ARIADNE AUF NAXOS
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Volksoper
7.6.2009
Premiere

Dirigent: Axel Kober

Regie: Josef Ernst Köpplinger
Bühnenbild: Johannes Leiacker
Kostüme: Marie-Luise Walek

Übernahme einer Inszenierung des Stadttheaters Klagenfurt

Der Haushofmeister - Peter Matic
Ein Musiklehrer - Michael Kraus
Der Komponist - Adrineh Simonian
Der Tenor / Bacchus - Michael Ende
Ein Offizier - Thomas Tischler
Ein Tanzmeister - Norbert Ernst
Perückenmacher - Einar Th. Gudmundsson
Lakai - Alfred Werner
Zerbinetta - Daniela Fally
Die Primadonna / Ariadne - Meagan Miller
Harlekin - Daniel Schmutzhard
Scaramuccio - Christian Drescher
Truffaldin - Yasushi Hirano
Brighella - Jörg Schneider
Najade - Nicola Proksch
Echo - Elisabeth Flechl
Dryade - Eva Maria Riedl

Erfolgreiche Übernahme
(Dominik Troger)

„Ariadne auf Naxos“ ist vom Stadttheater Klagenfurt nach Wien übersiedelt. Am Währinger Gürtel erfreut die „wüste Insel“ im Hause des „reichsten Mannes von Wien“ jetzt das Volksopernpublikum: nach der Premiere sah man hauptsächlich zufriedene Gesichter.

Nun, zum Glück stellt die Bühne keine „wüste Insel“ dar, sondern einen geschmackvoll ausgestatteten Saal in einer großzügig gestaltete Villa mit dezent „jugendstiligem“ Interieur. Im Hintergrund führt eine breite Glasveranda zum Garten hinaus, wo im Schnee die Feuerwerkskörper schon darauf warten, abgebrannt zu werden. Als „Insel“ dient ein geräumiger Flügel in der Bühnenmitte, der in der „Oper“ als kleine aber feine „Bühne“ benützt werden wird – dazu noch treffende Kostüme, eine gute Lichtregie und eine ausgeklügelte Personenführung und das Spiel kann beginnen.

Die Inszenierung beschränkt sich dankenswerter Weise darauf, die amüsante Handlung pointiert und mit viel Übersicht zu erzählen – wobei Josef Ernst Köpplinger mit deutlicher Ironie die Gegensätze zwischen Buffo- und Operaseria-Personal vom Vorspiel in die „Oper“ mit hinübernimmt. Dabei arrangiert er geschickt die Durchdringung der beiden Stilebenen, lässt die Figuren um das zentral postierte Klavier ihre Späße machen und ihren Leidenschaften frönen.

Und wenn am Schluss funkelnde Lichtlein im Boden und an den Wänden wie kleine Kristalle aufblitzen, vermengen sich Kitsch und Eros zu einer richtig Strauss’schen Apotheose und schneidern ein passendes Ambiente für einen angedeuteten Liebesakt zwischen Bacchus und Ariadne. Beide räkeln sich wie selbstverständlich auf dem schwarz politierten Flügel. Den Schlusspunkt setzt jedoch Zerbinetta, indem sie dem Komponisten, der am Bühnenrand den Schluss seiner Oper bestaunt, den goldenen Lorbeerkranz des Bacchus aufsetzt und mit ihm in den Garten enteilt. Köpplinger hat hier mit viel Poesie die Geschichte noch ein kleines Stück weitererzählt. Verglichen mit der Produktion an der Staatsoper, die die jüngste nicht mehr ist, verdient Köpplingers Version für meinen Geschmack eindeutig den Vorzug.

Musikalisch bot der Abend teils erwartetes, teils unerwartetes Vergnügen – mit der Zerbinetta von Daniela Fally im Brennpunkt: einem bis in kleinste Details durchgestalteten Rollenportrait, ohne Abstriche bei Spiel und Gesang. Die zentrale Arie der „Großmächtigen Prinzessin“ zeigte sich über weite Strecken als locker-erotisch dargebotenes Feuerwerk: quirlig präsentiert und sehr gut gesungen. Manchmal drängte sich der Soubrettentouch von Fallys Stimme vielleicht eine Spur zu deutlich in den Vordergrund, aber dergleichen ist auch Geschmackssache, dem Charakter der Figur widerspricht es nicht.

Die junge amerikanische Sopranistin Meagan Miller überraschte als Ariadne mit schönem, „Strauss"--timbrierten Sopran, ausdrucksstark und den Anforderungen der Partie in allen Belangen gewachsen. Dass Miller zudem gut aussieht, ist für eine Ariadne sicher kein Nachteil. Es war wohl die Ironie Köpplingers, die Ariadne manchmal ihre salbungsvolle Art vergessen ließ, um zum Beispiel beim erbosten Abtritt aus Ärger über das Buffo-Personal mit der Türe zu knallen. Nun, Primadonnen sind auch nur „Menschen“, das kommt bei dieser Inszenierung sehr gut heraus.

Eine weitere positive Überraschung: der Komponist von Adrineh Simonian, die mit hellem Mezzo ein leidenschaftliches, stimmlich ausgewogenes Portrait dieses sensiblen und idealisierenden Künstlers bot. Sie erhielt für ihre Leistung viele Bravo-Rufe. Michael Kraus assistierte ihr als solider Musiklehrer. Michael Ende hatte als Bacchus einen schweren Stand, der einen oder anderen knifflige Höhe entledigte er sich zufriedenstellend. Insgesamt wars aber mehr ein Kraftakt. Aus dem umfangreichen Personal des Stücks ragte noch Norbert Ernst als Tanzmeister heraus: eine Figur mit Charakter und sehr gut gesungen. Unter den vielen übrigen Mitwirkenden von den Nymphen bis zu Zerbinettas Truppe gab es solide „Beiträge“. Der Haushofmeister von Peter Matic war präsent, mir aber zu wenig manieristisch bei der Setzung der Pointen.

Das Orchester unter Axel Kober spielte in den Streichern schön auf und entwickelte einiges Gefühl für den Strauss’schen „Neoklassizismus“. Die Ensembles hätten hingegen mehr Feinschliff vertragen – manche Stellen, wie der Schluss, gerieten überhaupt zu laut und undifferenziert. Dass man die „Ariadne“ an der Staatsoper „feinsinniger“ zu spielen versteht, in ihrer Mischung aus Kammerorchester und plötzlich sich öffnenden, fast symphonisch zu nennenden Räumen, sollte nicht verwundern.

Der Applaus war stark und schloss viele Bravo-Rufe mit ein. Fazit: Die Produktion ist sehenswert – die Premierenbesetzung sorgte auch musikalisch für teilweise hohes Niveau.