DIDO AND AENEAS
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Musikverein
Konzertante Aufführung
9.1.2010

Musikalische Leitung: Nikolaus Harnoncourt

Concentus Musicus Wien
Arnold Schoenberg Chor

Dido - Bernarda Fink
Belinda -
Sophie Karthäuser
Aneas -
Gerald Finley
Zweite Frau -
Elisabeth von Magnus
Zauberin -
Wolfgang Holzmair
Erste Hexe -
Elisabeth von Magnus
Zweite Hexe - Johanna Aschenbrenner
Seeman -
James Taylor
Geist - Peter Kövari


Von der Traurigkeit unglücklicher Liebe
(Dominik Troger)

Das erste Abonnement-Konzert des Concentus Musicus im Musikverein wurde dieses Wochenende nachgetragen. Vor der Pause stand eine Händel-Kantate auf dem Programm, danach Henry Purcells „Dido and Aeneas“.

Der Abend begann mit der Cantata, HWV 122, „Apollo e Dafne: La terra è liberata“. Ein nicht sehr langes Stück, dass Apolls vergebliche Bemühungen um Dafne behandelt, die er wegen ihrer beharrlichen Standhaftigkeit schlussendlich als Lorbeerkranz auf der Stirn, aber nicht im Herzen tragen kann.

Das ausgesprochen hübsche Werk ist laut Programmheft zur Aufführung zwischen 1706 und 1710 entstanden – und ausgesprochen hübsch erklang auch die Dafne der Sophie Karthäuser, die mit seelenvoller Unschuld ihre Tugendhaftigkeit verteidigte. Gerald Finley, mit schlankem, aristokratischem Bariton, hatte bei ihr als liebedrängender Gott keine Chance – zumal Dafne ein Credo der Aufklärung besingt: die Vernunft, die in einer rechtschaffenen und schönen Seele die Liebe zu zügeln habe. Und das hat natürlich auch für einen Apollo zu gelten.

Überhaupt prägt diese Abonnementkonzerte ein entspannteres Musizieren, als beispielsweise die Opernauftritte des Concentus Musicus im Theater an der Wien. Hier, ihm „goldenen Saal“, stellt sich eine nahezu familiäre Atmosphäre ein und das entspannte, kunst- und genussvolle Spiel überzeugt schon alleine durch die Selbstverständlichkeit, mit der es geschieht.

Nach der Pause wechselte man zu Vergils antikem „Troja-Comic“, von Henry Purcell kongenial auf eine ganz wesentliche Episode minimiert: das traurige Los der Karthagerfürstin Dido, der das Schicksal Aeneas über den Weg geschickt hat.

Da durfte man zu allererst wieder die Ausdruckskunst des Concentus Musicus und von Nikolaus Harnoncourt bewundern, diese große Plastizität, die Musik unter seinem akkuraten Walten zu gewinnen vermag. Besonders deutlich merkte man das beispielsweise bei den Hexenszenen, die – angeführt vom Wolfgang Holzmair als sehr prägnanter „Sorceress“ – vor Boshaftigkeit nur so sprühten.

Gerald Finley und Sophie Karthäuser hatten in der Pause das virtuelle Kostüm gewechselt und stellten als Aeneas und Belinda ihre stimmlichen Vorzüge zur Verfügung. Neben Elisabeth von Magnus und dem Seemann von James Taylor konnten sich auch zwei Solisten des Arnold Schönberg Chores auszeichnen: Johanna Aschenbrenner und Peter Kövari.

Beeindruckend das Finale, von Bernarda Fink als leidender Dido, der Stolz und Ehre den Untergang bereiten, mit klarem, traurig-gefasstem Abschied eingeleitet. Der Arnold Schönberg Chor und der Concentus Musicus schmückten das fürstliche Grab mit einem wunderbaren Abgesang, in dem tiefe Traurigkeit und die Beschwörung der Liebesgötter zu zeitlosen, wehmütigen Momenten gerannen. Kein derb einfallendes Klatschen zerstörte das besinnliche Nachklingen der letzten Töne. Selten sind solche Sekunden, in denen die Stille zur vollendenden Schwester der Musik werden darf.