FALSTAFF OSSIA LE TRE BURLE
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Konzerthaus Neuer Saal
19.Juni 2005
Konzertante Aufführung

Musikalische Leitung: Tiziano Duca

Orchester: Konzertvereinigung im Wiener Konzerthaus

Wiener Motettenchor

Falstaff - Andrea Martin
Mistress Ford - Milena Georgieva
Mistress Slender - Anna Clare Hauf
Master Ford - Nathan Payas
Master Slender - Igor Durlovski
Bardolf - John Sweeney

Betty - Ana Durlovski


Vergnüglicher Falstaff
(Dominik Troger)

Die Konzertvereinigung im Wiener Konzerthaus lud am Sonntagabend zu einer konzertanten Aufführung von Salieris „Falstaff“. Das 1799 in Wien uraufgeführte „Dramma giocoso in zwei Akten“ entpuppte sich als vergnügliche Vertonung des Shakespearestoffes.

Von Salieris „Falstaff“ gab es seit Mitte der 90er Jahre weltweit einige Bühnenproduktionen, es gibt eine DVD und zumindest zwei CD-Gesamtaufnahmen. In Österreich fand vor einigen Jahren in Innsbruck eine konzertante Aufführung statt. Die Oper ist gut gemacht, unterhält und bietet den SängerInnen komödiantisches Potential.

Natürlich ist man immer dazu verleitet, Opern aus jener Epoche an den Schöpfungen Mozarts zu messen. Salieri braucht den Vergleich nicht zu scheuen, seine kompositorische Meisterschaft steht außer Zweifel. Der „Falstaff“ mag in der musikalischen Anlage manchmal an den „Figaro“ erinnern, aber Salieri hat genügend Individualität und Witz eingebaut, und amüsiert mit einer erfrischenden, die handelnden Personen humorvoll nachzeichnenden Instrumentation.

Die Aufführung unter der Leitung von Tiziano Duca war inspiriert und kurzweilig. Vom Orchester, das sich aus AmateurmusikerInnen zusammensetzt, übertrug sich die Freude am Musizieren auf die Sänger und das Publikum. So tut sich neben den verkommerzialisierten Wegen gängigen Musiktheaters eine Nische auf, in der man es sich als Zuhörer bequem einrichten kann – sofern man nur über einen kleinen Funken Opern-Enthusiasmus verfügt.

Die SängerInnen waren gut für die jeweiligen Rollen ausgewählt. In der Partie des Falstaff war Andrea Martin geschlüpft, der als bühnenerfahrener Sänger in der Titelrolle das nötige „Augenzwinkern“ nicht vermissen ließ. Er hat den „Falstaff“ auch konzertant zu regem „Bühnenleben“ erweckt. Die umworbene Misstres Ford wurde von Milena Georgieva gegeben, ein junger Sopran, sehr passend für dieses Fach, in dem sich stimmliche Anmut und Koketterie mit einer eben solchen äußeren Erscheinung paaren. Ihr Gemahl, Master Ford, ist bei Salieri vor allem eifersüchtig, was Nathan Payas mit südländischem Temperament deutlich zur Geltung brachte. Die Slenders, Master & Mistress, bilden auch stimmlich ein „Gegenwicht“ zu den Fords – in diesem Fall der hörenswerte mazedonische Bass von Igor Durlovski oder Anna Clare Hauf als Mistress Fords Verbündete. Abgerundet wurde das Ensemble durch John Sweeny als Bardolf und Ana Durlovski, Betty.

Das Publikum war von der Aufführung sehr angetan, viele Bavorufe, viel Enthusiamus, wie auch bei den Ausführenden. Dem Programmheft war begrüßenswerter Weise das Libretto in italienischer und deutscher Sprache beigegeben. Einziger Wermutstropfen war wieder der Veranstaltungsort. Schade, dass alle drei Salieri-Konzerte (das nächste am 30.11.2005) im Neuen Saal des Konzerthauses stattfinden – aber darüber habe ich schon bei der Besprechung von „Europa riconosciuta“ im Dezember ausführlich genug geklagt.