PIQUE DAME

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Staatsoper
23.9.2009


Dirigent: Seiji Ozawa


Hermann - Aleksandrs Antonenko*
Tomski/Pluto - Albert Dohmen
Jeletzki -
Markus Eiche
Tschekalinski - Peter Jelosits
Surin - Sorin Coliban*
Tschaplitzki - Benedikt Kobel
Narumow - Dan Paul Dumitrescu
Festordner - Clemens Unterreiner
Gräfin - Anja Silja
Lisa - Natalia Ushakova*
Polina/Daphnis - Elisabeth Kulman
Gourvernante - Aura Twarowska
Mascha/Cloe - Caroline Wenborne

(* Rollendebüt an der Wiener Staatsoper)


Pique Dame - 14. Aufführung dieser Inszenierung

(Dominik Troger)

Pique Dame treibt in der Staatsoper den notorischen Spieler Hermann wieder in den Selbstmord – insgesamt vier Mal bis 2. Oktober. Die erste Aufführung dieser Serie überzeugte durch opernhafte Dramatik – das psychologische Element blieb etwas unterbelichtet.

Schon Seiji Ozawa am Pult sorgte für einen mehr symphonischen Zugang, mit breitem Klangbild und lustvollem Auskosten der spannenden Instrumentierung; üppig floss der musikalische Strom, glanzvoll die Musik zum Maskenball, repräsentativ und gar nicht fragwürdig (so wie ihn nämlich die Inszenierung darstellt), von einem sehr gut disponierten Staatsopernorchester ausgeführt. Freilich, das geht auch anders. Andris Nelsons zum Beispiel hatte bei seinem Staatsopern-Debüt im Juni 2008 mit dem Taktstock sezierend gleichsam in den Gehirnwindungen Hermanns gewühlt. Doch das tut Ozawa keinen Abbruch: Tschaikowski liegt beim Musikdirektor der Wiener Staatsoper immer ihn guten Händen.

Der lettische Tenor Aleksandrs Antonenko hatte sein Hausdebüt als Hermann: eine kernige Stimme, mehr pathetisch geführt, die auch kraftvoll das Orchester „übersang“. Zum Stil der Inszenierung von Vera Nemirova passte das nicht unbedingt, sondern es erinnerte eher an „gute, alte“ Opernzeiten. Antonenko fehlte es etwas an einer differenzierten Darstellung des Charakters, sein Wahnsinn geriet ein wenig plakativ, am Schluss mit einem überzeugenden Schuss tenoraler Heroik. Er erhielt viele Bravorufe für eine in Summe beeindruckende Leistung.

Die arme Lisa hatte es schwerer, mich zu überzeugen: Natalia Ushakovas Sopran zeigte sich ein wenig hart timbriert, mit Spitzentönen, die forciert, aber sehr emotional das Publikum einfach mitrissen (die Szenen mit Hermann waren insgesamt sehr spannungsgeladen). Doch hinterließ ihre Stimme insgesamt einen eher unausgeglichenen Eindruck, vor allem die untere Mittellage klang ziemlich verhalten, oft schlich sich ein, für meinen Geschmack, störendes Vibrato ein.

Anja Silja begeisterte als Gräfin, auch wenn ihre Stimme von Mal zu Mal leiser zu klingen scheint. Gerade darin liegt aber zugleich der große Reiz: zwischen präsenter physischer Gegenwart und einer Stimme, die schattenhaft sich an jugendliche Zeiten erinnert und doch noch eine schwere Sehnsucht nach Liebe mit hineinverpackt. Die Szene mit Hermann im Schlafzimmer war voller erotischer Energien, vibrierte in einer Hingebungsbereitschaft, die aus der „Pique Dame“ noch einmal eine „Herz Dame“ machen möchte – allein, wie sie mit dem Stift ihre Lippen nachzog, zu einem kirschroten sündigen Mund ...

Unbedingte Erwähnung verdient wieder der Jeletzki von Markus Eiche, der mit schön geführter nobler Stimme gegenüber Lisa seinen hehren Gefühlen Ausdruck verlieh. Elisabeth Kulman gab die Polina gefühlvoll und dann jugendlich überdreht und jauchzend, bevor die Mädchenrunde im zweiten Bild harsch zu Ruhe und Benehmen aufgefordert wurde. Die übrige Besetzung war zum größten Teil bekannt.

Über die Inszenierung wurde schon ausführlich in der Premierenbesprechung referiert: nach der Pause, wenn sie sich stärker auf die eigentliche Handlung konzentriert, funktioniert sie recht gut. Das Publikum spendete viel Applaus, aber nicht allzu lange.