L'ITALIANA IN ALGERI |
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Wiener Staatsoper Dirigentin: Bruno Campanella |
Mustafá
- Michele Pertusi Elvira - Ileana Tonca Zulma - Julietta Mars Haly - Adam Plachetka Lindoro - Javier Camarena Isabella - Vivica Genaux Taddeo - Alfred Sramek |
Rossinis „L'Italiana in Algeri“ belebt derzeit das Repertoire der Staatsoper und sorgt für gute Unterhaltung. Jean Pierre Ponnelles beispielgebende Inszenierung bildete auch in der 74. Aufführung die sichere Basis für einen amüsanten Opernabend. Auf der Bühne und im Orchester regierte weitestgehend gepflegter Rossini-Stil. Das lustvoll-virtuose Spiel mit der buffonesken Übertreibung hätte man aber deutlich temperamentvoller herausstreichen können. Bruno Campanella am Pult war nicht gerade der Garant für eine spritzige Opera buffa, sondern genoss die Rossini’schen Feinheiten mehr aus der ruhigeren Perspektive eines gereiften Mannes. Vivica Genaux' Isabella zeigte ebenfalls nicht so sehr das südländische Energiebündel. Vielleicht ist für ihren Mezzo die Staatsoper doch zu groß, um das Feuerwerk Rossinischer „Übertreibungskunst“ voll beim Publikum zu „anzubringen“. So wurden beispielsweise aus dem „Pensa all patria“ von ihr zu wenige Begeisterungs-Funken geschlagen oder sie verglühten zu früh. Ihr Mezzo wurde stilsicher geführt, passte vom Timbre zu ihrer ansehnlichen, aparten Bühnenerscheinung, klang mir in Summe aber doch zu monochrom. Michele Pertusi bot einen gesanglich sehr gepflegt vorgetragenen Mustafa, bei dem ich ein wenig die satte „Voluminosität“ so mancher Rollenvorgänger vermisste. Dass dieser Bey eine Autoritätsperson ist, mit der man es sich besser nicht verdirbt, brachte er in den ersten Szenen recht gut heraus – ebenso die fortschreitende Verliebtheit samt damit einhergehender „Verdummung“. Pertusi machte aus dem Bey keine Karikatur, sondern zeigte an ihm mehr die menschliche Schwäche, humorvoll, aber nicht als genuiner „Komiker“. Der junge mexikanische Tenor Javier Camarena ließ eine vielversprechenden Rossini-Stimme hören, die fein und fast mit Süße Isabella zu besingen im Stande war – er überzeugte außerdem mit einer guten und überraschend kraftvollen Höhe. Die Stimme zeigte ihre Schönheiten vor allem im längeren Aussingen der Phrasen. In den Verzierungen klang sie härter und etwas unausgewogen. Je länger der Abend, umso witziger wurde er im Spiel – und beim Terzett mit Mustafa und Taddeo nach der Pause tanzte er einen „Moonwalk“, was für Erheiterung im Publikum sorgte. Alfred Šrameks Taddeo bot ein in vielen Vorstellungen gewachsenes Rollenporträt, voll naiver, warmherziger Verliebtheit garniert mit ein bisschen Hinterlist. Er ist sozusagen das Schlagobershäubchen auf jeder „L'Italiana“-Aufführung. Mit Adam Plachetka stellt sich ein kernig klingender Haly in dieser Serie erstmals dem Staatsopernpublikum vor, der auch viel Spielwitz entwickelt. Ileana Tonca gab eine sicher agierende, verschmähte Mustafa-Gemahlin, gut assistiert von Juliette Mars (Zulma). Der Chor ergänzte mit Stimmkraft und viel Komik. Das
Publikum schien zufrieden, der Schlussapplaus dauerte aber nur knappe
fünf Minuten mit vielen Bravorufen. |
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