TURANDOT
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Wiener Volksoper
23. Juni 2022

Dirigent: Alfred Eschwé

 

Turandot - Melba Ramos
Altoum - Thomas Sigwald
Timur - Sorin Coliban
Kalaf - Vincent Schirrmacher
Liu - Kristiane Kaiser
Ping - Günter Haumer
Pang - David Sitka
Pong - Alexander Pinderak
Mandarin - Daniel Ohlenschläger


„Turandot wieder am Volksopern-Spielplan“
(Dominik Troger)

„Turandot“ im Reich der Insekten: Die Volksopernproduktion aus dem Herbst 2006 fasziniert nach wie vor und hat es inzwischen laut Programmzettel auf 47 Vorstellungen gebracht. Phantasievolle Kostüme, gut chroeographierte Massenszenen und eine Drehbühne, die sich in die Höhe schraubt, sorgen nicht nur für üppige Optik, sondern führen auch schlüssig durch die Handlung.

Die Besetzung setzte auf bewährte Hauskräfte, die an der Volksoper seit vielen Jahren der „Turandot“ eine musikalisch sichere Basis bieten: Sowohl Melba Ramos in der Titelpartie als auch Vincent Schirrmacher (Kalaf) singen die Partien seit dem Jahr 2014 am Haus. Melba Ramos ist eine Turandot mit mehr leidenschaftlichem als kühlem Sopran, was ihr in der Rätselszene an Nachdruck und Metall fehlen mag, erweist sich später als Vorteil, wenn Turandots Gefühlskälte von Kalafs Liebe aufgeschmolzen wird.

Vincent Schirrmacher ist ganz der Kalaf wie ihn Turandot beschreibt: mit kühnem, sich seiner Sache sicherem Heldenblick bestreitet er die Herausforderung und krönt den Abend mit einem „Nessun dorma“, bei dem sich sein Tenor einmal mehr siegesgewiss mit schlankem Metall in die Höhe schwingt. Das Publikum begann spontan zu klatschen, von Schirrmacher mitgerissen, der Dirigent hatte etwas dagegen und ließ weiter spielen. Dritte im Bunde war Kristiane Kaiser, die das Publikum wieder mit Lius Tod zu rühren vermochte. Alle drei sind auf der Homepage für die neue Saison 2022/23 nicht mehr als Ensemblemitglieder der Volksoper gelistet. Mit Sorin Coliban als Timur gesellte sich noch ein ehemaliges Staatsopernmitglied hinzu.

Um die vier scharte sich ein nicht in jedem Punkt zufriedenstellendes Ensemble sowie das mit Verve aufspielende Orchester unter Alfred Eschwé, die alle zusammen für eine spannende Aufführung sorgten. Dazu gesellten sich noch mit viel Engagement der Chor der Volksoper samt Zusatzchor und Kinderchor, die Komparserie der Volksoper und Elevinnen der Ballettakademie der Wiener Staatsoper.

Eine wichtige Grundlage für den langjährigen Erfolg dieser Produktion liefert die Inszenierung von Renaud Doucet (Regie und Choreographie) und André Barbe (Bühne und Kostüm). Die beiden haben Giacomo Puccinis letzte Oper mit düster-schillernder Opulenz in Szene gesetzt, ohne dass man selbige als Übertreibung empfinden würde. Schlüssel zum Erfolg bilden die von Insektenkörpern inspirierten Kostüme, die gelungene Massenchoreographie und starke, stimmungsvolle Bilder wie der riesige Mond, der mit mattem Rot ins Auditorium droht. Wie nüchtern nimmt sich dagegen die Staatsopernproduktion aus, die Puccini als Kalaf auftreten lässt und psychoanalytisch herumdoktert. Der Schlussapplaus dauerte rund sechs Minuten lang. Schirrmacher wurde ein Strauß roter Rosen überreicht.

PS: Es gibt für die diesjährige Wiederaufnahme der Produktion (die am 12. Juni über die Bühne ging) nur einen Programmzettel, das Programmheft hat man nicht mehr nachgedruckt. Es kann online als PDF gratis heruntergeladen werden. Der Programmzettel kostet 0,80 Cent und enthält neben der Besetzung auch die Inhaltsangabe.