PYGMALION
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Musikverein
13.2.2018
Konzertante Aufführung

Musikalische Leitung: Paul Agnew

Akademie für Alte Musik Berlin

Pygmalion - Cyril Auvity
L'Amoure, Cephise - Camille Poul
La Statue - Deborah Cachet
Bass - Enrico Wenzel


Musikalische Bildhauerei
(Dominik Troger)

Im Musikverein war die Akademie für Alte Musik Berlin zu Gast, um unter der Leitung von Paul Agnew Jean-Philippe Rameaus Einakter „Pygmalion“ aufzuführen – ergänzt um weitere Stücke von Jean-Baptiste Lully und Georg Philipp Telemann.

Das dritte Konzert im Zyklus „Alte Meister“ machte einen Ausflug zur französischen Barockoper und einen Abstecher zu Telemann. Es begann mit Ausschnitten aus dem ersten Akt der Oper „Achille et Polyxène“ von Lully. Der Meister hat von dem Werk nur einen Teil selbst fertigstellen können, die Uraufführung im November 1687 erfolgte einige Monate nach seinem Ableben. Es folgten eine köstliche, dem Thema Schlaf gewidmete Suite von Telemann (TWV 55:B3) sowie eine Arie aus seiner fragmentarisch erhaltenen Oper „Germanicus“: „Komm, oh Schlaf“.

Nach der Pause wurde Rameaus Acte de ballet „Pygmalion“ gegeben. „Pygmalion“ wurde 1748 uraufgeführt und avancierte nach und nach zu einem beliebten Werk, das bis 1781 immer wieder in Neuinszenierungen gegeben wurde. Die seichte Handlung (Ovids „Metamorphosen“ entnommen) ist schnell erzählt: Der Bildhauer Pygmalion verliebt sich in seine von ihm selbst verfertigte Frauenstatue. Es folgen dann allerhand Tänze und Volk, die den Triumph Amors feiern. Die „Ballettoper“ bietet rund eine dreiviertel Stunde lang reizvolle Musik.

Die Aufführung im Musikverein hat die Handlung mit in einer szenischen Andeutung dargeboten: Die Sängerin der Statue wurde mit einem weißen Tuch ver- und dann vom singenden Bildhauer „enthüllt“. Die Sänger waren hinter dem Orchester positioniert und nützten den freien Platz vor dem Orgelbalkon. Rameaus kurze „Ballettoper“ wird von einer Ouvertüre eingeleitet, in der, wie das Programmheft verrät, Zeitgenossen die hämmernden Tätigkeit des wild meißelnden Bildhauers zu erkennen glaubten.

Die Ouvertüre steigert sich furios und je nach Interpretation – ganz besonders in der neuen Einspielung von Christophe Rousset – wird eine Tour de force daraus, an der man das besessene Arbeiten des Bildhauers gut ablesen kann. Die Akademie für Alte Musik Berlin unter Paul Agnew ging es etwas „gesetzter“ an, als die mit federnder, kühler Eleganz dahingaloppierenden Les Talens Lyriques in der erwähnten Aufnahme. Die „Berliner“ haben es im Klang eine Spur breiter „genommen“, weniger „prickelnd“, aber mit tänzerischem Charme.

Im gesanglichen Mittelpunkt Stand Cyril Auvity, ein Haute-contre, mit einer hellen, elegante Stimme, derzeit wahrscheinlich einer der bestechendsten Vertreter seines spezialisierten Tenorfachs. Er steuerte im ersten Teil des Konzerts den Achill bei und im zweiten Teil den Bildhauer, der sich in sein Werkstück verlieben durfte. Auvitys Organ klang am Beginn des Konzertes leicht belegt und im Amor-Triumph des Rameau’schen Epos schienen ihm kräftiger gesungene Spitzentöne ein bisschen Mühe zu machen, so als hätte er gerade eine Verkühlung hinter sich gebracht.

Die Statue wurde von Deborah Cachet beigesteuert, eine junge, „naive“ Sopranstimme, die gut die keusche, erwachende Sensibilität durchschimmern ließ. Camille Poul (Céphise, L'Amour) sang die verschmähte Bildhauersgattin mit einem leichten, aber schon etwas „ausformulierterem“ Sopran. Enrico Wenzel hatte im Rameau wenig, im ersten Teil ein bisschen mehr zu singen: ein junger schlanker Bass.

Das Publikum im nicht ausverkauften Musikverein spendete nach dem Ende des Konzerts reichlich Beifall.