THE FAIRY QUEEN
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Theater an der Wien The King's Consort |
Sopran
- Lucy Crowe |
Die Feenkönigin war im Theater an der Wien zu Gast. Henry Purcells „Semi-Opera“ entzückte in einer konzertanten Aufführung das Publikum. Ein Schauspiel frei nach Shakespeares „Sommernachtstraum“ mit musikalischen „Einlagen“, also ein bisschen Oper und ein bisschen Drama, das ist der Stoff, aus dem „The Fairy Queen“ gewebt ist (ganz im Sinne des englischen Geschmacks von 1692). Purcell hat das Schauspiel um Ballettmusiken, Zwischenaktmusiken und einige teils skurrile Szenen bereichert, die bis zu einem Affentanz und dem Auftritt von zwei Chinesinnen reichen. Nur diese musikalischen Passagen waren Gegenstand der konzertanten Aufführung. Die gesprochene Handlung musste man sich ebenso dazu denken wie die fehlenden Kulissen. In einer kurzen Rede vor Beginn der Aufführung sprach Robert King, der musikalische Leiter des Abends, diesen Punkt an. Die Ausstattung habe damals, vor über 300 Jahren, ein Vermögen von rund 3.000 Pfund gekostet, und er lud das Publikum dazu ein, sich eine entsprechend üppige Szene zu „phantasieren“. In Anbetracht des engagierten Musizierens, das The King’s Consort und die Solisten an den Tag legten, fand man aber auch ohne „Blickfang“ recht schnell hinein in das Purcell’sche Feenreich. The King’s Consort spielten mit einer leichtgängigen Elastizität und hohen solistischen Qualitäten, ganz Purcells Genius hingegeben. Das reichte vom virtuos flötenimitierten Vogelgezwitscher bis zur archaisch anmutenden Truhenorgel. Das Ensemble scharte sich um die Sopranistin Lucy Crowe, die von dunkelblauem, feenköniglichem Kleid umflort, nicht zuletzt das lange Klagelied im fünften Akt „O let me weep...“ zum Ereignis des Abends machte. Ihr klarer lyrischer Sopran erfüllte mit hellem, metallischem Leuchten das Theater an der Wien – eine „Feenkönigin“ aus den kühleren Wäldern Britanniens. Sie hatte sich zuvor schon der kecken Liebesweisheit einer Nymphe hingegeben oder als „allegorische“ Nacht verzaubert. David Wilson-Johnson gab witzig den von Elfen geneckten, betrunkenen Dichter und segnete im Finale als Hymen die dem Schauspiel zugehörigen und deshalb nicht anwesenden Brautpaare. Weil im Programmheft nur drei Mitwirkende abgebildet waren, ist die weitere Zuordnung schwierig. Der Tenor James Gilchrist teilte sich das Amt mit vier Kollegen, wobei auch zwei Countertenöre am Werk waren. Dazu kamen noch zwei weitere Soprane. Sie fügten sich alle sehr gut in die Aufführung ein – humorvoll oder ernst, ganz nach dem Bedarf des Komponisten. Die Hochachtung, die die Ausführenden Purcell zollten, war den ganzen Abend lang spürbar. Vielleicht hat man das Werk sogar eine Spur „zu ernst" genommen. Das Theater an der Wien war stärker besucht als zuletzt bei Vivaldis „Giustino“. Das Publikum war hörbar von der Aufführung angetan und spendete nach rund zweieinhalb Stunden Aufführungsdauer (inklusive einer Pause) starken Schlussbeifall. |