PIQUE DAME

Aktuelle Spielpläne
Forum
Opernführer
Chronik
Home
Tschaikowsky-Portal

Staatsoper
16.1.2015


Dirigent: Marko Letonja

Hermann - Aleksandrs Antonenko
Tomski/Pluto - Tómas Tómasson
Jeletzki - Markus Eiche
Tschekalinski - Thomas Ebenstein
Surin - Sorin Coliban
Tschaplitzki - Benedikt Kobel
Narumow - Janusz Monarcha
Festordner - Clemens Unterreiner
Gräfin - Marjana Lipovsek
Lisa - Barbara Haveman
Polina/Daphnis - Elena Maximova
Gourvernante - Aura Twarowska

Mascha/Cloe - Caroline Wenborne


Pique Dame, 27. Aufführung der aktuellen Produktion

(Dominik Troger)

In der Wiener Staatsoper wird Hermann wieder von der Pique Dame an der Nase herumgeführt und Lisa wirft sich in die aus schwarzen Regenschirmen gebildete Bühnen-Newa. Bis 28. Jänner stehen noch drei weitere Vorstellungen auf dem Programm.

Die erste Aufführung der „Pique Dame“-Serie brachte dem Wiener Publikum einige interessante Rollendebüts. Besonderes Interesse erweckten natürlich die neue Lisa (Barbara Haveman) und eine neue Gräfin (Marjana Lipovsek). Barbara Haveman zählt seit Jahren zu den verlässlichen Sängerinnen in einem schwer adäquat zu besetzenden Fach. Sie steuerte überzeugend durch die emotionale Hochschaubahn, die der Komponist der Lisa „gebaut“ hat. Die Lyrik des Beginns lag ihr noch weniger, aber für die aufflammende Liebesglut und die Verzweiflungsausbrüche zeigte sich Havemans Sopran flexibel und kräftig genug, wenn auch da und dort schon von stärkerem Vibrato und etwas forciert klingenden Spitzentönen begleitet.

Marjana Lipovsek spielte die Gräfin nicht als „hexenhafte", schon leicht vergreiste Frau, sondern packte ihre Verführungskünste aus, was sie mit einer gemessen an ihren Karrierejahren noch überraschend intakten Stimme unterstrich. Das Geheimnis der Figur wurde weniger betont – und so verströmte die entscheidende Szene mit Hermann nicht unbedingt den Nervenkitzel, den man ihr gerne zugestehen möchte. Hingegen stand ein spürbares erotisches Faszinosum im Vordergrund. Außerdem musste diesmal für den zwischen ihr und Hermann ziemlich handfest angedeuteten Geschlechtsakt (wie er in dieser Inszenierung von Vera Nemirova vorgesehen ist) nicht der Bühnenboden herhalten, sondern eines jener Stahlrohrbetten, in denen im ersten Bild die Kinder des Jugendheimes ihre Nächte verbringen. (Nemirova hat die Handlung in den ersten Jahren des Post-Kommunismus angesiedelt.)

Was hier fast immer gut funktioniert, ist das Spiel mit dem kleinen Schminkspiegel, der das Bühnenlicht von der Gräfin, die sich mit seiner Hilfe für das „Rendezvous“ mit dem Tod „aufmöbelt“, auf den im Hintergrund lauernden Hermann wirft: Während sich der kleine Lichtkreis zum Gesicht Hermanns vorwärtstastet, liegt es buchstäblich in der Hand der Gräfin, mit diesem eine nonverbale Kommunikation aufzubauen, die die ganze Szene mit einem erotischen „Prickeln“ auflädt.

Als Hermann trat Aleksandrs Antonenko an. Er hat die Partie schon 2009 an der Staatsoper gesungen. Die Tendenz zum etwas „kraftmeiernden“ Einsatz seines nicht sehr farbenreichen Tenors scheint sich seither verstärkt zu haben, was der psychologischen Nuancierung nicht gerade gut tat. Insofern überdeckte das verzweifelte Spielerpathos den Liebhaber zu deutlich.

Neben einem zu trocken-soliden Tómasz Tómasson als Tomski, einer schwungvollen Elena Maximova als Polina (Rollendebüt am Haus), einem mit intrigantem Tenor gezeichneten Tschekalinsiki (Thomas Ebenstein, ebenfalls Rollendebüt am Haus) und einem im Vergleich viel „gemütlicheren“ Surin (Sorin Coliban) hinterließ vor allem Markus Eiche als Jeletzki mit der bekannten Arie einen sehr guten Eindruck: Sie war der „Leckerbissen“ des Abends.

Der insgesamt „auffälligste“ Mitwirkende war allerdings Clemens Unterreiner als Festordner – oder sollte man nicht besser schreiben als Animateur? So einsatzfreudig ging er während des Schäferspiels und beim Auftritt der Zarin an seine Aufgabe heran. Die Fähigkeit, aus kleinen Nebenrollen eine Hauptrolle zu machen, ist auch eine Kunst. Positiv brachten sich der Staatsopernchor, die Kinder der Opernschule und die Balletteleven ein. Das Orchester unter Marko Letonja setzte auf einen konventionell-romantischen Tschaikowskyklang mit gutem Gefühl für die dramatischen Höhepunkte der Handlung. Das Publikum spendete anteilteilnehmenden, aber eher kurzen Beifall.

Nicht als „Pique Dame“, sondern als „Regie Dame“ stand plötzlich Regisseurin Vera Nemirova beim Schlussapplaus mit dem Sängerteam auf der Bühne. Auf dem Programmzettel war keine Neueinstudierung vermerkt. Aber möglicherweise hat Nemirova noch einmal Hand an ihre Produktion aus dem Jahr 2007 gelegt.