DAPHNE
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Wiener Staatsoper
21. September 2023

Dirigent: Sebastian Weigle

Peneios - Günther Groissböck
Gaea - Noa Beinart
Daphne - Hanna-Elisabeth Müller
Leukippos - Daniel Jenz
Apollo - David Butt Philip
Erster Schäfer - Marcus Pelz
Zweiter Schäfer - Norbert Ernst
Dritter Schäfer
- Panajotis Pratsos
Vierter Schäfer
- Hans Peter Kammerer
Erste Magd
- Ileana Tonca
Zweite Magd - Alma Neuhaus


Gutes Repertoire

(Dominik Troger)

An der Staatsoper begegnet man „Daphne“ viel seltener als im Wienerwald, wo „Daphne laureola“– der Lorberblättrige Seidelbast – allenthalben die Wanderer grüßt. Singen kann Daphne laureola allerdings nicht.

Die „Daphne“ von Richard Strauss ist eigentlich eine „grüne“ Oper. Könnte man in Daphne nicht eine Umweltschützerin sehen, die ganz konsequent ihren Weg geht? Und heutzutage wäre sie wahrscheinlich eine Proponentin der „Letzten Generation“, die sich aus Scham darüber, einer so zerstörerischen Gattung wie dem Homo sapiens anzugehören, in das verwandelt, was sie schützen und erhalten möchte: in einen Baum.

2004, als die aktuelle Staatsopernproduktion der „Daphne“ Premiere hatte, gab es noch keine „Klimakleber“ – und das damalige Produktionsteam um Nicolas Joel hat die „Natur“ bei ihren Überlegungen ziemlich ausgespart: Man hat sich stark psychoanalytisch orientiert und die Handlung als „Traumspiel“ in einem geschmackvollen neoklassizistischen Ambiente arrangiert. Die Wiener Staatsoper hat diese Produktion nach sechs Jahren jetzt wieder für vier Vorstellungen auf den Spielplan gesetzt.

In der ersten Aufführung gab es – wie zu lesen war – offenbar technische Probleme mit dem baumstrunkartigen, seit neuestem goldverkleideten Kulissenelement, das Daphne im Finale betreten muss, um dem Publikum ihre „Verwandlung“ vorzutäuschen. Hanna-Elisabeth Müller, die Daphne der Vorstellung, schlüpfte geistesgegenwärtig hinter das Requisit, wobei sie sich aber eine Verletzung zugezogen haben soll. (Sie wurde in den Vorstellungen zwei und drei von Vera Lotte-Boecker vertreten.)

In der vierten Vorstellung, auf die sich diese Anmerkungen beziehen, kam wieder Hanna-Elisabeth Müller zum Einsatz. Müllers baumliebende Daphne mischte in Spiel und Gesang überzeugend unschuldige Naivität mit der ersten Entdeckung des Eros, der ihr gleich in zweifacher Gestalt mit männlichfordernder Absicht entgegentritt und ihre Keuschheit befragt. Mit dem kurzwelligen Vibrato ihres Soprans, das über weite Strecken ihren Gesang begleitete, konnte ich mich jedoch weniger anfreunden.

Tenören, die sich mit ansprechendem Ergebnis den Strausschen Tenorklippen des Apollo bzw. des Leukippos stellen, gebührt seitens des Publikums ohnehin jeder Dank. David Butt Philips Apollo war mehr von glühender, weniger von strahlender Natur, die Stimme leicht dunkel timbriert und „gekörnt“. Daniel Jenz stellte sich als daphneliebender Leukippos mit leicht metallischem Tenor selbstbewusst dem Gott gegenüber, bis er dem blitzeschleudernden Apollo zum Opfer fiel.

Noa Beinart gab eine stimmlich gesättigte, in der Tiefe etwas ausblassende, daphnebesorgte Gaea. Günther Groissböck war ein stimmlich etwas grob“ ausstaffierter Peneios, der in diesem „literarisierten Bühnenhellas“ doch bukolisch unter Schäfern und Mägden wandelt und von „goldenem Wein“ schwärmt. Auch das Orchester unter dem stabführenden Sebastian Weigle ließ sich nicht wirklich zu verzaubernden Klangextasen aufschmelzender Streicherklänge hinreißen, es blieb alles eine Spur zu „alltäglich“. Fazit: Gutes Repertoire ohne Festtagsglanz.

Der Schlussapplaus überschritt knapp die fünf Minuten Grenze, den stärksten Applaus und Bravorufe gab es für die Daphne der Hanna-Elisabeth Müller. Es handelte sich laut Programmzettel um die 27. Aufführung in dieser Inszenierung.