LA CENERENTOLA
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Wiener Volksoper
12. 2. 2012

Musikalische Leitung: Enrico Delamboye

Don Ramiro, Prinz - David Alegret
Dandini - Dominik Köninger
Don Magnifico - Noé Colin
Angelina - Lysianne Tremblay
Clorinda - Mara Mastalir
Tisbe - Sulie Girardi (Bühne: Elvira Soukop)
Alidoro - Stefan Cerny


"Amüsanter Operabend"
(Dominik Troger)

Zum 50. Mal stand in der Volksoper Rossinis „La Cenerentola“ in der Inszenierung von Achim Freyer auf dem Programm. Trotz kurzfristiger krankheitsbedingter Umbesetzungen entwickelte sich ein amüsanter, unterhaltsamer Opernabend.

Die aktuelle Volksopern-„Cenerentola“ ist noch ein Erbstück der kurzen Ära von Klaus Bachler an der Volksoper und hatte 1997 Premiere. Sie zählt zu den derzeit besten Produktionen an der Volksoper – auch noch nach 15 Jahren! Achim Freyer ist es gelungen mit phantasievollen Kostümen, einfachem Bühnenbild, und humorvoller, leicht stilisierter Gestik diesem „Dramma giocoso“ viel komödiantisches Leben einzuhauchen. Mit sicherem Theaterinstinkt wird das Publikum drei Stunden lang bei Laune gehalten – was nicht nur den Auftrittsapplaus für das aus den Choristen gebildete „Tausendfüßlerpferd“ betrifft.

Schon allein dieses „vierundzwanzigfüßige Ross“, das auch mal eine Kutsche zieht, hat dieser Inszenierung ein unverkennbares Markenzeichen verliehen. Besonders gelungen ist zudem das Finale, wenn Aschenbrödel von einem Podest unvermittelt angehoben wird. Angetan mit einem weißen Brautkleid, das von ihm nicht nur zu Boden fällt, sondern als großer weißer Kreis rundum die Bühne bedeckt, schwebt es drei Meter über der Welt und wird zu einem Symbol der Liebe und des Verzeihens.

Die Vorstellung begann mit mehreren Ansagen: Cenerentola Adrineh Simonian war erkrankt und Alternativbesetzung Lysianne Tremblay sprang ein; für Klaus Kuttler musste Dominik Köninger anreisen, der noch dazu selbst „verschnupft“ war; Elvira Soukop war so schwer verkühlt, dass sie die Tisbe nur spielen konnte, Sulie Girardi sang die Partie vom Rand der Bühne, weil auch die Alternativbesetzung der Tisbe kränkelte. Für den Dirigenten Enrico Delamboye, der an diesem Abend sein Hausdebüt (!!) gab, hätte dieses kaum „spannender“ ausfallen können. Aber wie oft in solchen Fällen schien die Herausforderung die Mitwirkenden mehr zu beflügeln als zu hemmen – und als Zuschauer konnte man einen amüsanten Abend bei Maestro Rossinis genialer Musik verbringen.

Die junge kanadische Sängerin Lysianne Tremblay war dem Anliegen Aschenputtels gesanglich und darstellerisch eine passende Sachwalterin. Ihr Mezzo verfügte über eine sichere Tiefe und den nötigen Feinschliff für die Koloraturen. Dem sängerisch aufwendigen Finale fehlte vielleicht noch die letzte virtuose Abrundung. Ihr Prinz, David Alegret, ließ einen wendigen, höhensicheren „Tenore di grazia“ hören, ideal für Rossini. Das leicht rauchig-nasale Stimmtimbre ist vielleicht nicht jederfrau/manns Sache, drängte die Figur manchmal eine Spur ins Charakterfach; ein Eindruck, den seine leptosomische Bühnenerscheinung noch verstärkte.

Noé Colin gab einen darstellerisch hervorragenden, stimmlich ein bisschen rauhbeinigen Don Magnifico. Dominik Köninger war nicht ganz fit angetreten, hielt sich aber fit den ganzen Abend über, und spielte ebenfalls sehr gut. Stefan Cernys Alidoro klang phasenweise etwas robust, was aber nicht weiter störte. Ein großes Dankeschön gebührte Sulie Girardi, die ihre Stimme vom Bühnenrand ins Geschehen einbrachte, während Elvira Soukop zusammen mit Mara Mastalir den beiden überdrehten Don Magnifico-Töchter komödiantische Präsenz verlieh.

Das Orchester unter Enrico Delamboye sorgte für einen locker musizierten, die Steigerungen gut anpeilenden Abend. Das Publikum bedankte sich mit langem Applaus und einigen Bravorufen.

Sollte man diese Inszenierung in naher Zukunft absetzen wollen, es wäre ausgesprochen schade darum.