ARIADNE AUF NAXOS
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Staatsoper
7.9.2011

Dirigent: Jeffrey Tate


Der Haushofmeister - Alexander Pereira
Ein Musiklehrer - Jochen Schmeckenbecher
Der Komponist - Sophie Koch
Der Tenor / Bacchus - Ian Storey
Ein Offizier - Martin Müller
Ein Tanzmeister - Herwig Pecoraro
Perückenmacher - Gerhard Reiterer
Lakai - Marcus Pelz
Zerbinetta - Daniela Fally
Die Primadonna / Ariadne - Camilla Nylund
Harlekin - Clemens Unterreiner
Scaramuccio - Peter Jelosits
Truffaldin - Wolfgang Bankl
Brighella - Benjamin Bruns
Najade - Ileana Tonca
Echo - Ildiko Raimondi
Dryade - Juliette Mars


Alter Meister und wüster Tenor
(Dominik Troger)

Interessante Hausdebüts lockten in die Staatsoper zu „Ariadne auf Naxos“: Jeffrey Tate als Dirigent, der „Mailänder Tristan“ Ian Storey als Bacchus, und Jochen Schmeckenbecher als Musiklehrer. Zudem versprach die übrige Besetzung eine sehens- und hörenswerte Aufführung.

Jeffrey Tate erwies sich bei seinem späten Staatsoperndebüt als „Meister der alten Schule“. Er schien verliebt in den philharmonischen Klang des Staatsopernorchesters, dessen gefühlvolle Streicher die Strauss’schen Melodien mit fülliger Innigkeit zu Gehör brachten. Tate verschaffte der Musik Zeit und Raum, ließ sie, bei aller Freude am Detail, schwelgerisch fließen, fast ein bisschen schwermütig, wie ein breiter symphonischer Strom. Als Publikum konnte man sich vertrauensvoll einem verinnerlichenden Zuhören überlassen. Besondere Zielstrebigkeit bezogen auf eine dramatischere Ausformung des Geschehens ließ Tate hingegen weitestgehend vermissen.

Das Finale litt leider unter dem Bacchus von Ian Storey, der zuerst auf säuselnden Sprechgesang setzte. Er befand sich noch nicht lange auf der Bühne, als von der Galerie ein vorwitziger Besucher mit dem auffordernden Zwischenruf: „Singen!“ zum Ausdruck brachte, was sich viele Anwesende dachten. Gegen das Ende der Oper hin wurde Storey lauter und pflügte mit seinem schwerfälligen, ungeschliffenen Heldentenor durch die Partitur wie ein gepanzertes Schlachtross durch eine Blumenwiese. Eine plötzliche Indisposition? In Anbetracht des Gehörten wäre es ihm zu wünschen.

Dieses Missvergnügen war umso ärgerlicher, als die übrige Besetzung viel Freude bereitete: Die bewährte Ariadne der Camilla Nylund bezauberte wieder mit ihrem „Klassizismus“. Sie hatte die Partie technisch sehr gut im Griff, die Tiefen ebenso wie die soprankritischen Höhen. Ihre Ariadne klang sehr ausgewogen, ein bisschen fahl („eine Ariadne im Mondschein“ habe ich vor drei Jahren notiert), edel wie ein fein kanneliertes, elfenbeinernes Gefäß mit ein paar zarten Goldstrichen als kühl-klassizistischer Verzierung. Das hatte sehr viel Stil – und passte sehr gut zur etwas breiten, musikverliebten Art des Dirigenten.

Daniela Fally bot eine treffende Zerbinetta, die nebst Koloratursicherheit und hohen Tönen auch den operettenhaften Charme der Figur einzufangen wusste. Nahezu mühelos zauberte sie quirlig die „Großmächtige Prinzessin“ auf die Staatsopernbühne. Ausgewogen Ileana Tonca (Rollendebüt: Najade), Juliette Mars (Dryade) sowie Ildikó Raimondi bei ihrem Rollendebüt als Echo. Die lustige Gesellschaft war ebenfalls gut bei Stimme, Clemens Unterreiner sang einen sehr gepflegten Harlekin.

Das Vorspiel wurde von Sophie Koch bestimmt. Sie zeichnete die überspannten Seelenregungen des Komponisten mit jugendlichem Elan getreulich nach, ihr volltönender Mezzo klang nur bei einigen Spitzentönen etwas angestrengt. Der Musiklehrer, Jochen Schmeckenbecher (von der Volksoper in sehr guter Erinnerung), feierte einen guten, allerdings nicht ganz fehlerfreien Einstand.

Herwig Pecoraro färbte den Tanzmeister etwas greller ein. Sein Charaktertenor war da und dort schwerlich zu überhören. Ein Mime in Maske. Alexander Pereira spielt und spricht auch in dieser Saison einen „semiprofessionellen“ Haushofmeister. Vielleicht hat er dazu ja keine Zeit mehr, wenn er ganz in Salzburg angekommen ist?!

Der Beifall dauerte nicht sehr lange. Als magerer Applaus und ein Buhruf den Solovorhang des Bacchus begleiteten, war die „Luft“ schnell draußen. Es handelte sich um die 159. Aufführung in dieser Inszenierung.