JOLANTHE / UNDINE

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Theater an der Wien
22. Februar 2019

Konzertante Aufführung

Musikalische Leitung: Evgeny Brazhnik (Jolanthe), Vladimir Fedoseyev (Undine)

Chor und Orchester der Helikon Oper Moskau
Gastspiel der Helikon Oper Moskau

Iolanta

Iolanta - Elena Mikhailenko
König René - Aleksei Tikhomirov
Ibn-Hakia - Grigory Soloviev
Graf Vaudémont - Ivan Gyngazov
Herzog Robert von Burgund - Alewksei Isayev
Martha - Larisa Kostiuk

Brigitta - Olga Tolkmit
Laura - Irina Reynard
Bertrand - Georgii Ekimov
Almerik - Ivan Volkov

Undine

Undine - Elena Mikhailenko
Huldbrand - Ivan Gyngazov
Goldmann - Grigory Soloviev
Bertha - Irina Reynard



Gastspiel Helikon Oper Moskau: 2. Abend

(Dominik Troger)

Das zweitägige Gastspiel der Helikon Oper Moskau im Theater an der Wien wurde mit Aufführungen von Pjotr Iljitsch Tschaikowskys Einakter „Iolanta“ und seinem „Undine“-Fragment abgeschlossen.

Im Gegensatz zu „Mazeppa“, die zumindest in den letzten 20 Jahren in Wien nicht aufgeführt worden ist, gab es von der „Jolanthe“ – der blinden Prinzessin, die durch „Liebe“ sehend wird – sogar zwei szenische Produktionen: 2001 beim Wiener Klangbogen mit dem jungen Piotr Beczala als Vaudémont, und 2012 eine Eigenproduktion des Theaters an der Wien. Zudem sang 2012 Anna Netrebko die Titelpartie in einer konzertanten Aufführung im Wiener Konzerthaus.

Die Aufführung der Helikon Oper fand im Gegensatz zur vortägigen „Mazeppa“ in einem „klassischen“ konzertanten Setting mit Notenpulten statt. Offenbar hat man die Wienreise als Probenmöglichkeit genützt, weil die Premiere geht in Moskau laut Homepage der Helikon Oper erst im Mai über die Bühne. Die Helikon Oper wurde 1990 vom Regisseur Dmitry Bertman begründet. Bertram ist Wiener Opernliebhaberinnen und -liebhabern vielleicht noch von seiner „The Rake's Progress“-Inszenierung an der Wiener Volksoper bekannt – zumindest an die Gartenzwergeinvasion im Schlussbild wird man sich vielleicht noch erinnern.

Dieser Querverweis soll verdeutlichen, dass die Helikon Oper im Rahmen der lokalen Möglichkeiten unkonventionelle szenische Lösungen sucht – und dass ihre Stärken im Zusammenspiel der Kräfte, sozusagen im Ensemblegedanken liegen. Aus rein musikalischer Sicht zählt sie nach den Eindrücken, die dieses Gastspiel bei mir hinterlassen hat, nicht zu den allerersten Häusern. Schade, dass man keine szenische Produktion nach Wien geholt hat.

Vor dem Hintergrund der weiter oben angemerkten jüngeren Wiener Aufführungsgeschichte der „Jolanthe“ hatte es diese konzertante Aufführung schwer, weil die Messlatte ziemlich hoch lag. In der Titelpartie stellte sich Elena Mikhailenko dem Wiener Publikum vor: ein heller, leicht metallischer, lyrischer Sopran, dem offenbar zu wenig Zeit gelassen wurde, um zu reifen. Die Sängerin hat schon Tosca, Turandot, die Katerina Izmailova im Repertoire. Nicht, dass ihre Jolanthe ohne Reiz gewesen wäre, in den lyrischen Passagen hörte man noch dieses aristokratische Funkeln der Stimme – aber in der Attacke kam ihr Sopran schnell aus der Fasson: starkes Vibrato und eine scharfe Höhe entzauberten den naiv-unschuldigen Prinzesinnencharakter der Figur.

Ivan Gyngazov als Vaudémont ließ prächtiges Tenormaterial hören, sang sich aber mit viel zu viel Kraft immer wieder aus der „Komfortzone“ seines Organs, dem er viel strengere Zügel anlegen müsste. Man könnte das wohlwollend als jugendlichenÜberschwang abtun, aber Gyngazov singt auch Manrico, Riccardo, Hermann. Insofern scheint mein Wunsch nach mehr Stimmkultur bereits zu spät zu kommen. Die unausgewogen bilanzierenden „drei Damen“ führte Larisa Kostiuk als Martha ins Feld, begleitet von Olga Tolkmit als Brigitta und Irina Reynard als Laura. (Die Abendkleider der Solistinnen entschädigten für die fehlende szenische Umsetzung.)

Die tieferen Männerstimmen überzeugten an diesem Abend: der König von Aleksei Tikhomirov, Grigory Soloviev als Arzt und Aleksei Isayev, der nach dem Mazeppa an diesem Abend als Herzog Robert zum Einsatz kam. Ivan Volkov (Almeric) nimmt sich für seinen jungen Tenor hoffentlich genug Zeit, um zu reifen – ähnliches gilt für Georgii Ekimov als Bertrand. Der junge Bassbariton – wie Volkov auch in der „Mazeppa“ eingesetzt – war für mich die vielversprechendste stimmliche Entdeckung dieses Gastspiels. Straff geführt sorgten Chor und Orchester für ihren Part, der Klangzauber der „Jolanthe“ entfaltete sich nur bedingt.

Die „Undine“-Fragmente basieren auf der zweiten Oper des Komponisten aus dem Jahr 1869 (Tschaikowsky hat die Partitur später verbrannt). Sie erklangen nach der Pause als hübsche, rund 30 Minuten lange „Zugabe“. An ihnen konnte man ablesen wie früh Tschaikowsky schon zu seinem persönlichen Stil gefunden hat. Bei der Undine stand für eine halbe Stunde noch einmal der Wiener Musikfreunden in guter Erinnerung befindliche Vladimir Fedoseyev am Pult. Nach rund zweieinhalb Stunden (inklusive einer Pause) klang der Abend mit viel Applaus seitens des Publikums aus.