AIDA
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Staatsoper
14. März 2013
Wiederaufnahme

Dirigent: Pinchas Steinberg

König - Janusz Monarcha
Amneris - Olga Borodina
Aida - Kristin Lewis
Radames - Jorge de León
Ramfis -
Dan Paul Dumitrescu
Amonasro - Markus Marquardt
Bote - Jinxu Xiahou
Priesterin - Elisabeth Marin


„Unspektakuläres Opern-Ägypten“
(Dominik Troger)

Die Wiener Staatsoper spielt „Aida“, auch wenn das Wetter mehr für eine „La Wally“ gepasst hätte: Lawinenabgänge statt Sanddünen. Aber das ist natürlich reinste Übertreibung: Niemand wird wüstenstaubgeschwängerten Saharawind verlangen, nur weil es zum Spielplan der Staatsoper passt.

Die Wünsche der Opernenthusiasten an die Direktion sind zwar manchmal ähnlich herausfordernd und schwer zu erfüllen, aber vor allem in dieser Saison hat man als eifriger Besucher des „Hauses am Ring“ schon redlich gelernt, sich nach „der Decke zu strecken“ – doch so kurz wie unlängst in der „Traviata“ war die Decke an diesem Abend nicht.

Trotzdem wird diese „Wiederaufnahme“ nicht als „Galavorstellung“ in die Staatsopern-Historie eingehen, sondern als einigermaßen solider Repertoireabend, der sein aufgeklebtes Etikett mehr aus Marketinggründen getragen hat. Die Aufführung war jedenfalls kein Pflichttermin für Stimmfetischisten oder ältere Semester, die sich vielleicht noch an die Premiere dieser „Aida“-Produktion im Jahre 1984 erinnern: Zwei Tage für einen einigermaßen guten Stehplatz anstellen, um Pavarotti zu hören, das waren noch Zeiten!

Kristin Lewis gab an diesem Abend ein solides Hausdebüt. Die Sängerin bezeichnet sich auf ihrer Homepage als „Lyrico-Spinto“ und singt seit einigen Jahren die Aida an großen Häusern. Mit ihrem „milchkaffebraunen“ Teint ist sie vom Aussehen her bestens für die Rolle geeignet – aber ich war überrascht, wie wenig sich von diesem „südländischen Flair“ in ihrer Stimme wiederfand. Ihr Sopran zeigte sich etwas kühl timbriert, prunkte nicht mit der Wärme südlicher Sonne, und tendierte dazu, etwas eng zu klingen, etwa mit schmalen Pianohöhen. Außerdem war spürbar, welchen Respekt ihr die Rolle bei ihrem Hausdebüt einflößte, beispielsweise beim „Ritorna vincitor“, mit einem von ihr nur lasch entwickelten und gehaltenen Spannungsbogen. So richtig ausgefüllt hat Lewis die Rolle für mein Dafürhalten nicht.

Bei Jorge de León, dem Radames der Aufführung, wäre der Befund ähnlich ausgefallen, doch er ist kurzfristig für Aleksandrs Antonenko eingesprungen. Er schien sich vor allem auf eine breitgestemmte Höhe zu verlassen – und diese Spitzentöne kamen teils wirklich gut, raumfüllend, mit einem satten, etwas offenen Klang. Dafür geriet seinem leicht baritonal gefärbten Tenor die Mittellage zu schwerfällig und ausdruckslos, das Timbre leicht nasal und leicht belegt klingend. Ein starkes breitwelliges Vibrato war auffallend – aber zumindest in diesem Punkt war er mit der Amneris des Abends, Olga Borodina, „wesensverwandt“. Sein Spiel war hölzern, was in dieser statischen Produktion aber kaum eine Rolle spielte, die riesige Ägyptologieversatzstücke präsentiert, welche auf einem dunkelbraunen und leicht spiegelnden Plastikboden stehen.

Olga Borodina lieh der Amneris bei ihrem Hausdebüt einen satten, tiefgründigen Mezzo, der sich in dieser tiefen Lage am wohlsten zu fühlen schien und schon recht stark ins „Schwingen" kam. Im vierten Akt kämpfte sie mit Leidenschaft und Verzweiflung um ihren gestrauchelten Feldherrn. Das waren die mitreißendsten Momente des Abends, weil auch das Orchester unter Pinchas Steinberg endlich in Schwung kam.

Steinberg hat die Musiker auf einen trockenen, mit feinem Finishing versehen Verdi-Klang präpariert, der sich mit Eleganz, aber recht leidenschaftslos verströmte. Die Balletteinlagen gerieten einförmig und untänzerisch, bis zur Pause entwickelte sich der Abend recht verhalten. Erst gegen Schluss des dritten Aktes und im vierten taute dieses mehr „rational“ angelegte Musizieren etwas auf und es wurde das „Drama“ hinter der Geschichte greifbarer.

Dan Paul Dumitrescu sang einen gemütlichen und wenig autoritären Ramfis, Markus Marquardt war ein Amonasro, dessen Stimme ihn nicht zu besonderer „Heroik“ befähigte (und er hätte sich in dieser Form auch an einem „normalen“ Repertoireabend schwerlich Meriten erworben). Jinxu Xiahou sang den Boten besser, als einige Rollenvorgänger.

Der Schlussapplaus dauerte rund sechs Minuten. Es handelte sich um die 98. Aufführung dieser Produktion. Nummer 100 folgt am 20. März.