L'ITALIANA IN ALGERI

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Wiener Staatsoper
19.4.2009

Dirigentin: Yves Abel

Mustafá - Ferruccio Furlanetto
Elvira - Teodora Gheorghiu
Zulma - Sophie Marilley
Haly - Hans Peter Kammerer
Lindoro - Juan Diego Flórez
Isabella - Silvia Tro Santafé
Taddeo - Alfred Sramek


Vergnüglicher Rossini
(Dominik Troger)

„Die Italienerin in Algier“ sorgt an der Staatsoper wieder einmal für beste Unterhaltung. In der treffenden Inszenierung von Jean-Pierre Ponnelle brillierten am Sonntagabend Juan Diego Flórez als Lindoro und Ferruccio Furlanetto als „einspringender“ Mustafà.

Zuerst schreckte die Besucher noch ein rosa Zettel – der diesmal aber nur ankündigte, was schon seit zwei Tagen bekannt war: das Ferruccio Furlanetto statt Ildebrando D’Arcangelo den Mustafà singen würde. Am Donnerstag hatte man an dieser Stelle noch die kurzfristige Absage von Juan Diego Florez bedauernd zur Kenntnis nehmen müssen. Groß deshalb die Befürchtung, als der Direktor des Hauses am Beginn vor den Vorhang trat – um ein paar Dankesworte an Furlanetto zu richten. In solchem Fall ist sogar einem Staatsoperndirektor der Beifall des Publikums gewiss.

Die Aufführung am Donnerstag hatte mäßige Kritiken geerntet – mit Flórez und Furlanetto war der Erfolg programmiert. Beide kennen diese Produktion und sind aufeinander eingespielt. Da wird mit unglaublich viel Spaß Kömodie gemacht - und großartig gesungen.

Ferruccio Furlanetto hatte zwar Startschwierigkeiten, musste die Stimme erst ein wenig auf die Rossini'sche Geläufigkeit abschmirgeln, doch die Rolle des Mustafà ist eine seiner besten: eine witzige, selbstironische Persiflage männlicher Verhaltensweisen, die das Publikum im Sturm erobert. Übrigens: Der Blumenstrauß traf wieder ins Fenster! Szenenapplaus!

Juan Diego Flórez brauchte nur kurz, um zu gewohnter Form zu finden. Er spielt den Lindoro so behende, wie er ihn singt, mit süffiger, jugendlicher Leichtigkeit. Die Wortkaskaden können ihn ebenso wenig ausbremsen wie die Bewegungschoreographie.

Als bewährter Dritter in diesem „Männerbunde" bekräftige Alfred Sramek die Komödie. Lange krankheitsbedingt verhindert ist er jetzt auch wieder in größeren Partien im Einsatz. Mag sein, dass die Stimme eine Spur schlanker geworden ist – in Symbiose mit seiner Figur. Er gestaltete den Taddeo mit viel Liebe zum witzigen Detail und umgab Isabellas wenig erfolgreichen Liebhaber mit dem Flair tollpatschiger Hilflosigkeit.

Silvia Tro Santafé sang eine sehr gute Isabella, mit beweglichem Mezzo, bestens fundiert. Nur in der Höhe, bei zu viel Krafteinsatz, gerät die Stimme etwas aus ihrer Contenance und verliert deutlich an Ausstrahlung. Spielerisch konnte sie überzeugen – in der Lockerheit der Darstellung kam sie aber an Florez und Furlanetto nicht ganz heran.

Teodora Gheorghiu machte als Elvira gesanglich und vom Aussehen eine gute Figur, Sophie Marilley sang eien hübsche Zulma. Hans Peter Kammerer gefiel mehr durch seine fast schon grotesk zu nennende spielerische Note, die ich nicht hätte missen mögen.

Yves Abel dirigierte eine schlanken, spritzigen Rossini. So wurde es ein Abend, der mit viel musikalischem und spielerischem Genuss amüsierte und entspannte. Sehr starken Applaus gab es bei Furlanetto und Florez (ein Blumenwurf) – der Schlussapplaus dauerte insgesamt ca. 13 Minuten. Schon zur Pause wurde das Ensemble mit vielen Bravorufen gefeiert.