ALFONSO UND ESTRELLA

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Konzerthaus
4.5.2012
Konzertante Aufführung

Dirigent: Ivor Bolton

Mozarteumorchester Salzburg
Wiener Singakademie

Mauregato - Stephan Loges
Estrella - Veronica Cangemi
Adolfo - Alastair Miles
Froila - Markus Werba
Alfonso - Lothar Odinius
Ein Jüngling - Jan Petryka
Ein Mädchen - Judit Zsovár


Zu wenig Opernglück mit Schubert

(Dominik Troger)

Einen Blick auf das Opernschaffen von Franz Schubert warf das Konzerthaus mit einer konzertanten Aufführung von „Alfonso und Estrella“. Der Abend dauerte über drei Stunden – und das war dann doch ein bisserl lang.

Schuberts Opern sind keine Kassenschlager – auch „Alfonso und Estrella“ (entstanden 1821/22) nicht. Die Geschichte spielt im frühmittelalterlichen Spanien und erzählt von den zwei verfeindeten Herrschern Mauregato und Froila, deren Kinder Estrella und Alfonso zueinanderfinden (und noch dazu den Verschwörer Adolfo ausschalten). Sie leidet unter dem naiv-gereimten Textbuch von Franz von Schober – und unter Schuberts zu stereotyper, musikalischer Dramaturgie. So scheint sich der erste Akt überhaupt nur zentimeterweise von der Stelle zu bewegen. Später kommt etwas mehr Bewegung auf, oft denkt man an den „Fidelio“ – auch beim „Happy-end“ am Schluss, das im Vergleich zum Beethoven’sche Pathos aber recht zahm wirkt. Es gibt viele schöne, liedhafte Momente, die aber wenig zur Charakterisierung der Figuren beitragen.

Das Mozarteumorchester Salzburg unter Ivor Bolton näherte sich Schubert mit etwas nüchternem, trockenem Spiel und fand für das romantische Seelenleben der Figuren wenig Farben. Bei den Massenszenen brachte Bolton einigen Schwung hinein. Die Sängerbesetzung war nicht ideal. Veronica Cangemi (Estrella) kann ihre Vorzüge in der Barockoper besser ausspielen – ihr Ausflug in die „Romantik“ wurde durch viele unschöne Spitzentöne getrübt und wirkte auf mich stilistisch unpassend. Alfonso, ihrem Zukünftigem, lieh Lothar Odinius seinen soliden, etwas hell timbrierten Tenor: Bei diesem Liebespaar sprühten keine Funken.

Markus Werba war ein stimmlich zu jung klingender Froila, (im Libretto einmal sogar als Greis bezeichnet), der neben herrschaftlicher Würde gleichsam auch die Weisheit eines „Sarastro“ ausstrahlen müsste. Davon war wenig zu spüren. Stephan Loges sang einen in Summe stimmlich gut disponierten Mauregato, tat sich aber einige Male schwer. Die Partie dürfte etwas „heikel“ sein. Alastair Miles (Adolfo) sorgte mit seinem trocken timbrierten Bass für einen passenden Verschwörer.

Die Wiener Singakademie gab dem Abend Schubert’sches Chorflair. Der Konzerthaussaal war einigermaßen gut besucht – und der Schlussapplaus war relativ stark und anhaltend.