AIDA
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Staatsoper
28. März 2015

Dirigent: Philippe Auguin

König - Ryan Speedo Green
Amneris - Luciana D'Intino
Aida - Sondra Radvanovsky
Radames - Jorge de León
Ramfis - Sorin Coliban
Amonasro - Franco Vassallo
Bote - Jinxu Xiahou
Priesterin - Olga Bezsmertna


„109. Aufführung in dieser Inszenierung“
(Dominik Troger)

Die Wiener Staatsoper bietet an diesem Wochenende eine Opern-Kreuzfahrt ins südöstliche Mittelmeer. Landaufenhalte in Ägypten und Griechenland sind geplant. Die historische Authentizität der bereisten antiken Trümmerstätten wie Memphis, Theben und Mykene wird aber nicht garantiert.

Sondra Radvanovsky hat sich an drei Abenden dem Wiener Publikum als Aida vorgestellt. Die Sängerin hat die Partie seit 2010 im Repertoire. Radvanovsky besitzt einen der derzeit raren dramatischen Verdisoprane. Trotz einer gewissen „ausladenden Tendenz“ hat die Sängerin die Stimme im Griff, vermag sie die beiden großen Arien in bestem Sinne zu gestalten und nie hat man als Zuhörer dabei den Eindruck, dass ihre stimmlichen Mittel nicht ausreichen könnten. Die kräftigen Spitzentöne zeigen Kante, sind aber ohne störende Schärfe. Die Stimme ist trotz ihrer dramatisch-expressiven Anlage flexibel genug, um auch mit lang gehaltenen und gehaltvollen Piani zu überzeugen. Ein kurzwelliges Vibrato begleitet die Stimme schon seit vielen Jahren und das nicht immer zu ihrem Vorteil.

Das Timbre von Radvanoskys Sopran ist allerdings etwas eigentümlich, eher dunkel gefärbt und mit einer herben, leicht rauen Note versehen, die weniger den Liebreiz jugendlicher Äthiopierinnen betont, als das bedrohliche Gefühlsdrama, das diese Frau zwischen Feldherrn- und Vaterlandsliebe hin- und herbeutelt. Diese Aida schmückt ihre Liebe mit keinen Blumen, sondern leidet auf dem von der Sonne verbrannten ägyptischen Boden und kämpft mit einem erdgebundenen Heroismus, der kaum Hoffnung verheißt. Nur in wenigen Momenten entwindet sich diese Frau den breiten Fesseln ihrer Lebenstragödie, um dann allerdings mit überraschendem und vorzüglichem Resultat ihre Seelenqualen in eine satte, schwärmerische Melancholie zu transzendieren.

Und der entscheidende Moment in dem diese Aida-Vorstellung „über sich hinauswuchs“ war jenes „hohes C“ der vom Mondschein beschienenen Vaterlandsliebe in dem Radvanovsky mit zurückgenommener Stimme das von Verdi vermerkte „Dolce“ zu einem wunderbaren, aus der Gesangslinie entwickelten Effekt nützte, wie ein in warmen Farbtönen aufglühendes Strahlen, in dem Aidas Abschiednehmen eine tröstliche und zugleich sanft verlöschende Milde annahm.

Luciana D'Intino war eine bewährte Amneris und sorgte mit ihrem gewichtigen, wenn auch nicht immer feinfühligen Mezzo für dramatische Substanz. Sie gestaltete eine packende Gerichtsszene. Der Radames von Jorge de León war ein robuster, etwas an den Grenzen seiner stimmlichen Substanz entlang balancierender Feldherr. Der etwas gestemmte Schluss des „Celeste Aida...“ strotzte nicht gerade von Raffinesse. Sein etwas baritonal und etwas rau gefärbter Tenor klang insgesamt „einsilbig“, füllte aber das Haus und entwickelte durchaus dramatisches Potenzial. Franco Vasallo sorgte als Amonasro für das gebotene forsche Auftreten, ohne dabei stimmlich forciert zu klingen.

Olga Bezsmertna als Priesterin und der Bote von Jinxu Xiahou hinterließen einen guten Eindruck, weniger bemerkenswert gerieten der an diesem Abend etwas unausgewogen tönende Bass von Sorin Coliban (Ramfis) und der mit zu blasser Autorität konturierte König von Ryan Speedo Green. Der Staatsopernchor agierte in der gewohnten Topform. Die Balletteinlagen waren weniger überzeugend und litten besonders unter dem schwerfälligen Dirigat von Philippe Auguin, das die ganze Leidenschaftlichkeit des Ausdrucks oftmals übermäßig in die Länge zog und für Verdis feines musikalisches Kolorit nur wenig Gespür entwickelte.

Die Inszenierung ist 31 Jahre alt, statisch angelegt, und erweckt optisch den Eindruck einer etwas kargen, aus Plastikelementen aufgebauten Filmkulisse, durch die mit archäologischen „Replikaten“ geschmückte Opernsängerinnen und -sänger promenieren. Die Besucher im bestens gefüllten Haus spendierten einen fünf Minuten langen Schlussapplaus.