IL BARBIERE DI SIVIGLIA

Aktuelle Spielpläne & Tipps
Forum
Opernführer
Chronik
Home
Rossini-Portal

Wiener Staatsoper
8.1.2005

Dirigentin: Stefan Soltesz

Graf Almaviva - Otokar Klein
Bartolo - Alfred Sramek
Rosina - Elina Garanca
Figaro - Adrian Eröd
Basilio - Feruccio Furlanetto
Fiorello - Marcus Pelz
Ambrogio - Oleg Savran
Marcellina (Berta) - Ulrike Steinsky
Ein Offizier - Erich Wessner

189 Jahre alt und kein bisschen verstaubt
(Dominik Troger)

Qicklebendig präsentierte sich Rossinis 189 Jahre alter Opern-Hit an diesem Samstag in der „Staatsoper“. Junge, aufstrebende Stimmen mixten sich mit erfahrenen Bühnenkomödianten zu einem amüsanten Opernabend.

Das Debüt von Elina Garanca als Rosina und von Adrian Eröd als Figaro liegt noch gar nicht so lange zurück – und trotzdem sind beide schon zu neuen Publikumslieblingen in diesen Rollen avanciert. Sie besitzen wohl-timbrierte, jugendliche, technisch ausgefeilte Stimmen – und sie besitzen beide ein überzeugendes Darstellungsvermögen, um die teils skurille Logik des „Barbier“ in Publikumslacher umzumünzen. So kommt weder die musikalische Seite noch die schauspielerische zu kurz.

Der Figaro von Adrian Eröd ist einer, der wirklich die Fäden zieht, der es sich leisten kann, auch gegenüber dem Grafen Überlegenheit an den Tag zu legen. Sein Figaro ist listig und wirkt trotzdem seriös und geradlinig, was gut zu seinem Stimmcharakter passt. (Eröd ist an diesem Abend für den ursprünglich angesetzten Leo Nucci eingesprungen.) Die Rosina von Elina Garanca blüht wie ihr sanft gerundeter und doch so kräftiger Mezzo. Sie macht ihrem blumigen Name alle Ehre, sie kokettiert mit dem Lindoro-Grafen vom Balkon herunter – oder sie lässt die Mundwinkel hängen, wenn ihr Vormund es gar zu böse mit ihr meint. Ihr glaubt man den mädchenhaften Schwung, der sich in ihrem Gesang auch schon zur Dame wandelt, und dem Grafen derart nicht nur unschuldsvolles, naives Liebesglück, sondern auch eine standesgemäße Gräfin verspricht. Diese Rosina ist verliebt und (!) selbstbewusst.

Wenn beide nun mit dem köstlichen Bartolo von Alfred Sramek ihre Spässchen treiben und sich noch Feruccio Furlanetto hinzugesellt, der den Don Basilio als prachtvolle und stimmgewichtige Karikatur gestaltet, dann wird sogar der Graf in die Spiellaune mit hineingezogen. Otokar Klein (für Michael Schade eingesprungen) hat eine sehr lyrische (und für die Staatsoper etwas zu kleine) Stimme, die er gut zu führen weiß. Leider färbte sie in der Höhe nasal ein, richtig zum Schwingen kam sie dann nicht mehr. Mag sein, dass er ein wenig verkühlt war, zumindest beschreibt das den Effekt am besten. Spielerisch hat er sich nach einem etwas unsicher wirkenden Beginn schnell ins Ensemble eingefügt. Das Debüt von Ulrike Steinsky als Marcelline fiel zum allgemeinen Wohlgefallen aus. Das Orchester hätte feinfühliger und witziger spielen können, was das betrifft, war der Abend keine Glanzleistung.

Das Haus war voll, der Applaus prächtig, und das Publikum zog gut gelaunt von dannen.