SALOME
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Wiener Staatsoper
8.12.2002

Dirigent: Seiji Ozawa

Herodes - Michael Roider
Herodias - Margarete Hintermeier
Salome - Eliane Coelho
Jochanaan - Albert Dohmen
Narraboth - Arnold Bezuyen
Page - Daniela Denschlag
1. Jude - Walter Pauritsch
2. Jude - Peter Jelosits
3. Jude - Cosim Ifrim
4. Jude - Herwig Pecoraro
5. Jude - Peter Köves
1. Nazarener - In-Sung Sim
2. Nazarener - Marcus Pelz
1. Soldat - Goran Simic
2. Soldat - Hyun-Tae Kim
Ein Kappadozier- Hiroyuki Ijichi

Ein Sklave - Johann Reinprecht

Kaltes Feuer
(Dominik Troger)

Eigenartig erging es mir mit dieser Salome: über weite Strecken vom sehr gut eingestellten Orchester zum Zuhören gezwungen, aber trotzdem gelangweilt. Der perfide Eros dieses Werkes saß wohl irgendwo versteckt in einer Loge und schlief, anstatt mir seine enervierenden Pfeile ins Herz zu schießen...

Um es gleich deutlich auszusprechen, mir war die Sache zu rund, zu abgeschliffen. Diese Salome war eine eheliche Tochter des „Rosenkavaliers“ und keine expressionistische Gefühlsverwirrung, kein schwülstiges „X-Movie“, das sich von den duftigen Schleiern Wild’scher Sprache züchtig verkleidet in ein Opernlibretto geschummelt hat. Eine Salome also, mit viel Verklärung, im Schleiertanz von den Streichern zu einem wunderschönen glatten, seidigen Klang gebügelt, aber weitestgehend ohne jene zwingende, aufwühlende Besessenheit, die das Werk zu einer Schwester der „Elektra“ macht.

Vielleicht war es aber auch nur die logische Konsequenz einer an Persönlichkeiten raren und den üppigen, fast outrierenden Akzenten des Werkes nicht gewachsenen Besetzung: Eliane Colheo gab zwar wieder ein gutes Beispiel ihrer Vielseitigkeit, aber sie ist keine Salome, die einem die Phantasie beflügelt oder gar Verzückungen auslöst. Hier galt das Handwerk, die Routine – und auch den übrigen DarstellerInnen war diese handwerkliche Komponente nicht abzusprechen. Nein, soweit man hören konnte, blieb alles im „grünen Bereich“. Es waren teilweise auch junge Kräfte am Werk, die ihre persönliche „Note“ noch finden müssen. Vielleicht wird man den Herodes von Michael Roider auch einmal als pointierte Charakterrolle entlarven; vielleicht wird der Joachaan von Albert Dohmen wirklich einmal über jenes ehrfurchtgebietende Charisma verfügen, dessentwegen ihn ein zaudernder Herodes „aus Sicherheitsgründen“ unter Verschluss hält, aber weiter nicht anzurühren wagt. Vielleicht.

Das Publikum schien sehr zufrieden. Aber ich ging, von dieser Vorstellung „ungewärmt“, zu Fuß nach Hause durch eine eiskalte Dezembernacht.