THE FAIRY QUEEN
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Konzerthaus
12. Mai 2015

Musikalische Leitung: David Roblou

Regie: Mauricio García Lozano
Ausstattung, Kostüme: Isobel Dunhill
Licht: Ace McCarron
Choreographie: Karla Shacklock

New London Consort

Sopran (Karrierefrau) - Joanne Lunn
Tenor (Nichtsnutz) - Robert Sellier
Bassbariton (Priester) - Michael George
Sopran (Verkäuferin) - Penelope Appleyard
Sopran (Femme fatale) - Dana Marbach
Countertenor (Schauspieler) - Christopher Robson
Countertenor (Lehrer) - Tim Travers-Brown
Tenor (Biker) - Joseph Cornwell
Bassbariton (Bankangestellter) - Simon Grant

Artisten

Olivia Quayle, Jan Patzke, Hugo Oliveira, Zoe Jones,
Boldo Janchivdorj


Schläfrige Feenkönigin
(Dominik Troger)

Der „Originalklang“-Zyklus des Wiener Konzerthauses lud zu Henry Purcells „The Fairy Queen“. Der Regisseur Mauricio Garcia Lozano hat Purcells Musik mit einer (halb-)szenischen Einrichtung bebildert. Die Produktion wurde erstmals 2011 in London gezeigt und gastierte jetzt in Wien.

Eine Reisegruppe trifft sich in einem Wartesaal, wird flugs nach Arkadien transferiert, erlebt dort eine schöne Zeit, und zufrieden fahren die Teilnehmer der Reise wieder nach Hause. Der mexikanische Regisseur Mauricio Garcia Lozano hat sich zu Purcells Musik diese Handlung ausgedacht. Die Mitwirkenden erschienen in Alltagskleidung und mit Reisekoffern auf der leergeräumten Konzerthausbühne (nur links im Vordergrund vom Zuschauerraum aus gesehen hatten sich die wenigen Musiker des New London Consorts versammelt). Die Reisegruppe setzte sich aus verschiedenen Charakteren zusammen, von der Karrierefrau bis zur einfachen Verkäuferin, vom Priester bis zum Biker.

Lozano hat entlang der Purcell-Gesänge, -Chöre und -Tänze eine Handlung entwickelt, die zeigt, wie eine heterogene Gesellschaft zusammenwächst wie sich Gruppen bilden, wie sich (Liebes-)beziehungen ergeben, wie die städtischen Einzelgänger unter der Idylle des fremden Ortes ein Gemeinschaftsgefühl entwickeln. Das Ganze ging ohne großen Bühnenzauber ab, nur die Artisten bildeten eine Ausnahme, versinnbildlichten vielleicht die starken Gefühle, die auf die Mitglieder der Reisegruppe einstürmten, weil diese plötzlich in sich selbst (!) Arkadien entdeckten.

Aber der „moderne“ Traum vom Glück, der in einem gemeinsamen Gruppenfoto kulminierte, wirkte etwas „naiv“. Das New London Concert spielte mit schönem, duftigem Klang, aber mit zu wenig „Biss“. Die Sängerinnen und Sänger wurden von einer „geblümten“ Purcell’schen Wohlfühlwolke ruhig durch den Abend getragen, einige stimmlich eher zart besaitet – manche schon ein wenig über dem sängerischen Zenit. Unter den Akrobaten sorgte vor allem ein Pärchen mit artistischer Körperbeherrschung für die größte Aufmerksamkeit.

Die Aufführung bestand aus zwei Teilen. Vor der Pause wurde die Reisegruppe in Arkadien „zur Nacht gebettet“. Immer dunkler wurde es im großen Konzerthaussaal und die Nacht erhob endlich selbst ihre Stimme: „See, even Night her self is here“. Wenig hätte gefehlt und es wäre einem selbst in dieser schummrigen Atmosphäre ganz schlummrig geworden. Nach der Pause meldete sich mit dem Sonnenaufgang Phoebus zu Wort. Der mitreisende Bankangestellte schlüpfte in eine gelbe Warnweste und setzte sich ein gelbes Häubchen auf. Vielleicht ist das mexikanisch-britischer Humor.

Von den Mitwirkenden haben beispielsweise die Karrierefrau der Joanne Lunn einen guten Eindruck hinterlassen, die auch gegen Ende das „Klagelied“ sang, oder der Tenor Robert Sellier als Nichtsnutz. Aber so manches Detail verlor sich wohl auch in der Raumgröße des Konzerthauses. Den phantasievollen barocken Reiz des Purcell-Shakespear’schen-Zauberwalds konnte mir diese semikonzertante Aufführung nicht vermitteln.

Das Publikum spendete rund fünf Minuten langen Schlussapplaus.