IOLANTA

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Staatsoper
16.9.2025


Musikalische Leitung: Timur Zangiev


Iolanta - Elena Stikhina
René - Ivo Stanchev
Graf Vaudémont - Dmytro Popov
Robert - Boris Pinkhasovich
Ibn-Hakia - Attila Mokus
Almerik - Daniel Jenz
Bertrand - Simonas Strazdas
Marta - Monika Bohinec
Brigitta - Maria Nazarova
Laura - Teresa Sales Rebordao

„9. Aufführung in dieser Inszenierung
(Dominik Troger)

Die Staatsoper hat zu Saisonbeginn gleich einige ihrer Neuproduktionen aus der letzten Saison auf den Spielplan gesetzt: „Die Zauberflöte“, „Tannhäuser“ und „Iolanta“. „Die Zauberflöte“ wird im Juni noch einmal rechtzeitig zur sommerlichen Touristensaison gespielt, für den „Tannhäuser“ und Tschaikowskys Märchenoper sind 2025/26 keine weitere Reprisen mehr geplant..

Bei der „Iolanta“ ergab sich die Chance, eine neue Sängerin in der Titelpartie kennenzulernen: Elena Stikhina ist in drei Vorstellungen für Sonja Yoncheva eingesprungen. Yoncheva hat die Partie in der Premiere im Frühjahr gesungen. Stikhinas Sopran ist im Vergleich heller, eine Spur leichter, Yonchevas Iolanta klang aparter, aber auch eine Spur reifer und vibratolastiger. Beide Sängerinnen haben die Partie im Rahmen der Inszenierung glaubhaft verkörpert – und diese grüne, mit Rosenbüschen bewachsene „Kulisseninsel“ mit dem ganz kleinen Teich an der Rampe, die die Staatsopernbühne schmückt, schmückt zugleich die Aura der Sängerinnen der Iolanta und umflort sie mit duftend-jugendfrischem Kranz.

Die meisten Rezensenten der Premiere haben sich nach meinem Eindruck von diesem schmucken grünen Bühnenhügel blenden lassen und kaum thematisiert, wie Regisseur Evgeny Titov szenisch das Märchen unterminiert hat, wie er im Finale die Aussage von Tschaikowskys „Bühnenwunder“ geradezu ins Gegenteil verkehrt: Mit einer überlangen, eingelegten Generalpause werden Musik und Finale unterbrochen, und statt die Heilung Iolantas in einem großen Loblied auf die Barmherzigkeit Gottes ausklingen zu lassen, findet sich die eben Geheilte in einer graudüsteren zerstörten Landschaft wieder, die plötzlich aus dem Bühnenhintergrunde barbarisch ihrem eben erst sehend gewordenen Augenlichte droht.

Die Besetzung ist – bis auf Iolanta – in den Hauptpartien seit der Premiere dieselbe geblieben – und es ist schade, dass hier nicht durchwegs erste Kräfte zum Zug gekommen sind. Dem König hätte ein würdevollerer Bass sehr gut getan und auch der Arzt hätte seine Weisheit mit fülligerer Stimme verbreiten können, hat doch beiden der Komponist eine dankbare Arie geschenkt mit der sie das Publikum begeistern könnten. 

Boris Pinkhasovich hatte als Herzog von Burgund genug Stimmreserven für Tschaikowskys emotionales Pathos, aber sein Weggefährte Graf Vaudémont hätte hier noch zulegen müssen. Dmytro Popov klang auch an diesem Abend zu forciert mit seinem für die Partie eigentlich zu leichtgewichtigen Tenor. Da wussten Nebenrollen wie Simonas Strazdas als Bertrand sowie Daniel Jenz als Almerik sich passender zu päsentieren, vor allem Strazdas war in der an sich kleinen Partie des Bertram von gediegener, stimmlich raumfüllenden Präsenz.

Mit Timur Zangiev wurde nach Tugan Sokhiev, der die Premiere der Produktion betreut hat, der Dirigentenstab an einen jüngeren russischen Maestro weitergereicht. Zangiev hat erst im Juni die „Pique Dame“ an der Staatsoper dirigiert – und er hat auch, wie mir scheint, in der „Iolanta“-Musik die zeitliche Nähe zur „Pique Dame“ nicht unter den Teppich gekehrt: etwa wenn die beiden Freunde kühn in Iolantes Garten eindringen, überhaupt wenn sich seelische Erregung in der Musik breit macht.

Zangiev fand in den Szenen am Beginn bis zum Schlaflied zu einem weicheren, sanfteren Tonfall mit all dieser bukolischen Holzbläsersinnlichkeit – oder er ließ das bereits angesprochene, emotionale Pathos aufschäumen, das beispielsweise im Finale von Roberts Arie mit enthusiastischem Schwung beschworen wurde. Bedient die Jugend doch oft eine stärkere Gefühlsskala, wo Ältere sich schon in erprobten Bahnen bewegen, was dann schnell zu „konventionell“ klingen kann. Leider zerstört die Inszenierung den musikalischen Spannungsaufbau des Finales, das in einem erhabenen Gotteslob ausklingt. Der starke Schlussapplaus lag bei rund sechs Minuten.