ROSENKAVALIER
Aktuelle Spielpläne
Forum
Opernführer
Chronik
Home
Strauss-Portal

Wiener Staatsoper
18.4.2012

Dirigent: Jeffrey Tate



Feldmarschallin - Nina Stemme
Baron Ochs -
Kurt Rydl
Octavian -
Elina Garanca
Faninal -
Franz Grundheber
Sophie -
Miah Persson
Leitmetzerin -
Simina Ivan
Valzacchi -
Michael Roider
Annina -
Janina Baechle
Polizeikommissar - Wolfgang Bankl
Haushofmeister bei der
Feldmarschallin - Wolfram Igor Derntl
Haushofmeister bei
Faninal - Benedikt Kobel
Notar - Wolfgang Bankl
Sänger- Ho-yoon Chung
Eine adelige Witwe - Renate Gutsch
Drei adelige Waisen - Jung-Won Han
Hannelore Auer, Evelin Saul
Modistin -
Valentina Nafornita
Tierhändler - Martin Müller
Wirt -
PeterJelosits
V ier Lakaien: Dritan Luca, Burkhard Höft,
Johannes Gisser, Hermann Thyringer
Vier Kellner - Gerhard Reiterer, Gottfried Stifter,
Hacik Bayvertian, Karl Nebenführ
Leopold - Florian Tomaschitz
Hausknecht - Liviu Burz
Ein kleiner Mohr - Kilian Karoly


Ernste Komödie
(Dominik Troger)

Die zweite „Rosenkavalier“-Serie der laufenden Saison an der Staatsoper lockte mit einer interessanten Besetzung. Nina Stemme stellte sich zum ersten Mal dem Wiener Publikum als Feldmarschallin vor, und Elina Garanca kehrte nach ihrer Babypause als Octavian auf die Opernbühne zurück.

Die zweite Vorstellung (von drei) am Mittwochabend (Beginn 18.30 Uhr) war sehr gut besucht – und beim Schlussjubel um dreiviertel Elf zeigte das (Stamm-)Publikum keine Ermüdungserscheinungen. Dabei geriet dem Dirigenten Jeffrey Tate der Strauss’sche „Melodienreigen“ zu keiner „Leichten Mischung". Während es auf der Bühne zum Teil recht humorvoll zu ging schien Tate diesbezüglich eher zu „bremsen“ und die Grübeleien der Feldmarschallin über drei Akte lang auszubreiten. Nach dem ersten Akt lag er noch in der Zeit, nach dem zweiten blickte ich nicht auf die Uhr – und nach dem dritten war es plötzlich 22:45. Zwar wurden einige Stellen recht stimmungsvoll zelebriert (niemand klatschte in den sehr schön musizierten Schluss des ersten Aktes), aber viel Verständnis für die „Zwischentöne der Komödie“ und den „kitschigen Charme“ des „Rosenkavaliers“ fand ich insgesamt nicht bei ihm.

Nina Stemme verlieh der Marschallin etwas bodenständige Züge, ohne feinere Selbstironie und Koketterie: ein mehr geradliniger, seriöser Charakter, mit viel Selbstbewusstsein. Im dritten Akt machte sie dem Ochs mit Bestimmtheit seine Grenzen klar. Einige Strauss’sche Höhen wurden für ihren dunklen Sopran zu Trapezakten, bei denen das Publikum ein bisschen mitzittern durfte. Einerseits bewundert man die Flexibilität, mit der Stemme trotz nachhaltigem „Wagner-Image“ Ausflüge Richtung Strauss oder gar in die italienische Oper unternimmt, andererseits erinnert einen ihr Sopran letztlich doch immer wieder daran, wo er sich wirklich zu Hause fühlt.

Der Octavian ist die Paraderolle von Elina Garanca. Sie spielt und singt ihn locker, scheint sich dabei wohl zu fühlen und bringt mit unverkrampftem Humor als Mariandl das Publikum schon im ersten Akt zum Lachen. Die Szene im Extrazimmer im dritten Akt zusammen mit Kurt Rydl (Ochs) war köstlich gespielt und unterhaltsam. Stellenweise klang ihr Mezzo noch verhaltener als erinnert, braucht möglicherweise noch ein paar Aufführungen, um wieder ganz „auf Touren" zu kommen.

Kurt Rydls Ochs ist ohnehin eine Institution. Dass sein Bass schon ein paar Schrammen hat, überrascht ob der langen Karriere des Sängers nicht. Aber ihm gelingt der Spagat trotz einer „provinziellen“ Derbheit den Ochs nicht ganz als Ungustl abzustempeln. Seine eingestreuten Extempore erregten Heiterkeit.

Miah Persson spielte die Sophie adrett und mit viel Initiative, aber ihrem Sopran fehlte der reine, jugendliche Silberklang: der bekam in der Höhe schon (zu) viele Sprünge und flackerte beträchtlich. Der Herr von Faninal wurde von Franz Grundheber souverän absolviert. Grundheber ist bekanntlich nicht mehr der jüngste, seine Stimme aber nach wie vor in einem erstaunlich guten Zustand. Höhensicher agierte Ho-yoon Chung als Sänger mit leichter, aber passender Outrage. Janina Baechle und Michael Roider sangen passend das Intrigantenpaar. Wolfgang Bankl sorgte unter anderem als Polizeikommissar für das notwendige „Lokalkolorit".

Der Schlussbeifall war stark.