DAPHNE
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Wiener Staatsoper
7. Dezember 2017

Dirigent: Simone Young

Peneios - Dan Paul Dumitrescu
Gaea - Janina Baechle
Daphne - Regine Hangler
Leukippos - Benjamin Bruns
Apollo - Andreas Schager
Erster Schäfer - Marcus Pelz
Zweiter Schäfer - Wolfram Igor Derntl
Dritter Schäfer
- Jens Musger
Vierter Schäfer
- Hans Peter Kammerer
Erste Magd
- Ileana Tonca
Zweite Magd - Margaret Plummer


Ein Siegfried als Apoll

(Dominik Troger)

Im Rahmen ihrer Richard-Strauss-Tage hat die Wiener Staatsoper auch die „Daphne“-Produktion von 2004 für drei Aufführungen wieder in den Spielplan aufgenommen. Und die Aufführungsserie hielt einen besonderen Leckerbissen für die Wiener Openfans bereit: das Hausdebüt des aus Niederösterreich gebürtigen Tenors Andreas Schager.

„Wundermären“ hat man von Andreas Schagers Tenor schon gehört. Und wenn der Sänger zwischen drei „Daphne“-Vorstellungen auch noch schnell mal einen „Tannhäuser“ einschiebt, dann könnten einen schon Befürchtungen beschleichen – aber nichts dergleichen, Schagers Apollo füllte die Staatsoper mit einem prächtigen, heldischen Organ. Er besitzt einen fest gebauten, eher heller Tenor, mit einem Stimmsitz, bei dem man „Bäume“ ausreißen könnte oder pflanzen – wie in diesem Falle einen Lorbeerbaum.

Die Stimme ging in der Höhe auf, sie verfügte nicht nur über Kraft, sondern brachte auch den Glanz für den Apollo mit, der sich bis zu einer blendenden „Glut“ zu steigern vermochte. Nichts klang „überhoben“ oder „geschönt“ oder schon ein wenig verschlissen, sondern Schagers Tenor stand wie eine mächtige Voralpentanne in bestem Alter, die nur darauf wartet, dass sich in ihrem Schatten Fafner und Siegfried balgen. Die fließende lyrische Kantabilität von Johan Botha, seinem Rollenvorgänger an der Staatsoper, hat Schager zwar nicht erreicht, aber Botha hat mit dieser Partie ohnehin Maßstäbe gesetzt, die einer „Quadratur des Kreises“ gleichen. Johan Botha hat als Apollo an der Wiener Staatsoper von 2004 bis 2011 alle „Daphne“-Aufführungen bestritten.

Nun dreht sich bei der „Daphne“ viel um Tenöre, auch wenn die Oper „Daphne“ heißt. Der Leukippos ist auch nicht gerade einfach zu singen und hat noch dazu einen „Gott“ auf der Bühne als Gegenspieler. Benjamin Bruns hat sich als Leukippos die Tugenden des feinsinnigen Mozartgesangs bewahrt, während sein in den letzten Jahren leicht nachgereifter lyrischer Tenor, leidenschaftlich in den Kampf um die Gunst Daphnes einzutreten vermochte. Auf diese Weise machte Bruns den Leukippos zu einem überzeugenden, auf Augenhöhe befindlichen Widerstreiter Apollos.

Dass die Daphne erst an dritter Stelle genannt wird, sei mir verziehen, aber das männliche Begehren war an diesem Abend so stark repräsentiert, dass Daphne als „Opfer“ ein wenig „zwischen die Fronten“ geriet. Regina Hanglers Sopran gab dem Lorbeer Blätter, denen eine hauchdünne silberne Reifschicht zartgläserne Fragilität verlieh. Derart fügte ihre Stimme den Strauss’schen Klangfarbenspielen eine weitere, höchst reizvolle Schattierung hinzu. Die Stimme verfügte über einen schlanken, belastbaren Kern, der aber in der Höhe etwas auszudünnen schien. Dabei standen musikalische Aufmerksamkeit und emotionale Hingabe in einem leichten, sich nicht immer auflösenden Spannungsverhältnis.

Die übrigen Mitwirkenden erfüllten mehr unauffällig ihre Aufgaben, Janin Baechle als Gaea wirkte auf mich stimmlich zurückhaltend, Dan Paul Dumitrescu sang einen gepflegten Peneios. Der feste Zugriff von Simon Young am Pult hat mehr dem emotionalen Drama (sozusagen dem „dionysischen“ Element) gegolten und weniger den „apollinisch“ verklärenden Strauss’schen Farbenzauber in die Auslage gestellt. Aber die musikalischen Träumereien des „alten Meisters“ von einer bukolischen Antike lagen beim Staatsopernorchester wie meist in guten Händen.

Der gefüllte Galeriestehplatz hat gezeigt, dass eine „Daphne“ im Repertoire deutlich mehr Publikum anzieht, als eine „Lulu“-Premiere. Fazit: Starker Applaus für die laut Besetzungszettel 23. Aufführung in dieser Inszenierung – über die hier an anderer Stelle schon ausreichend referiert worden ist.