AIDA
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Staatsoper
27.2.2005

Dirigent: Pier Giorgio Morandi

König von Ägypten - Goran Simic
Amneris - Ildikó Komlosi
Aida - Hui He
Radames - Franco Farina
Ramphis - Raymond Aceto
Amonasro - Ambrogio Maestri
Ein Bote - Benedikt Kobel
Eine Priesterin - Inna Los


„Aida am Sonntagnachmittag“
(Dominik Troger)

Zwei Akte brauchte diese sonntagnachmittägliche Aida um in Schwung zu kommen – erst nach der Pause wurde es eine respektable Aufführung.

Diese Aida-Produktion ist ziemlich genau 21 Jahre alt – man merkt es auch. Sie hat einen Hang zum Kitsch (so ähnlich wie die „Turandot“, die auch ein Erbstück der Ära Maazel ist), aber amerikanisch cool, ein bisschen nach Plastik riechend. Die „Turandot“ gefällt mir optisch besser als diese „Aida“ voller monumentaler ägyptischer Versatzstücke. Groß hängt der Mond über dem Nil. Immerhin werden die Balletteinlagen noch getanzt und es gibt ein paar Szenenwechsel. Auch daran merkt man, dass das eine ältere Inszenierung sein muss. Die Premiere am 30. April 1984 war ein Event ersten Ranges gewesen: Luciano Pavarotti hatte diese Dekorationen mit seinem Charisma eingeweiht.

„Oh wäre ich erkoren... Celeste Aida...“ Franco Farina gab sein Debüt als Radames. Er gab es erst in der zweiten Aufführung dieser Serie, die erste hatte er abgesagt. Leider muss Radames gleich zu Beginn sein Glanzstück abliefern. Farina nutzte es nicht zum effektvollen Einstand, agierte vorsichtig, etwas angestrengt, vermied alle Extravaganzen und erwies sich nicht gerade als höhenbegieriger Gipfelstürmer. Im weiteren Verlauf gewann Farina an Sicherheit, und überzeugte vor allem in den dramatischeren Passagen. Ein langwelliges Tremolo, dass immer wieder auftauchte, war etwas störend. Er tendierte überhaupt zum Forcieren, was mir weniger behagte.

Vom Gesangstil ähnelte er der Amneris von Ildikó Komlosi. Auch hier haben Lyrismen wenig Chance, eigentlich noch weniger, weil Komlosi zu einer unfokussierten Tongebung neigt und leicht ein starkes Tremolo durchschlägt. Aber Komlosi gewann nach der Pause stark durch ihren emotionalen Ausdruck, und trieb die Handlung spannend und effektvoll weiter.

Die richtige Balance zwischen dem Anspruch einer „großen Oper“ und dem „dolcissimo“ berückender Liebe hielt am besten Hui He als Aida. Hui He war schon in der ersten Vorstellung dieser Serie für Daniela Dessi eingesprungen. Sie vermag auch feinere Phrasen zu modellieren, scheut nicht den Übergang ins Piano und entwickelte so ein sehr plastisches und facettenreiches Portrait der feldherrnverliebten Sklavin. Was ihrem Timbre ein wenig abgeht ist südländisches Flair und ein Schuss Sentimentalität, aber die erreichte emotionale Feinfühligkeit war glaubwürdig und auch gesanglich überzeugend umgesetzt. Insgesamt eine imposante Leistung.

Ihr Vater Amonasro, Ambrogio Maestri, war mir zu wenig „kernig“. Er hat mir als Falstaff vom Typus besser gefallen. Das restliche Ensemble tat seine Pflicht, manche etwas besser (Raymond Aceto als Ramphis), manche nicht so überzeugend (Goran Simic als König). Das gilt auch für Pier Giorgio Morandi (kurzfristig für Marcello Viotti eingesprungen), der das Orchester nicht gerade besonders inspiriert handhabte und immer wieder einem beharrlichen Trägheitsmoment huldigte. Auch er trafs nach der Pause besser, da störte zumindest keine Balletteinlage mehr (die waren ziemlich lieblos abgehandelt worden). Am Schluss bauten die Violinen Aida und Radames doch noch ein filigranes Totenbett.

Der Applaus fiel für Staatsoperngebrauch eher kurz aus, es gab natürlich einige Bravorufe, unter anderem für Hui He.