ROSSINI-GALA |
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Staatsoper Musikalische
Leitung: Gianluca Capuano |
Mitwirkende: PAUSE „Il
barbiere di Siviglia“ |
„Saisonabschluss“ Der Abschluss der Staatsopernsaison 2021/22 hat sich heuer durch das Gastspiel der Opéra de Monte-Carlo in den Juli verschoben. Der letzte Spieltag wurde mit einer ganz dem Werk Rossinis gewidmeten Benefiz Gala zugunsten von AMADE (Association Mondiale des Amis de l’Enfanvce) bestritten. Am Beginn erläuterte Staatsoperndirektor Bogdan Rošcic kurz die Zielsetzungen von AMADE, ehe in einem semikonzertanten Setting die Rossini-Gala startete. Das Programm wich ein wenig von der ursprünglichen Planung ab, maßgeblich für die vorgetragenen Musikstücke ist der Abendzettel und nicht der Vorabdruck im „Rossini Mania 2022“-Programmbuch der Staatsoper. Semikonzertant heißt in diesem Fall, dass unter Zuhilfenahme von ein paar Requisiten (Sofa, Sessel, Tisch, Kleiderständer) meist szenisch agiert wurde. Einzig Placido Domingo sang seinen kurzen Beitrag aus „Guillaume Tell“ mit Notenständer ausgestattet „vom Blatt“. Die Bühne war wieder mit einer Projektionswand abgegrenzt, auf die zu den Gesangsnummern passende großformatige südliche Landschaften projiziert wurden, die mediterranes Flair verbreiteten. Cecilia Bartoli war die bestimmende Kraft dieses Abends, hatte außerdem in Summe die meisten Auftritte zu bewältigen. Sie führte das Publikum durch „ihren“ Rossini, beginnend mit der Cenerentola. Als besondere Leckerbissen erwiesen sich das erotische Terzett „A la faveur de cette nuit obscure“ aus „Le Comte Ory“ (zusammen mit Rebeca Olvera und Edgardo Rocha) sowie die Sterbeszene der Desdemona. Bartolis Mezzo profitierte – wie schon bei der „Cenerentola“ – vom rampennahen Setting und dem abgetrennten Bühnenraum. Ihr Mezzo klingt dann gleich fülliger und verströmt mehr Energie, als wenn er – wie in den szenischen Aufführung von „Il turco in Italia“ – weiter aus dem Bühnenhintergrund agieren muss. Die rasche Wandlungsfähigkeit der Sängerin war wieder beeindruckend. Bartoli legt in jede Note eine besondere Betonung, eine besondere Farbe, verschmilzt Wortsinn und Ausschmückung zu perfekt durchkomponierten Rollenporträts, wobei es ihr möglich ist, zwischen Buffa und Tragödie nahtlos zu wechseln. Und so spannte sich an diesem Abend der Bogen von der schüchternen Erstbegegnung des Aschenputtels mit dem Prinzen über die Böses ahnende Desdemona bis zur köstlichen, gattennervenden Fiorilla – ein Kaldeidoskop Rossinischer Frauenfiguren, jede für sich von Bartoli zu einem Schmuckstück in liebevoller künstlerischer Ausfertigung entwickelt. Der Abend brachte zudem manch überraschende Begegnung – den bereits erwähnten Placido Domingo zum Beispiel oder Rolando Villazón als Rossinis „Otello“. Domingos Stimme umschwebt immer noch ein hauchdünner tenoraler Glanz, der seinen Fans genügt, um auf ihm in eine glorreiche Vergangenheit zu reisen. Rolando Villazon nützte den Otello vor allem zur stimmlichen Outrage. Dass nach wie vor ein Clown in ihm steckt, hat er später bei den Ensembles und bei den Zugaben bewiesen. Mehr tenorales Glück fand man bei dem jungen Rossini-Tenor Levy Sekgapane, der sich sogar einer langen, schwierigen Arie aus „Semiramide“ stellte – und bei Edgardo Rocha der als „Cenerentola“-Prinz wieder bewies, dass er derzeit zu den besten seines Faches gerechnet werden darf. Ildebrando d’Arcangelo stellte sich dem Publikum als Don Basilio mit „La caruna“ vor und Alessandro Corbelli gab nicht nur als Don Magnifico ein Beispiel unerschöpflichen Buffa-Vergnügens, das auch von Nicola Alaimo eifrig geschürt wurde. Rebeca Olvera und Rosa Bove steuerten noch die Arie der Berta aus dem „Barbier“ beziehungswesie das berühmte „Di tanti palpiti“ bei. Die historisch informiert aufspielenden Les Musiciens du Prince – Monaco sind vor allem pointensichere Sängerbegleiter. Der musikalische Leiter Gianluca Capuano hat seinen Rossini im kleinen Finger, auch was Tempi und Spannungsaufbau betrifft. Aber in jeder der drei von mir gehörte Aufführungen („Cenerentola“, „Turco“, „Gala“) gab es Patzer bei den Bläsern. Der Abend dauerte von 19.00 bis kurz nach 22 Uhr. Am Schluss gab es rhythmisches Klatschen, stürmischen Beifall und drei Zugaben: ein Ensemble aus der „Cenerentola“, „La danza“ – und beim „O sole mio“ legten sich die Männerstimmen mit viel Testosteron noch einmal so richtig ins Zeug wie eine Fußballmannschaft, die gerade die Champions League gewonnen hat. Der Jubel war dem angemessen und dauerte über eine halbe Stunde. Als die Mitwirkendem dem Publikum pantomimisch signalisierten, dass sie sich jetzt gerne laben würden, hatte selbiges ein Einsehen. Zwei Blumensträuße gab es für Bartoli. Fazit:
So viel Erfolg und Begeisterung hat die Direktion Rošcic in den zwei
Jahren ihrer Amtszeit noch nicht gesehen. |