TURANDOT
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Wiener Volksoper
16. März 2014

Dirigent:Guido Mancusi

 

Turandot - Melba Ramos
Altoum - Jeffrey Treganza
Timur - Petar Naydenov
Kalaf - Neil Shicoff
Liu - Anja-Nina Bahrmann
Ping - Klemens Sander
Pang - Karl-Michael Ebner
Pong - Alexander Pinderak
Mandarin -
Yasushi Hirano


„Turandot in neuer Besetzung“
(Dominik Troger)

Stürmisch gestaltete sich an diesem frühen Sonntagabend der Anmarsch zur Volksoper. Der Weg ins Puccini’sche Phantasiechina führte durch einen kleinen Sandsturm auf der Spitalgasse. Der Weg bog dann aber nicht in die Seiden-, sondern in die Währingerstraße ab. Das richtige China ist doch noch ein bisserl weiter weg.

An der Volksoper wird Puccinis China aus vielen Insekten gebildet: Lepidoptera schwirren umher, die Henkersknechte erinnern an Calosoma, räubische Laufkäfer mit den oft grün-bräunlich schillernden Flügeldecken, und natürlich treten auch Lampyridae auf und verbreiten romantische Abendstimmung, während im Hintergrund der rote Mond bedrohlich herableuchtet – wie ein frisch gefällter Prinzenkopf. Diese „Turandot“-Produktion ist ungewöhnlich, aber auf ihre Art erfrischend. Sie gefällt mit jedem Besuch mehr.

In dieser vorletzten Vorstellung der Serie (die 31. dieser Inszenierung) gab Melba Ramos ihr Volksopern-Rollendebüt in der Titelpartie. Immerhin hat Ramos in der Premiere dieser Produktion 2006 die Liu gesungen – und eine lyrische Neigung war ihrer Turandot nicht abzusprechen. In der Rätselszene hätte mehr „Stimmmetall“ nicht geschadet, dafür war Ramos dort im Vorteil, wo Turandot Gefühle zeigt. Allerdings haben es die Sängerinnen in dieser Produktion nicht leicht, sind sie in der Rätselszene doch in der hinteren Bühnenmitte platziert und müssen gegen ein meist (zu) lautes Orchester ansingen. Dieser Abend machte keine Ausnahme.

Neil Shicoff stand als Kalaf an ihrer Seite. Shicoff gab an der Volksoper in dieser Aufführungsserie sein Rollendebüt. Er punktete vor allem mit seiner kräftigen oberen Mittellage. In der Tiefe sprach die Stimme weniger gut an. Natürlich ist Shicoffs Tenor die lange Karriere anzuhören, die Stimme ist nicht mehr so geschmeidig wie früher, ihre „Komfortzone“ ist schmäler geworden, dort besitzt sie aber nach wie vor Strahl- und Überzeugungskraft. In diesem Sinne vermochte Shicoff das Hasardspiel um die große Liebe mit Eifer und Energie zu verfechten, und wenn man als Besucher darauf verzichtete, die bezwingende Lockerheit und stimmliche Elastizität eines himmelstürmenden jugendlichen Liebhabers einzufordern, dann hat Shicoff diesen „unbekannten Prinz“ über weite Strecken gut getroffen.

Natürlich war es verlockend, Vergleiche mit seinem Canio anzustellen, den er im Jänner erstmals dem Staatsopernpublikum präsentiert hat. Sowohl Shicoffs Kalaf als auch sein Canio haben ihre Für und Wider, aber mir scheint, der eifersuchtrasende „Bajazzo“ bietet Shicoff beim aktuellen Stand seiner Karriere mehr Potenzial.

Anja-Nina Bahrmann sang eine selbstbewusste Liu. Ihr Sopran besitzt eine angenehme Wärme, die sich mitfühlsam mit Lius Schicksal verbindet. Petar Naydenov debütierte in dieser Serie als Timur. Sein Bass passte gut für die Partie. Yasushi Hirano – in dieser Serie auch schon als Timur zu hören – war ein luxuriös besetzter Mandarin. Auch die Minister waren diesmal mit neuen Sängern besetzt: Klemens Sander, Karl-Michael Ebner, Alexander Pindarek spielten und sangen Ping, Pang, Pong zur allgemeinen Zufriedenheit. Reüssierte hat auch der Volksopernchor.

Das Orchester war stellenweise zu laut – wobei Guido Mancusi prinzipiell den Abend mit Spannung zu gestalten wusste. Nach dem „Nessun dorma“ gab es Szenenapplaus – und viel Beifall am Schluss.