LA CENERENTOLA
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Kammeroper
5.12.13

Musikalische Leitung: Konstantin Chudovsky
Inszenierung & Zwischentexte: Jasmin Solfaghari
Bühnenbild:
Mark Gläser
Kostüme: Petra Reinhardt
Licht: Franz Tscheck

Angelina - Gaia Petrone
Don Ramiro, Prinz - Andrew Owens
Dandini - Ben Connor
Don Magnifico / Alidoro - Igor Bakan
Clorinda - Gan-ya Ben-gur Akselrod
Tisbe - Natalia Kawalek-Plewniak
Luna, Erzähler
- Alexander Wächter


Halloween-Party bei Don Ramiro
(Dominik Troger)

In der Kammeroper steht derzeit Gioachino Rossinis „La cenerentola“ auf dem Spielplan. Premiere war schon am 25. November, folgende Anmerkungen geben den Eindruck der fünften Vorstellung wieder. Gespielt wird noch bis 21. Dezember.

„La cenerentola“ wird an der Kammeroper in einer bearbeiteten Fassung gespielt: Ein Erzähler, der sich als „Luna“ vorstellt, plaudert zwischen den Szenen mit den Zuschauern und erklärt die Handlung. Alexander Wächter spielte diesen opernaffinen „Mann im Mond“ mit einer sympathischen Mischung aus Zurückhaltung und Neugier. Durch diesen Kunstgriff wurde die Oper in den kleinen Rahmen der Kammeroper eingepasst und beim amüsiert wirkenden Publikum kam diese Vorgangsweise sehr gut an.

Auf der Bühne agierten wieder Mitglieder des „Jungen Ensembles des Theaters an der Wien“. Im Mittelpunkt stand Gaia Petrone als Aschenbrödel, die mit jugendlich-blumiger Mezzostimme und starker Bühnenausstrahlung die Vorstellungsbesucher auf ihrer Lebensreise von der ungeliebten Stieftochter bis zur Prinzenbraut mitnahm. Petrone sang locker, steuerte sicher durch die Verzierungen und nur ein paar Spitzentöne hätte ich mir im Klang etwas weicher gewünscht. Das Timbre ihres Mezzos besitzt eine leichte dunkle Beimischung, einen Anflug von „Romantik“: das gab dem „Una volta c’era un re“ beispielsweise eine starke Unmittelbarkeit und steuerte beim großen „Verzeihen“ im Finale die nötige Portion an „Herzenswärme“ bei. Zugleich kämpfte diese Cenerentola selbstbewusst um ihr Anliegen und verlieh dieser Märchenfigur heutige Züge – eine Rollenauffassung, die durch die Regie gestützt wurde.

Andrew Owens sang den Don Ramiro und vermittelte mit seinem Tenor viel Gefühl für Rossini, schlank, mit guter Höhe und ausreichender Fülle ausgestattet, charmant und gewitzt im Spiel. Wie schon in der Vergangenheit festzustellen war, kommt Igor Bakan (Don Magnifico/Alidoro) in Bufforollen meist gut zur Geltung. In diesem Fall hat ihn die Regie allerdings stark in die Rolle eines vergreist-dümmlichen Adeligen gedrängt, wodurch das Ausspielen buffonesker Hintergründigkeiten behindert wurde. Ben Connors eleganter Bariton schien mir mit Rossinis eloquenten Gesangsanforderungen nicht so zu harmonieren, auch wenn er einen feschen „Scheinprinzen“ abgab. Clorinde, die eine böse Schwester, wurde von Gan-ya Ben-gur Akselrod vor dem Finale noch mit einer gelungenen Arie vom Publikum „verabschiedet“ – nicht so „in die Auslage stellen“ durfte sich die andere böse Schwester, Natalia Kawalek-Plewniak, als Tisbe. Dem Wiener Kammerorchester unter Konstantin Chudovsky fehlte der konsequente Zuschnitt auf die musikalischen Steigerungsmomente, aber vielleicht war das auch nur einer „Repertoireroutine“ geschuldet, die sich in der fünften Vorstellung einer Aufführungsserie leicht einstellen kann.

Die einfache Ausstattung (Bühnenbild: Mark Gläser, Kostüme: Petra Reinhardt) hatte für meinen Geschmack zu wenig „Charme“ und in der Personenführung (Regie: Jasmin Solfaghari) wurden die „Bösen“ zu stark überzeichnet. Die Idee, das Fest beim Prinzen als Halloweenparty zu deuten – Riesenspinne als Gag und schaukelndes Gerippe – war nett, im Gesamtkonzept aber etwas unvorbereitet. Sehr gut wurde der Zuschauerraum ins Spiel einbezogen und zum Gewitter flackerte sogar die Beleuchtung.

Turnschuhe und barocke Anwandlungen wie die „Hutperückenmonster“, die die Köpfe der beiden bösen Schwestern zierten, ließen in der Kostümierung keine einheitliche Linie erkennen. Aber so konnte sich jeder nach seinem Geschmack herauspicken, ob er die Szene lieber „konservativ“ oder „progressiv“ gedeutet haben möchte. Cenerentola im schlichten weißen Kleid hob sich davon wohltuend ab. Der Wandel zur mondänen Prinzengemahlin gelang überraschend einfach und war gut gelöst. Schulterfreies, weißes Ballkleid und noch eine Sonnenbrille dazu: und Aschenputtel wird zum Star für Hochglanzcover von Gesellschaftsgazetten. Die abblätternden Wände in Don Magnificos Behausung waren hingegen weniger ansprechend. Und die überraschende Schlusspointe soll nicht verraten werden. Sie hat auch mit einem Märchen zu tun ;-)

Das Publikum in der sehr gut besuchten Kammeroper (in den letzten Reihen gab es noch einigen Leerraum) spendete viel Applaus, auch Bravorufe. Die Aufführung dauerte von 19.00 bis gegen dreiviertel Zehn.