SALOME
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Wiener Staatsoper
11.5.2012

Dirigent: Ulf Schirmer

Herodes - Wolfgang Schmidt
Herodias -
Gwyneth Jones
Salome -
Lise Lindstrom
Jochanaan -
Markus Marquardt
Narraboth -
Marian Talaba
Page - Alisa Kolosova
1. Jude -
Oliver Ringelhahn
2. Jude - Peter Jelosits
3. Jude - Michael Roider
4. Jude -
Wolfram Igor Derntl
5. Jude - Walter Fink
1. Nazarener - Alexandru Moisiuc
2. Nazarener - Hans Peter Kammerer
1. Soldat -
Il Hong
2. Soldat - Dan Paul Dumitrescu
Ein Kappadozier- Johannes Gisser
Ein Sklave - Roland Winkler


Ein Abend für die Statistik?
(Dominik Troger)

„Salome“ an der Wiener Staatsoper: In die Annalen wird dieser Abend schon deshalb eingehen, weil an ihm Gwyneth Jones ihr Rollendebüt (!) als Herodias gegeben hat. Recht viel mehr als dieser trockene Hinweis für die Statistik war der Aufführung aber nicht abzugewinnen.

Im Vorfeld dieser „Salome“ hatten sich einige Umbesetzungen ergeben – Markus Marquardt sprang für Falk Struckmann ein, Lise Lindstrom ersetzte Emily Magee, die für Reneé Fleming die „Araballa“-Serie übernommen hat – und zuletzt sagte noch Thomas Moser den Herodes ab, Wolfgang Schmidt trat an seine Stelle (da hing sogar ein rosa Zettel am Abendplakat). Diese Besetzung löste keinen Ansturm aus, der Stehplatz hätte noch viel mehr Besucher gut vertragen.

Lise Lindstrom zeigte eine ansprechende „Salome-Figur“, ließ aber keine Stimme hören, die man als besonders „erotisch“ einstufen würde. Die Mittellage klang hart, flackerte metallisch und unkontrolliert, die subtile Anrüchigkeit des Textes wurde dadurch untergraben und verlor viel von seiner Faszination. Gutpunkte sammelte die Sängerin mit raumfüllenden, kräftigen Spitzentönen, die sich über die von Ulf Schirmer überstrapazierten Orchesterfluten schwangen. Aber reicht das für eine Salome? Ihr Tanz war geschmackvoll und schloss mit einer züchtigen Entblößung.

Der Herodes lag bei Wolfgang Schmidt in „bewährter Kehle“. Allerdings schien ihm diesmal die Partie einige Mühe zu bereiten und sein Tenor wirkte angestrengt und klang manchmal schon zu scharf. Markus Marquardt bot einen soliden Jochanaan, phasenweise etwas stark forciert und mit (für meine Ohren) schon zu ausgeprägtem, langwelligem Vibrato. Während er noch im „Clinch“ mit Salome lag, tauchte viel zu früh die Palastwache auf und legte das große Gitter über die Zisterne. Dieser Fauxpas blieb zum Glück ohne gröbere Folgen. Als der Sänger merkte, dass ihm am Schluss der Szene der Abstieg in die Zisterne verwehrt war, dürfte er kurz mit dem „Bühnenhintergrund“ kommuniziert haben. Jedenfalls gab es für die Palastwache einen flotten Sonderauftritt, bei dem sie das Gitter noch einmal wegheben musste.

Gwyneth Jones repräsentierte die Herodias leider nur alleine dadurch, dass sie sich auf der Bühne zeigte – von ihrer Stimme existieren nur mehr Rudimente, denen man schwerlich „Operntauglichkeit“ attestieren kann. Marian Talaba war als Narraboth nicht gerade in Bestform – und was sich sonst an kleineren Rollen auf der Staatsopernbühne tummelte, trug nur punktuell zur Hebung des Gesamtniveaus bei. Ulf Schirmer ließ vor allem mit beträchtlicher Lautstärke spielen.

Einen Buhruf gabs in den beginnenden Schlussapplaus hinein. Lindstrom wurde beim Solovorhang recht stark beklatscht. Gwyneth Jones wurden einige Blumensträuße und zwei roten Plüschherzen zugeworfen – als Dankeschön für ihr beeindruckendes künstlerisches Lebenswerk. Der Applaus dauerte nicht sehr lange.