DIDO AND ANEAS
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Museumsquartier Halle E
23.5.09

Musikalische Leitung: William Christie

Inszenierung: Deborah Warner
Bühne und Kostüme: Chloe Obolensky
Licht: Jean Kalman

Orchester und Chor: Les Arts Florissants

Wiederaufnahme einer Produktion der Wiener Festwochen 2006

Dido - Malena Ernman
Belinda - Judith van Wanroij
Aneas - Luca Pisaroni
Zweite Frau - Lina Markeby
Zauberin - Hilary Summers
Erste Hexe - Céline Ricci
Zweite Hexe - Ana Quintans
Seeman - Ben Davies
Geist - Marc Mauillon


Barockoper light
(Dominik Troger)

Die dritte Musiktheater-Produktion der Wiener Festwochen 2009 war eine Wiederaufnahme von 2006: Henry Purcells „Dido and Aneas“ scheint auch heuer beim Publikum wieder sehr gut anzukommen.

Die geschmackvolle, zeitlose Inszenierung von Deborah Warner hat zu diesem Erfolg mindestens ebenso viel beigetragen, wie William Christie mit seinen Les Arts Florissants. Er verzauberte mit einem locker gespielten, schwungvollen Purcell, seelenvoll musiziert in den Liebes- und Klagemomenten, ohne die barocke Klangsprache mit romantischen Gebärden zu überfrachten.

Purcell macht es dem Publikum aber auch leicht – mit der Kürze von einer Stunde, mit den eingestreuten Tänzen, mit den prägnanten Arien. Die Oper, liest man im Programmheft, könnte ursprünglich ein „Maskenspiel“ gewesen sein, komponiert für eine Aufführung am Hofe – und ihr Charakter hat in der Tat etwas Flüchtig-gedrängtes: kaum ist die Liebe besungen, naht schon das beklagenswerte Ende. „Dido and Aneas“ ist zu wenig „barock“ um „barock“ zu sein, und das ist möglicherweise schon ein wichtiger Grund für die Beliebtheit dieses Werks.

Deborah Warner ordnete das Geschehen um eine quadratische Spielfläche an, rechts und links ein paar Bänke, im Hintergrund noch der Ausschnitt einer schlossartigen Barockfassade mit Balkon und ein paar Bäumen davor. Stilisierte Barockkostüme fand man bei den Hauptdarstellern, einfaches dunkles Gewand beim Chor. Die vielen Kinder, die Warner als eine Art mitspielendes Publikum in die Handlung hineingewoben hat, kontrastierten mit ihren Schuluniformen – weiße Bluse, blauer Rock. Sie durften immer kreischen, wenn die Zauberin auftrat. Die Zauberin mit ihren wirren, hochgedrehten roten Haaren sorgte zusammen mit den zwei Hexen für leicht schräge Momente, Shakespear'sche Macbeth-Hexen in einer etwas skurrileren Ausformung. Das bewahrte Dido freilich nicht davor, allein gelassen zu werden.

Fiona Shaw sprach am Beginn einen aus Ted Hughes „Echo and Narcissus“, T.S. Eliot „The Waste Land“ und ein paar Yeats-Zeilen zusammengestellten Prolog. Das machte gute Wirkung, ob es etwas mit dem gebotenen Stück zu tun hatte, bleibe dahingestellt. Gesungen wurde gut – die Personen wurden von Warner gut geführt. Im Mittelpunkt stand naturgemäß das Liebespaar: Malena Ernman starb als Dido einen gefassten, traurigen Tod, und Luca Pisaroni lieh dem Aneas sein angenehmes Organ. Als Zauberin setzte Hilary Summers boshafte Akzente, köstlich die beiden Hexen Céline Ricci und Ana Quintans. Judith van Wanroij war Dido eine angemessene Vertraute.

Die Akustik in der Halle E des Museumsquartiers hatte man ganz gut in den Griff bekommen. Die Sängerinnen und Sänger klangen in den hinteren Reihen vielleicht eine Spur leiser als das Orchester.

Bleibt anzumerken: In früheren Jahren hat man sich bei den Wiener Festwochen engagierter um das Musiktheater gekümmert. Dass eine Wiederaufnahme heuer den nachhaltigsten Eindruck hinterlässt, ist kein Renomee.