L'ITALIANA IN ALGERI

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Wiener Staatsoper
31.5.2004

Dirigentin: Frédéric Chaslin

Mustafá - Ferruccio Furlanetto
Elvira - Simina Ivan
Zulma - Stella Grigorian
Haly - Marcus Pelz
Lindoro - Juan Diego Flórez
Isabella - Agnes Baltsa
Taddeo - Alfred Sramek

Opernspass
(Dominik Troger)

In der Staatsoper lädt die Italienerin in Algier" wieder zu einem amüsant-genüsslichen Opernabend – noch dazu in ausgezeichneter Besetzung. Das macht Spass.

Die Oper handelt von der schönen Isabella, die samt Lindoro, ihrem Geliebten, und weiteren italienischen Sklaven den Fängen des Bey von Algier trickreich entflieht – in dem Isabella den Bey mit ihren Verführungskünsten zum Trottel macht. Das hält nicht nur die Lachmuskel in Schwung, sondern Rossini hat dazu eine zündende Musik komponiert, die in atemberaubenden, mitreißenden Ensembles gipfelt.

Vor allem Ferruccio Furlanetto (Bey Mustafa), Agnes Baltsa (Isabella), Juan Diego Flórez (Lindoro) und Alfred Sramek (Taddeo) lassen nichts anbrennen. Furlanetto gestaltet köstlich die Entwicklung vom Matscho zum gegängelten Liebhaber, dem am Schluss der fiktive Titel eines „Pappataci“ verliehen wird. Agnes Baltsa spielt mit Charme, Witz und Durchsetzungsvermögen – der Bey muss ihr zwangsläufig verfallen. Florez ist ein edler und junger Liebhaber, bei dem sich Hinterlist und Naivität immer wieder in ganz überraschender und grotesker Art und Weise begegnen. Alfred Srameks onkelhaftes Understatement – dabei möchte er doch so gerne der Geliebte Isabellas sein – ergänzt ideal dieses amüsante Kleeblatt italienischer Opernkomödiantik. Aber auch die Nebenrollen sollen in ihrer lustspielgemäßen Wirkungskraft gewürdigt werden: Marcus Pelz, der als Korsarenkapitän und „Hüter des Pfahls“ um das Vergnügen gebracht wird, Taddeo auf selbigen zu spießen, Simina Ivan als verstoßene Beygattin Elvira, und Stella Grigorian, Vertraute Elviras.

Diese gelungene Mischung der Charaktere findet in einer Produktion aus dem Jahr 1987 einen wichtigen Verbündeten. Die osmanisierende Ausstattung und die Inszenierung von Jean-Pierre Ponelle bieten das passende Ambiente. Mit teilweise grotesken Masken (die dickbauchigen Haremsdamen und -wärter) und skurillen Einfällen (etwa die Kanone und der Schiffsuntergang in der 4. Szene/1. Aufzug oder die riesige Spaghetti-Schüssel am Schluss) illustriert sie ausgezeichnet den Grundcharakter des Werkes, das einen fast surrealen Touch hat. Es ist dieser auf einem kindlichen Gemüt basierende Hang zur absurden Übertreibung, dem man in dieser Inszenierung begegnen kann und der mit der Handlung und Rossinis Musik ausgezeichnet harmoniert.

Musikalisch sorgte Frédéric Chaslin für gutes Gelingen und animiertes Tempo, ohne im Orchester den Ehrgeiz für außergewöhnlichen künstlerischen Anspruch geweckt zu haben. Gesanglich erstrahlte mit Flórez die volle Pracht Rossini’scher Gesangeskunst wieder in ihrem reinsten Glanze. Herrlich buffonesk Furlanetto, abgeklärter und den Schatz ihrer reichen Opernerfahrung konsequent und konzentriert auspackend Agnes Baltsa. Simina Ivan hat zwei, drei heikle Stellen, wo man die Stimme etwas zügeln könnte. Alfred Sramek war verlässlich wie immer. Sehr viel Applaus.