IL BARBIERE DI SIVIGLIA

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Wiener Staatsoper
2.10.2005

Dirigentin: Marco Armiliato

Graf Almaviva - Antonino Siragusa
Bartolo - Alfred Sramek
Rosina - Silvia Tro Santafé
Figaro - Leo Nucci
Basilio - Janusz Monarcha
Fiorello - Hans Peter Kammerer
Ambrogio - Michael Kuchar
Marcellina (Berta) - Ulrike Steinsky
Ein Offizier - Johann Reinprecht


Spass muss sein
(Dominik Troger)

Rossinis Barbier zählt zu den eingestreuten Repertoire-Rosinen, von denen das Publikum gerne nascht. Er ist meist gut besetzt und bietet einen hohen Unterhaltungsfaktor. Auch diesmal kamen weder der Spaß noch die musikalische Seite zu kurz.

Antonino Siragusa spielt und singt als Almaviva „alle Stückln“, inklusive – wie Juan Diego Flórez – die schwierige Arie knapp vor Schluss. (Die mit viel Zwischenapplaus bedacht wurde.) Im Vergleich zu Florez ist seine Stimme weniger weich, aber feiner. Siragusa arbeitet noch virtuoser mit nahtlosen Übergängen in die Kopfstimme und bringt die Rolle pointierter – während Florez mehr den Schönklang herausstreicht. Das Ständchen im ersten Akt, von Rosina belauscht, schien wie auf dünnem Seidenpapier aufgetragen, markant und fast quäkend hingegen sein köstliche Parodie auf Don Basilio am Beginn des zweiten Aktes. Wenn es darauf ankommt, nimmt er die Spitzentöne mit voller Stimme. Bleibt ein Wermutstropfen: eigentlich ist die Staatsoper zu groß für ihn, in den Ensembles wird er leicht „übersungen“. Florez Organ trägt mehr und wirkt eine Spur breiter. Beide sind technisch exzellent, spielen gut – und Rossini ist sowohl bei Siragusa als auch bei Flórez in allerbesten Händen.

Es gab an diesem Abend keine wirklichen Schwachstellen: Leo Nucci hat den Barbier im kleinen Finger, da wickelt er auch das Publikum drum herum, so wie er den unverwüstlich komischen Bartolo (Alfred Sramek - diesmal zum Extemporieren aufgelegt) mit langem Tuch an die Balkonsäule bindet. Die beiden erprobten Haudegen sorgten für das komödiantische Fundament, an dem dann Siragusa seine Verzierungen anbringen durfte, und Silvia Tro Santafé (Rosina) ihre Versuche, Bartolo auszutricksen. Sie entwickelte in dieser Sache einiges an Darstellungsgeschick, stimmlich ansprechend, bis auf zu forsch und undelikat gesetzte Höhen.

Janusz Monarcha debütierte erfolgreich als Don Basilio. Er kam nicht mit großem roten Taschentuch auf die Bühne, sondern mit weiß behandschuhten Händen und einem auffallend verlängerten Zeigefinger an der rechten Hand, ein willkommener Anlass für pointierte Gestik. Alle übrigen, inklusive der stimmlich präsenten Haushälterin von Ulrike Steinsky, rundeten mit Komödiantik das Bild ab, für die auch der Dirigent des Abends, Marco Armiliato, einiges übrig hatte.

Das Publikum unterhielt sich gut und klatschte ein bisschen länger als bei der „Carmen“ zwei Tage zuvor.