MOSES UND ARON
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Konzerthaus
5.6.2001
Konzertante Aufführung

Dirigent: Kent Nagano

Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
Rundfunkchor Berlin

Choreinstudierung: Simon Halsey

Moses - Dietrich Fischer-Dieskau
Aron - Donald Kaasch
Junges Mädchen u.a.- Melanie Walz
Junger Mann u.a. - Marcus Ullmann
Der Ephraimit - Thomas Mohr
Priester - Kwangchul Youn


"Moses war da"
(Dominik Troger)

Das Wiener Konzerthaus lud zu Arnold Schönbergs "Moses und Aaron", jenem erratischen Werk, das auf Grund seiner hohen musikalisch-technischen Anforderungen und wegen seines religiös-philosophischen Gehalts wie eine steile, unerklimmbare Basaltklippe aus dem Opernschaffen des 20. Jahrhunderts aufragt.

Und dieses Unerklimmbare, dem nur näherungsweise beizukommen ist, bekam man auch an diesem Abend zu spüren. Denn den Nebenrollen machten schon die ersten steilen Anstiege zu schaffen, während das Orchester, Chor und Aron (Donald Kaasch) schon in weit höhere Regionen vorstoßen konnten. Aber allein Moses, gestaltet von Dietrich Fischer-Dieskau, gelangte wirklich zum Gipfel des Berges Sinai, dorthin, wo einstens Arnold Schönberg von seinem Gotte die Gesetzestafeln der 12-Ton-Musik empfangen haben könnte. Moses ist über Allen und fern von Allen, aufgestiegen in die Abstraktheit Gottes sowie jener Dietrich Fischer-Dieskau, dank seiner erfolgreichen, aber schon seit einigen Jahren beendeten Karriere, längst zu einem abstrakten sängerischen Non-Plus-Ultra geworden ist, dass an diesem Abend noch einmal, dem Schönbergschen Sprech-Gesang mit Emphase folgend, vor der versammelten Gemeinde erschien. Diesem Moses, über 70 Jahre alt, mit seinem Volke immer noch auf der Suche nach dem Lande des sonoren, intellektuellen Wohlklangs, galt vornehmlich die Bewunderung.

Doch wo kein Moses war, vermißte man die szenische Auflösung, das visuelle Unterfutter, die optische Umsetzung, der vor allem im zweiten Akt sehr plakativ-orgiastischen Partitur. Diese Baal-Verfehlung des israelitischen Volkes , das Bacchanal schreit förmlich nach einer Bühne. (Dem sollte sich einmal Hermann Nitsch mit seinem Orgien- und Mysterientheater annehmen...)

So fand sich denn der beindruckendste Teil des Abends gleich zu Beginn, wo Gottes Erscheinung im brennenden Dornbusch zu einer audiophilen Vision geriet, von Kent Nagano im Zusammenspiel mit Orchester und Chorsolisten zu einer faszinierenden Klangmystik verschmolzen.

Fazit: Für den Konzertsaal taugt "Moses und Aron" nicht, und für die Bühne wird sich schwer eine dem hohen Anspruch dieses Werkes genügende Umsetzung finden lassen. Die letzten szenischen Aufführungen an der Staatsoper gab es n den frühen 80er Jahren, mit einer etwas läppischen Baalszene. Und das ist dann auch wieder nicht das Wahre.