SALOME
|
Home |
Wiener Staatsoper Dirigent: Leif Segerstam |
Herodes - Gerhard
A. Siegel |
Deborah Voigts Salome-Debüt an der Wiener Staatsoper hinterließ einen zwiespältigen Eindruck – und auch sonst wars keine Sternstunde im Haus am Ring. Das begann schon bei der musikalischen Leitung von Leif Segerstam: Am Tag zuvor beim „Lohengrin“ noch ganz in seinem Element, fehlte ihm für das geschickt orchestrierte Feuerwerk erotischer Dekadenz die sinnliche Pointe. So wurde das Romantische zum Feind des Artifiziellen und saugte das Moderne aus der Strauss’schen Partitur. Diese Salome wirkte mehr wie ein altdeutsches Möbelstück – es fand sich daran wenig an ruchlosem, provokantem Design. Doch auch Deborah Voigt war nicht dazu angetan, dem Publikum ein modernes Rollenverständnis zu vermitteln. Ihre Salome wirkte ziemlich bodenständig, ohne existentielle Abgründe, ohne schwer zu goutierende sexuelle Neigung. Puritanische Moralvorstellungen kommen hier kaum ins Wanken. Leider hat auch ihre Stimme viel von dem betörenden samtweichen Timbre verloren, das ihr früher eigen war. Ihre Stimme entwickelte deshalb wenig Verführungskunst, ohne feine, laszive Piani, klang etwas hart, zu forciert in den dramatischen Bögen. Dass sie den Tanz doubeln ließ, passte gut in dieses Bild. Der Bruch, der dadurch entsteht, wiegt meiner Meinung nach den Effekt, den eine Balletteuse erzeugen kann, nicht mehr auf. Denn Salome muss den Trance des Tanzes nicht nur in die folgende Auseinandersetzung mit Herodes mitnehmen, wahrscheinlich ist der ganze Schluss nur aus der gesteigerten sexuellen Spannung des Tanzes zu erklären: er ist Salomes Liebesvorspiel. Wahrscheinlich haben es besonders arrivierte Sängerinnen auch schwerer, hier Grenzen der Konvention zu übertreten, die sie sich selbst und die ihnen die Erwartungen des Publikums auferlegen. Das ist natürlich nur mein Eindruck. Das Erotische in der Kunst wirkt auf unterschiedliche Art und Weise, andere Besucher mögen es durchaus konträr empfunden haben. Gerhard A. Siegel hatte als Herodes Hausdebüt, mit greller, raumgreifender Stimme. Für meinen Geschmack wars manchmal schon zu viel Karikatur und zu wenig Charakter. Marian Talaba hatte als Narraboth etwas Mühe. Solange Morten Frank Larsen (eingesprungen für Wolfgang Koch) nicht zum Forcieren gezwungen war, konnte er eine „schöne Predigt“ halten. Margareta Hintermeier war wie immer eine sehr selbstbewusste, geifernde Herodias. Nach dem letzten Ton gab es gleich ein einzelnes, aber sehr deutlich hörbares „Buh“, das dem folgenden Applaus viel an Schwung nahm. Zwar tönten dann noch viele Bravos, aber der Beifall hielt sich kurz. Letztlich schien auch das Publikum von diesem Abend nicht wirklich enthusiasmiert. |