ARABELLA
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Staatsoper
22. April 2025

Dirigent: Christian Thielemann

Graf Waldner - Wolfgang Bankl
Adelaide - Margaret Plummer
Arabella - Camilla Nylund
Zdenka - Sabine Devieilhe
Mandryka - Michael Volle
Matteo - Michael Laurenz
Graf Elemer - Norbert Ernst
Graf Dominik - Martin Hässler
Graf Lamoral - Clemens Unterreiner
Fiakermilli - Ilia Staple
Kartenaufschlägerin - Juliette Mars
Welko - Michael Wilder
Djura - Jin Hun Lee
Jankel - Thomas Köber
Zimmerkellner - Wolfram Igor Derntl
Drei Spieler - Oleg Savran, Alejandro Pizarro-Enriquez, Jens Musger


Im Taumel der Gefühle
(Dominik Troger)

Ein Abend für's Erinnerungsalbum: vierte und letzte Vorstellung der „Arabella“-Serie unter Christian Thielemann an der Wiener Staatsoper.

„Schön war's.“ Manchmal darf man seinen Eindruck auch ganz unhinterfragt zusammenfassen und sich selbst der Einfachheit einer naiven Beglückung überlassen – und mit dieser Beglückung (wie es Arabella formuliert hätte): „still zu Bett gehen“. Denn im Finale dieser Aufführung fand das Weben und Streben der Straussschen Melodie zu einer starken Innerlichkeit, die dann durch die  befreiende Liebesversicherung der beiden Protagonisten in ein stürmisches, die gemeinsame Zukunft eroberndes Glück überging. Sowohl Camilla Nylund als auch Michael Volle erwiesen sich dabei als starke Persönlichkeiten, dem leicht verkitschten „Beziehungskonservativismus“ Hofmannsthals mit Haut und Haar verschrieben, sehr gut aufeinander eingespielt und emotional harmonierend.

Man konnte also davon überzeugt sein, dass nach den ganzen Missverständnissen die beiden einer glücklichen Zukunft entgegengehen, dass sie mit diesem Faschingsdienstag auch gleich die „Fastenzeit“ ihrer Beziehung hinter sich gebracht haben. Und Christian Thielemann ließ das Orchester die letzten Takte so schwungvoll jubelnd aufspielen, dass man meinte, den beiden kann jetzt wirklich gar nichts mehr passieren vor lauter Enthusiasmus.

Es waren vor allem die Szenen mit Arabella und Mandryka, die den Abend prägten: das Gespräch im zweiten Aufzug – und dann der dritte Akt. Michael Volle als Mandryka schöpfte stimmlich aus reich bestelltem Fundus, fand ausgesprochen wortdeutlich die Balance zwischen polterndem „Wotan“ und einem  von bedingungsloser Liebe übermannten Adeligen aus der „Provinz“, ist in den vier Vorstellungen immer überzeugender in die Partie hineingewachsen.

Camilla Nylund hatte teils viel Vibrato in der Stimme. Aber ihr gehaltvoller Ausdruck, ihre Glaubwürdigkeit in der Figurenzeichnung, der silberne Schimmer ihres Soprans, der immer noch aufglimmt, die kräftigen Spitzentöne, sentimentales Piano, alles fest in Arabellas Wesen verankert, haben der Figur charakterstarke Konturen verliehen – ein bisschen abgeklärt, ein bisschen genährt von der Melancholie des Dichters, der diese Figur ersonnen hat. Und so war sie sehr stimmig, die „Bühnenliebe“ der beiden, und das Orchester hat Arabella und Mandryka – wie man so sagt – auf Händen getragen, ihre Gefühle mitgeatmet, sich mit erlesenem Klang an ihrer Liebe berauscht.
 
Der Weg zu diesem Raum und Zeit verschmelzenden Finale war nicht ganz so strahlend wie erhofft, musste im ersten Aufzug auch einige Längen in Kauf nehmen: Sabine Devieilhe war eine darstellerisch überzeugende, aber gesanglich zartbesaitete Zdenka, die vor allem vor der Pause in dramatischen Passagen einen stimmlich etwas „überspannten“ Eindruck hinterließ. Michael Laurenz hatte den Matteo dieses Mal besser im Griff, auch wenn sein Tenor kaum ins Schmachten kam und bei Spitzentönen wieder sehr „streng“ klang. Wolfgang Bankl hat den spielsüchtigen Grafen gut auf den Punkt gebracht, Margaret Plummer seine Gemahlin. Die Interaktion zwischen beiden bot einige köstliche Momente etwas „angejahrten“ Ehelebens. Das Ensemble reüssierte wieder mit Stärken und Schwächen, Juliette Mars war als
esoterisch begabte, aber stimmlich ziemlich unausgewogene Kartenlegerin kurzfristig eingesprungen.

Die rund zehn Minuten Schlussapplaus fokussierten ihre Intensität stark auf Camilla Nylund, Michael Volle und Christian Thielemann.