ELEKTRA
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Staatsoper
14. Dezember 2025

Musikalische Leitung: Alexander Soddy


Klytämnestra - Nina Stemme
Elektra -
Aušrinè Stundytè
Chrysothemis - Camilla Nylund
Aegisth - Jörg Schneider
Orest - Derek Welton
Der Pfleger des Orest - Marcus Pelz
Die Vertraute -
Ana Garotic
Die Schleppträgerin - Maria Zherebiateva
Ein junger Diener -
Hiroshi Amako
Ein alter Diener - Dan Paul Dumitrescu
Die Aufseherin - Stephanie Houtzeel
Fünf Mägde: Monika Bohinec,
Juliette Mars, Teresa Sales Rebordao, Regine Hangler, Jenni Hietala
Sechs Dienerinnen:
Marie Isabel Segarra, Irena Krsteska, Jozefina Monarcha, Dymfna Meijts, Zsuzsanna Szabo, Karen Schubert


„Starke Mutter, schwache Tochter

(Dominik Troger)

Von der Familienoper „Vincent“ im Theater an der Wien als Nachmittagsvorstellung ging es weiter in die Staatsoper zum nächsten Einakter: Dort lockte die Richard Strauss’sche „Elektra“ mit dem Rollendebüt von Nina Stemme als Klytämnestra viel Stammpublikum ins Haus.

Nina Stemme hat vor zehn Jahren die Elektra an der Wiener Staatsoper in einer Neuinszenierung in der Regie von Uwe Eric Laufenberg gesungen. Diese seltsame „Kohlenkeller-Elektra“ ist inzwischen Geschichte, weil dankenswerter Weise wieder die alte Inszenierung von Harry Kupfer aus dem Jahr 1989 reaktiviert wurde. Kupfers Sicht der Dinge leistet auch heute noch gute Dienste und hüllt das Werk in eine düstere, von einer riesigen, des Hauptes beraubten Agamemnonstatue überschatteten Szene.

Inzwischen ist Nina Stemme von der Tochter zur Mutter gereift – und trotzdem stellte sich schnell der Eindruck ein, dass es die Mutter immer noch leicht mit der Tochter aufnehmen könnte, zumindest was die Kraft und Robustheit ihrer Stimme betrifft. Diese tönte dunkel, rührte aber kaum an Klytämnestras „mottenzerfressene“ Seele. Die intensive Ausdeutung des Librettos unterlag einem von der Stimme gestützten „Trägheitsmoment“, das die Nuancen einebnete und ihnen die Expressivität stahl. Manchmal hatte ich den Eindruck, als klebten Stemme Hugo von Hofmannsthals Blankverse auf dem Gaumen, die sie von dort erst schwerfällig ablösen musste, um sie ins Staatsopernrund zu stellen. Die nervliche Zerrüttung der Figur, ihre verzweifelte Eloquenz, kam derart kaum zur Wirkung: Dadurch wurde das „Psycho-Duell“ mit Elektra ziemlich entschärft.

Zudem konnte die Tochter die Mutter nur darstellerisch in die Enge treiben. Aušrine Stundyte mühte sich gesanglich durch die Vorstellung, mit einem auf hochdramatisch getrimmten Sopran, dem aber schon beim Wiener Elektra-Debüt 2021 die hochdramatische Basis gefehlt hat. Vier Jahre später ging es nur mehr ums Durchhalten – immerhin half eine intensive schauspielerische Leistung dabei. Aber wenn Elektra zwischen Klytämnestra und Chrysothemis gleichsam musikalisch aufgerieben wird, dann stimmt die „Familienaufstellung“ nicht mehr. Und so trotzte sich Elektra den einen und anderen mageren Spitzenton ab, kurz und dosiert, und hatte doch schon damit zu kämpfen, mit flackerndem Sopran dem Auftrittsmonolog stimmlich jenes Gewicht zu verleihen, das ihm zukäme.

So blieb es den Camilly Nylund als Chrysothemis vorbehalten, nach den mythischen Energien zu wühlen, die in den Seelen der Figuren lodern. Nylunds etwas kühler Sopran ist in dieser Partie immer noch gut aufgehoben, und dem von Chrysothemis ersehnten „Weiberschicksal“ tut dieses bisschen an Kühle ohnehin ganz gut. Immerhin war es laut Staatsopernarchiv schon ihre zwölfte Chrysothemis am Haus. Derek Weltons Orest war ebenfalls bereits bekannt, ein an sich schönstimmiger Rächer, dem noch etwas mehr an dramatischer Wirkung zuwachsen könnte. Jörg Schneider musste sich als Ägisth wieder meucheln lassen, ohne dabei zur Karikatur zu werden – was ihm natürlich gelang. Die Mägde hielten sich recht gut; der junge Diener hatte wahrscheinlich einen schlechten Tag erwischt.

Bei Alexander Soddy liegt die „Elektra“ in guten Händen und das Staatsopernorchestern tourte wieder mit differenziertem, wenn auch eher schlankem und etwas trockenem „Sound“ durch die mykenischen „Fatalismen“. Wie schon in der Vergangenheit baute Soddy dabei keine „zyklopischen“ Mauern, sondern brachte auch strukturelle Details sehr gut heraus. Das Tempo war eher flott, die Lautstärke mit ausreichender Rücksichtnahme auf die Sänger gewählt. Orgiastisches „Elektra-Feeling“ kam trotzdem nur streckenweise auf – und das Finale hätte für meinen Geschmack zur Steigerung doch eine Spur „zyklopischer“ ausfallen können.

Am Schluss gab es viel Beifall (etwas mehr als die inzwischen „üblichen“ fünf Minuten), vor allem für Stemme, Nylund, Soddy. Bei Elektra mischten sich in den ersten Solovorhang einige Buhrufe.