ELEKTRA
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Wiener Staatsoper Dirigent: Michael Boder |
Klytämnestra - Hanna Schwarz |
Orgie
mit Schwächen Seit sich Michael Boder
in Wien der Elektra angenommen hat, reiht sich eine glanzvolle Aufführung
an die nächste. In Kooperation mit Gabriele Schnaut (Elektra)
bietet man hier seit dem 97er Jahr eine schwer zu überbietende Mischung
aus archaischer Wucht und schwelgerischem Strauss´schern Melodienreigen.
Und während das Orchester praktisch jede Elektra-Aufführung zu einem
siedenden Hexenkessel werden ließ, aus dem einem die mythischen Urmotive
nur so unter die Haut krochen, sorgten sängerische Tagesverfassung und
wechselnde Besetzungen durchaus für ein unterschiedliches Niveau. Dabei
war klar, dass die Serie von "Jahrzehnt-Elektras" im Dezember 98 Diesmal standen die Vorzeichen
ohnehin schon schlechter, weil einer von den gefürchteten Rosa-Zetteln
am Besetzungsplakat eine gröbere Indisposition verhieß. Silvana Dussmann
sprang für Bei allen Superlativen,
die sich Gabriele Schnaut in dieser Partie schon ersungen hat,
ließen sich trotzdem die Korrosionsspuren, die das Singen all der Isolden,
Brünnhilden und Elektras hinterlässt, bereits deutlicher erahnen, als
man zugeben möchte. Diese schon im heurigen Frühjahr anläßlich des "Rings"
gewagte Feststellung erfuhr leider ihre Bestätigung. Das Einschleichen
eines unüberhörbaren Tremolos in die Mittellage würde einen noch weniger
erschreckt haben, als die beginnende Verlustigkeit jener samtenen Hülle,
die die gebotene Schärfe ihres hochdramatischen Organs bisher so wohlklingend
und strahlend umschmiegt hatte. Auch schien die Leichtigkeit etwas verloren
gegangen, die Mühelosigkeit, mit der sich bei ihr dramatische Attacke
und dieser Wohlklang zu Neben ihr und gleichsam
mit ihr erwies sich der Orest von Franz Grundheber als kongenialer
"Racheengel". Die Erkennungsszene, vom Orchester mit wunderbaraufrauschenden
Klangwogen begleitet, geriet derart zur packenden, psychische Urmotive
heraufbeschwörenden Schlüsselszene, Die Klytemnästra von Hanna
Schwarz geriet vor diesem Hintergrund ein wenig blass. Sie müsste
sich stärker auf die expressionistische Gewalttätigkeit einlassen, die
den Hofmannsthal´schen Text ebenso durchsetzt wie die Musik. Aber vielleicht
ist das auch schon mehr ein physisches Problem. Ja, und abschließend muss unbedingt erwähnt werden, dass Kurt Schreibmayer als Ägisth eine wahre Luxusbesetzung gewesen ist. |
Die Aufführung am 15.12. .... ....brachte mit Inga Nielsen die Partie der Chrysothemis wieder mit hörbarer Akzeptanz auf die Bühne. Wenn man die schrille Attacke der Frau Dussmann noch im Ohr hatte, war man hier für den sängerischen Input besonders dankbar. Wohltuend, dass bei der Nielsen auch die forcierte Höhe nie eine unschöne Einfärbung bekommt, wie wohl man ihr die Anstrengung schon anmerkt. Zu Gabriele Schnaut wäre noch anzufügen, dass Puristen mit ihr an diesem Abend nicht froh wurden und mehr tonale Treffsicherheit einforderten, sprich: Sie sang nicht immer die Noten, die sie singen sollte. Nun wurde da schon öfters eine gewisse Freizügkeit bemerkt, die man freilich gerne zugunsten ihrer expressiven und raumsprengenden Rollengestaltung in Kauf genommen hat. So war denn Franz Grundheber der wirklich unumstrittene Star des Abends - im Einklang mit dem Orchester. |