ARIADNE AUF NAXOS
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Staatsoper Dirigent: Patrick Lange |
Der Haushofmeister - Peter
Matic |
Neben „Carmen“ und dem „Freischütz“ hat die Wiener Staatsoper die Richard Strauss'sche „Ariadne“ zu Saisonbeginn wieder ins Repertoire genommen. Die Neuproduktion in der Regie von Sven-Eric Bechtolf hat es seit dem Jahr 2012 auf 25 Aufführungen gebracht, wie der Programmzettel verrät. Im Vergleich zur ersten Vorstellung am Freitag gab es eine wichtige Umbesetzung: die erkrankte Daniela Fally war durch Hila Fahima ersetzt worden. Herbert Lippert, am Freitag für Stephen Gould eingesprungen, hat auch die zweite Vorstellung übernommen, durfte also auch an diesem Abend Ariadne retten. Herbert Lippert ist zwar Österreicher, aber trotzdem das „Schweizer Messer“ der Staatsoperndirektion, wenn es um tenorale Besetzungsprobleme geht. Das Endergebnis dieser eingelegten „doppelten oder dreifachen Rittberger“ ist nicht leicht vorherzusehen, die Vielseitigkeit und Nervenstärke des Sängers manchmal bewundernswerter als das künstlerische Ergebnis. Den Bacchus hat Lippert in Wien bereits 2014 und 2016 gesungen. Die abgemagert klingenden Circe-Rufe ließen für diesen Abend Schlimmes befürchten, Lippert fand aber recht schnell in die Vorstellung hinein, manövrierte zwar ein wenig „ungefähr“ durch die Partie, hat sich damit aber zumindest wieder einmal eine „Rettungsmedaille” verdient. Adrienne Pieczonka hat die Ariadne erstmals 2005 an der Staatsoper gesungen – und ihr Gefühl für die Strauss’sche Melodie kommt in dieser Partie besonders gut zur Geltung. Ihr Sopran klang gereifter, seine weicheren melancholischen Züge wurden von einem leichten, heroischen Anstrich überdeckt, die Stimme lag nicht mehr ganz so „eben“ wie früher. Das verlieh dieser Ariadne aber Tiefgang, Lebenserfahrung, gab ihr Haltung und Größe, mischte das heroische Leidertragen und den menschlichen Liebeswunsch zu einem ausdrucksstarken Rollenporträt. Hila Fahimas Zerbinetta hatte etwas von den Trippelschritten einer Ballerina, zierlich, aber selbstbewusst, versuchte sie Ariadne klar zu machen, wie das mit den Männern so abläuft. Leichtfüßig und wendig schwang sich ihr Sopran durch ihre große Arie, bei den Spitzentönen klang die Stimme allerdings angestrengt. In einem kleineren Haus würde sich diese Zerbinetta leichter tun. Vom übrigen Bühnenpersonal der „Oper“ sei der Harlekin von Rafael Fingerlos mit seiner schönen, schlanken Baritonstimme noch explizit herausgehoben. Sophie Koch
sucht und findet seit so vielen Jahren den Heißsporn im Komponisten,
trotzdem hat sich ihr Mezzo die burschikose Ausstrahlung bewahrt. Die
heikleren Stimmmomente stürmischer Emotionalität mit ihren
musikalischen Glücks- und Sehnsuchtshöhen hat man schon 2011
oder 2014 herausgehört – und sie haben sich wohl etwas verstärkt.
Jochen Schmeckenbecher ist als Musiklehrer erstmals
2011 an der Wiener Staatsoper aufgetreten und hat inzwischen auch das
Alter erreicht, um in der Partie als Gesamterscheinung reüssieren
zu können. Patrick Lange am Pult hätte insgesamt die Dynamik besser regulieren sollen, auch die Tempi waren für meinen Geschmack etwas zu schnell: So nimmt man den Sängerinnen und Sängern im Vorspiel die Möglichkeit zu genussvoll gesetzten Pointen – und in der „Oper“ lässt man Ariadne zu wenig Raum für ihre tragödischen Anwandlungen. Fazit: Knapp sechs Minuten langer Schlussapplaus. |