ROSENKAVALIER
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Wiener Staatsoper Dirigent: Adam Fischer |
Feldmarschallin
- Soile Isokoski |
Die Staatsoper bereicherte das Repertoire des Jännerspielplans mit einer gelungenen „Rosenkavalier“-Aufführung, die in Elina Garanca ihr optisch- und stimmlich brillierendes Zentrum fand. Der „Octavian“ ist innerhalb von drei Jahren zu Garancas Markenzeichen geworden. Hochgeschossen und mit geschmeidiger Jugendlichkeit paradiert sie im silbernen Kostüm, die von persischem Öl umduftete Rose in der Hand. Ihr Mezzo gestaltet den großen Überschwang und die kleinen Verzweiflungen junger Liebe, er bettet sich genussvoll auf die Wolken des Strauss'schen Wohlklanges, wie er ebenso genussvoll und überraschend authentisch in die „niederen“ Sphären eines Wiener Stubenmadels herabtaucht. Garanca verhilft „ihrem“ Octavian in Gesang und Spiel zu einer lockeren Natürlichkeit, die ihr Äußeres blendend unterstreicht. Diesem Octavian liegt die Welt zu Füßen, weil er in unbekümmerter und unverdorbener Naivität noch an die großen Gefühle glaubt. Im Rahmen dieser stilvollen, werkbedachten Produktion, die nun schon ihre 329. (!) Aufführung erlebt hat, kommt das doppelt und dreifach zum Tragen: hier findet kein Bruch in die Moderne statt, sondern sie überhaucht - wie Garanca - den edlen Kitsch des Künstlerduos Strauss und Hofmannsthal mit einem sublimen Lächeln, das auf das zeitlose Glücksgefühl Liebender verweist, wie es am Schluss so schön heißt: „Ist ein Traum, kann nicht wirklich sein, dass wir zwei beieinander sein, beieinand' für alle Zeit und Ewigkeit!“ Dem Ochs kommt hier die Funktion eines störenden, desillusionierenden Elementes zu, das man verscheuchen muss wie einen „Elefanten“ aus dem „Porzellanladen“. Lars Woldt war bei seinem Debüt ein solcher nicht. Sein Ochs klang noch sehr „einstudiert“, und schien zwischen hemdsärmeligem „Österreichisch“ und einer gewissen deutsch-intellektuellen Gefährlichkeit etwas ratlos nach jener Persönlichkeit zu suchen, die mit ihrem verkommenen und (im Sinne des Werkes) abzulehnenden „Provinzialismus“ die High-Society der Donaustadt aufmischt. Soile Isokoski zeigte die Feldmarschallin mehr vor in ihrer ernsten Seite. Selbst im Liebesglück wirkte sie nicht wirklich glücklich, sondern es war eine Verhaltenheit darin, die wohl auf die Lebenserfahrung dieser Bühnenfigur verwies. Mit gerührter Beklemmung folgte man ihren Anmerkungen zum Zeitempfinden im ersten Akt, auch die Großzügigkeit der Feldmarschallin am Schluss war nicht frei von Leiden. Isokoski verdeutlichte das vielleicht mehr, als es der Generosität der Feldmarschallin gut tat. Zumindest aber wurde man als Publikum nicht darüber hinweggetäuscht, dass die ganze „Affäre“ einen tiefen seelischen Einschnitt bedeutet. Das nahm der Partie ein wenig von ihrem Glanz, machte sie aber ehrlicher. Mit Ileana Tonca gabs eine „Hausbesetzung“ als Sophie. Die Stimme ist für das fülligere Strauss'sche Leuchten möglicherweise eine Spur zu zart, aber sie gab ein recht lebendiges Rollenporträt, das sich nahtlos ins Ensemble dieser „Dreiecksbeziehung“ einfügte. Den „Oscar“ oder eigentlich den „Octavian“ für die beste Nebenrolle errang sich an diesem Abend Janina Bächle als köstliche Annina, überragend in der kurzen Briefszene gegen Schluss des zweiten Aktes. Dieter Hillebrand gab einen polternd-soliden Faninal, Ildikó Raimondi eine auf Anstand bedachte Leitmetzerin. Solide auch das übrige Ensemble, eingeschlossen Ho-yoon Chung in der Kurz-Bravour des italienischen Sängers. Das Orchester unter Adam Fischer kam schon im Laufe des ersten Aktes in Spiellaune, sinnlich und mit weichen Streichern erklang ein intuitiver, wienerischer Strauss, bei dem auch einiges an pointiertem Spielwitz zu hören war. Das Publikum schien recht zufrieden nachher, Elina Garanca heimste den stärksten Beifall ein und einen Blumenstrauß. |