ARABELLA
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Wiener Staatsoper Dirigent: Ulf Schirmer |
Graf Waldner - Wolfgang
Bankl |
Arabella darf an der Wiener Staatsoper wieder ihren turbulenten „Abschied von der Mädchenzeit“ nehmen. Vier Vorstellungen sind angesetzt. Bei der hier besprochenen Aufführung handelt es sich laut Programmfolder um die 36. in der unwienerischen Inszenierung von Sven-Eric Bechtolf. Diese Karneval-Varieté-„Arabella“ ist einer der größten Regie-Missgriffe, die die Direktion Holender dem Wiener Publikum hinterlassen hat. Trotzdem müssen Strauss-Feinschmecker dafür dankbar sein, dass die Oper überhaupt gespielt wird. Was das Werk am Leben erhält, ist sicher nicht die dienende Geste, mit der Frau Arabella sich ihrem Herrn Mandryka zueignet (die Sache mit dem „Gebieter“ und so), sondern dass das Werk als tiefsinnige Beziehungskomödie angelegt ist, und vor allem zwei großartige Rollen für Sopran und Bariton bereithält. Und wenn dann noch der raffiniert aufbereitete Strauss’sche „Edelkitsch“ streicherselig aufrauscht, dann geht einem das Gemüt auf, da kann man sich noch so dagegen wehren. Nicht ganz so wie erhofft ging der Sopran von Anne Schwanewilms „auf“. Ihr Timbre zeigte eine gewisse Nüchternheit, versagte sich den schwärmerischen Tonfall und silbrig untermalte emotionale Höhenflüge. Die Sängerin kam dann schon mal ins Forcieren, die Spitzentöne klangen etwas aufgesetzt und mit wenig Leuchtkraft ausgestattet, in der Tiefe mangelte es an Durchschlagskraft. Diese etwas herbere Ummantelung arabellesker Seelenregungen mag bis zu einem gewissen Grad auch Geschmacksache sein, denn in der Gesamtwirkung bot sie durchaus eine „Bella“ mit Format, die im Zusammenspiel mit dem energiegeladenen und emotional eher einfach gestrickten Mandryka von Tomasz Koniecny immer jenen kleinen Schritt in der „sozialen Kompetenz“ voraus war, der weiblicher Intuition so gerne nachgesagt wird. Tomasz Koniecnys Mandryka ist ein sehniger Energiebolzen, stimmlich und darstellerisch. So wie er mit einem Satz auf die „Varieté-Theke“ hüpft, singt er auch die Partie: geradlinig, kraftvoll, leicht rau timbriert, und wenn er sich vor Arabella schämt, dann mit einer naiven Betroffenheit, die auf das Publikum seine Wirkung nicht verfehlt. Vielleicht ist das ein bisschen eindimensional, und man spürt mehr den starken Arm hinter diesem Bärenjäger und weniger das wohlig weiche Bärenfell, auf dem er dann – womöglich mit Arabella an der Seite – auszuruhen gedenkt. In der deutschen Aussprache hat sich der Sänger in den letzten Jahren deutlich verbessert. Ileana Tonca zählt seit Jahren zu den Stützen des Ensembles. Als Zdenka konnte sie wieder einmal zeigen, was eigentlich in ihr steckt, wobei ihrem warm timbrierten Sopran der „Bub“ ebenso lag wie das verzweifelte „Wiener Madel“. Herbert Lippert war beim von Richard Strauss mit einigen gesanglichen Tücken ausstaffierten Matteo überraschend gut aufgehoben, Wolfgang Bankl ist als Graf kein „Bankl“, sondern eine „Bank“, geschickt mischte er Humor mit einer gewissen selbstgefälligen patriachalischen Art, die dem Publikum einige Lacher kostete. Daniela Fally (Fiakermilli) kann den Spagat immer noch mit kecker Koloratur verknüpfen, Carole Wilsons Adelaide neigte stimmlich ein wenig zum „Flackern“, die drei Verehrer wurden von Norbert Ernst angeführt, der den Elemér für meinen Geschmack fast ein wenig überzeichnet hat. Ulf Schirmer am Pult ließ einigermaßen zügig spielen, brachte die Höhepunkte gut heraus, das klangliche Feintuning wurde aber nicht überstrapaziert. Das ergab in Summe keine Auführung vom „Feinsten“, aber – wie man so sagt – einen ansprechenden Repertoireabend. Der Applaus dauerte an die sieben Minuten lang. |