EUGEN ONEGIN

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Staatsoper
15. April 2013


Dirigent: Andris Nelsons

 

Larina - Zoryana Kushpler
Tatjana - Anna Netrebko
Olga - Alisa Kolosova
Eugen Onegin - Dmitri Hvorostovsky
Lenski - Dmitry Korchak
Fürst Gremin - Konstantin Gorny
Filipjewna - Aura Twarowska
Monsieur Triquet - Norbert Ernst
Ein Hauptmann - Mihail Dogotari
Saretzki - Mihail Dogotari
Ein Vorsänger - Dritan Luca


Lyrische Exstase II

(Dominik Troger)

Die zweite Vorstellung der aktuellen „Eugen Onegin“-Serie bestätigte im Wesentlichen die Eindrücke der ersten Vorstellung. Die Atmosphäre im Haus war etwas unruhiger wie zum Beispiel störende Handys und allergisches (?) Niesen.

Viele weitere Pluspunkte sammelte Dmitry Korchak als Lensky, der schon in der Ballszene aufdrehte und dem die Arie noch besser gelang als in der ersten Vorstellung. Korchak verstand sich beim „Kuda, kuda vi udalilis“ auf einen gefühlvollen Vortrag, mit schwebend fragenden Piani, und einer gleichsam „Wertherischen“ Todessehnsucht. Das zog einen schwer in Bann und verfehlte nicht seine Wirkung auf das Publikum. Bei ihm verbindet sich ein Zug von jugendlichem Rebellentum mit schwermütiger Poesie, aber ganz ohne Larmoyanz.

Ist Lensky Tatjana nicht unähnlich? Er stirbt in einem provozierten Duell, Tatjana begräbt ihre Ideale in einer Vernunftehe, beider Lebenshoffnung zerbricht an der Realität. Anna Netrebko schien mir an diesem Abend in der Briefszene eine Spur mehr auf Sicherheit bedacht. Die Schlussszene muss man schon wegen des nonverbalen erotischen Funkelns zwischen ihr und Dmitriy Hvorostovsky nicht nur gehört, sondern unbedingt gesehen haben. Hvorostovskys Bariton klang mir auch an diesem Abend eine Spur zu nüchtern. Er erhielt im ersten Bild von ein paar Besuchern schütteren Auftrittsapplaus. Konstantin Gorny gelang der Gremin flüssiger als am ersten Abend, das Timbre seiner Stimme ist etwas trocken. Alisa Kolosova positionierte die Olga in passendem Gegensatz zu Tatjana, als lebenslustiges und hoffnungsfrohes Mädchen.

Andris Nelsons modellierte nicht nur bei Lenskys Arie behutsam die Begleitung. Nelsons agierte am Pult mit großer Selbstverständlichkeit, aufmerksam die Musik bis in Details ausformend. Dabei wirkte er manchmal fast ein wenig lässig, den linken Arm seitlich ausgestreckt auf die Brüstung hinter ihm lehnend, die den Orchestergraben zu den Sitzreihen hin abschließt, dann plötzlich wieder ganz Energiebündel und aufspringend, wenn es galt beispielsweise den Schluss einer Szene im Orchester noch mit einem emotionalen Feuerstoß ausklingen zu lassen. Der dunkle, etwas schwermütige Orchesterklang gab dem Abend ein passendes Fundament.

Der Schlussapplaus dauerte zehn Minuten lang, sehr stark für Korchak und natürlich für Netrebko, auch für Nelsons, etwas weniger intensiv für Hvorostovsky. Einige Blumensträuße wurden geworfen.