ Stimme hören. Allerdings war ihr Mezzo in der Tiefe nicht besonders fundiert, und in der intensiv gespielten Gerichtszene hätte mehr dramatisches Potenzial nicht geschadet. Eindeutig zu wenig davon hatte der Amonasro von Simone Piazzola, der König (Il Hong) blieb ziemlich blass. Yongim Park war mit seinem dunklen Bass beim Ramfis gut aufgehoben: diese Stimme hat Substanz und jenen rar gewordenen „schwarzen“ Charakter, der auf eine vielversprechende Zukunft hoffen lässt.

Simone Young sorgte für einen in manchen Passagen schon ein wenig auf Wagner schielenden Verdiklang, sowie für ansprechende, etwas breit genommene Lyrismen.Die Begleitung der Balletteinlagen hatte wenig tänzerischen Esprit. Der Schlussapplaus dauerte sechs Minuten lang. Simone Young war schon nach der Pause mit viel Applaus empfangen worden.

Fazit: Gute „Hausmannskost“ im Staatsopern-Repertoire.