LA CENERENTOLA
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Staatsoper Musikalische
Leitung: Gianluca Capuano |
Angelina
- Cecilia Bartoli |
„Cecilia
Bartoli erobert die Wiener Staatsoper“ Das Gastspiel der Opéra de Monte-Carlo an der Wiener Staatsoper begann mit einer vom Publikum enthusiastisch aufgenommenen semikonzertanten Aufführung von „La Cenerentola“. Das unter dem Motto „Rossini Mania“ gestellte Gastspiel wird in den nächsten Tagen mit Aufführungen von „Il Turco in Italia“ und einer Gala fortgesetzt. Bannerträgerin des Gastspiels ist Cecilia Bartoli, die schon am Eröffnungsabend mit ungeheurer Energie als temperamentvolle Angelina das Publikum in ihren Bann schlug. Ihr selbstbewusstes, von dunklem Mezzo befeuertes Aschenputtel wechselte zwischen rescher Überlebensstrategie und gefühlvoller Liebe, tänzelte geschickt zwischen „Buffa“ und „Tragödie“. Sinnlich-rührende Momente spendete diese Angelina ebenso (etwa das klangschön-traurige „Una volta c’era“) wie rasant-geschmeidiges Parlando und gurrende Koloraturen, die im finalen Rondo wie ein munter sprudelndes Bächlein gute Laune verbreiteten. Und bei ihr dürfen auch Tränen fließen. Warum sollen nur Tenöre schluchzen, wenn ihnen das Herz vor Leid übergeht? Als Schlusspointe flog der Brautstrauß von Bartoli über den Rücken geworfen ins Publikum. Wer wird als nächste heiraten und Prinzessin werden? Cecilia Bartoli ist mit dieser „Cenerentola“ endlich im Haus am Ring angekommen. Ihre raren Opernauftritte im Theater an der Wien – in den 1990er-Jahren im Rahmen einer „Cosi fan tutte“-Produktion der Wiener Staatsoper, später unter der Intendanz Roland Geyer – lassen zwar vermuten, dass ihre Stimme dort eine idealere Heimstätte hat, als im großen Auditorium der Staatsoper, aber die Sängerin wusste für sich alle Vorteile zu nützen, die ihr dieses Gastspiel ermöglichte. Die semikonzertante Aufführung war strikt an der Rampe ausgerichtet, es spielte ein historisch informiertes, die Sänger nicht deckendes Orchester, der Bühnenraum blieb durch eine mit Lichteffekten mehr oder weniger belebte Projektionsfläche abgetrennt – und ihr zur Seite stand ein eingespieltes Ensemble, das Rossinis „Aschenputtel“ virtuos und mit viel Spiellaune servierte. Neben Bartoli sorgten Nicola Alaimo (Dandini) und Pietro Spagnoli als Don Magnifico für beste Rossini-Unterhaltung, die sie, von Regisseurmätzchen unabgelenkt, zu einem grandios gesanglich-buffonesken Feuerwerk nützten. Die Szene zwischen Dandini und dem aufgeblasenen Don Magnifico im zweiten Akt geriet derart zu einem komödiantisch ausgespielten Höhepunkt der Aufführung. Edgardo Rocha stand Angelina als höhensicherer, jugendlicher Prinz zur Seite. Rocha hat bereits 2015 als Lindoro an der Staatsoper aufhorchen lassen: ein heller Rossini-Tenor mit erfrischender Eloquenz. José Coca Loza gab einen etwas zurückhaltenden, seriös-listigen Lehrmeister. Die beiden Schwestern Rebeca Olvera (Clorinda) und Rose Bove (Tisbe) lebten ihre Bösartigkeiten mit Genuss aus, was dafür sorgte, dass der Abend neben den solistischen Highlihts auch mit einer geschlossenen Ensembleleistung überzeugen konnte. Der Chor saß im Hintergrund auf der Bühne, schwarz gewandet und „behutet“, als Hofstaat des Prinzen. An den etwas schmalen („Original“)-Klang der Les Musiciens du Prince, Monaco, unter der Leitung von Gianluca Capuano, musste man sich zuerst gewöhnen, aber bald ward man vom kecken Humor des Ensembles fasziniert: Das war weder ein beiläufig musizierter Rossini noch eine „Kopfgeburt“, sondern folgte dem Meister mit Witz in jede Note (ganz so wie Cecilia Bartoli auf der Bühne). Und vor allem die Bläsertruppe sorgte für neue, ungewohnte, manchmal etwas harsche, jedenfalls pointierte Hörerfahrungen. (Die Hörner zollten der „historischen Informiertheit“ ein paar Mal Tribut, aber das nahm man für das belebte Spiel gern in Kauf.) Die
sparsame szenische Einrichtung hat Claudia Bersch besorgt,
mit barockem Einschlag bei der Ausstattung: ein paar Stühle, ein
Tischchen, geschickt arrangiert, ein bisschen Slapstick, ein bisschen
Rührung, ein bisschen (Hochzeits)-Kostüm, wohldosiert und abgestimmt.
Das Publikum war hingerissen. Der Großteil der Besucher blieb bis zum Schluss im Saal, applaudierte von 22.13
bis 22.40 Uhr, auch mit rhythmischem Klatschen und viel Bravorufen, unterbrochen
von drei Zugaben – zwei Ensembleszenen und Cenerentolas Rondo Finale
„Non più mesta“ als krönendem Abschluss.
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