FEUERSNOT |
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Volksoper Musikalische
Leitung |
Schweiker von Gundelfingen
- Roman Sadnik |
Anlässlich des 150. Geburtstages von Richard Strauss spielt die Volksoper im Juni drei Mal seine Oper „Feuersnot“. Die Premiere dieser „semikonzertanten“ Produktion wurde vom Publikum mit lange anhaltendem Beifall bedacht. In diesem Fall war das Haus am Währinger Gürtel eindeutig „kreativer“ als das Haus am Ring: Es gibt keinen besseren Anlass, als solche Jubiläen, um in der Raritätenkiste zu kramen. Die Volksoper hat die zweite „Oper“ von Richard Strauss, „Feuersnot“, aus dieser „Kiste“ herausgeholt: ein rund 90 Minuten langes „Singgedicht in einem Akt“, für das Ernst von Wolzogen das Libretto geschrieben hat. 1901 in Dresden uraufgeführt war es für Strauss der eigentliche „Auftakt“ für sein Opernschaffen – und die „Feuersnot“ zeigt – bei allen Wagneranklängen – schon die charakteristische Tonsprache, die der Komponist danach noch rund ein Dutzend weiteren Opern angedeihen ließ. Trotzdem ist Richard Wagner in diesem „Opus“ stark gegenwärtig – die ganze Konzeption eines von Sonnwendfeuern illuminierten, mittelalterlichen München verweist auf die „Meistersinger“. Manch sprachliche Anleihe wird an der Wagner’schen Stabreimerei gemacht, und Strauss nimmt in der „Feuersnot“ ohnehin nicht nur seine Münchner Vaterstadt parodistisch aufs Korn, sondern auch den Meister selbst. (Die Anzahl der musikalischen Anspielungen auf Wagners Musikdramen ist enorm, „Feuersnot“ ist ein Ratespiel für Wagner-Kenner.) Zwar ist nicht alles „bemerkenswert“, was Richard Strauss in seine „Feuersnot“ gepackt hat, aber Strauss wäre nicht Strauss, wüsste er nicht schon in seiner zweiten Oper geschickt seine Mittel auf den bestmöglichen Effekt auszurichten. (Vor allem in der ersten Hälfte, wenn sich die Münchner Handwerker alterieren, wird deutlich, dass Wagner mit seinen „Meistersingern“ zeitlosere Gültigkeit beanspruchen darf, als die Strauss’sche „Feuersnot“.) Die Handlung, mit der Strauss die spießige Münchner Gesellschaft aufs Korn genommen hat, darf als „kurios“ bezeichnet werden: Kunrad löscht durch Zauber die Sonnwendfeuer aus, um bei der Bürgermeistertochter Diemut zu „landen“ und nach ein paar Minuten „Liebesnacht“ gehen die Feuer „auf Knopfdruck“ wieder an. Es gab Zeitgenossen, denen das zu unmoralisch war. In Berlin wurde das Werk 1902 nach wenigen Aufführungen auf höchste Weisung abgesetzt. Die Volksoper bot dem Publikum eine mit szenischen Elementen aufgelockerte konzertante Aufführung. Die Solisten und der Chor traten ohne Noten an und sangen auswendig. Es gab Ab- und Auftritte, die Figuren wurden sinnvoll gruppiert, ein Sessel diente Kunrad als „Korb“ in dem er „symbolisch“ zu Diemuts Kammer hochgezogen wurde. Mit Lichteffekten wurde dezent im Hintergrund das Rot der Sonnwendfeuer angedeutet – und als Kunrad die Feuer verlöschen ließ, wurde es im Auditorium kurz finster. Das machte sehr guten Effekt. Das auf der Bühne platzierte Orchester sowie der Chor, Kinder- und Jugendchor der Volksoper sorgten unter der musikalischen Leitung von Hans Graf für eine gelungene Wiedergabe Werkes. Graf gab an diesem Abend sein spätes Volksoperndebüt. Das Liebespaar war allerdings etwas uneinheitlich besetzt. Kristiane Kaiser lieh der Diemut eine passende lyrische Sopranstimme, aber der Bariton von Dietrich Henschel (ebenfalls mit Hausdebüt) klang für diesen feuerentflammen Kunrad im Timbre zu fahl und in der Höhe zu angestrengt, um aus dem Strauss’schen Melos jene unwiderstehlichen Liebesfunken zu zaubern, die nicht nur Diemut, sondern auch das Publikum verführen sollen. Bei den vielen Nebenrollen gab es ein gewisses Auf und Ab – zum Beispiel bei den mädchenhaft neckischen Gespielinnen Diemuts, die Strauss ein wenig den Rheintöchtern nachempfunden hat: Elvira Soukop (Elsbeth), Martina Mikelic (Wigelis) und Birgid Steinberger (Margret); Roman Sadnik sang einen g’standene Burgvogt; Stefan Cerny als Jörg Pöschel und Yasushi Hirano als Kofel reüssierten in zwei kleineren Partien. Stimmlich ein bisschen „karger“: der Bürgermeister von Andreas Daum oder Alexander Pinderak als Ortlieb Tulbeck. Der Kinder- und Jugendchor der Volksoper kam mit den Strauss’schen Anforderungen überraschend gut zu recht. Fazit:
„Feuersnot“ ist eine reizvolle Rarität – und
die Volksoper hat sich dieser Oper mit viel Liebe und Verstand angenommen.
Zwei Aufführungen werden noch gegeben: am 18. und am 22. Juni. |