TURANDOT
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Wiener Staatsoper
24.11.2002

Dirigent:Leopold Hager

 

Turandot, chinesische Prinzessin - Gabriele Schnaut
Altoum, Kaiser von China - Michael Roider
Timur, enthronter König der Tartaren - Goran Simic
Kalaf, sein Sohn (ein unbekannter Prinz) - Fabio Armiliato
Liu, eine junge Sklavin - Krassimira Stoyanova
Ping, Kanzler - Boaz Daniel
Pang, Marschall - Peter Jelosits
Pong, Küchenmeister - Cosim Ifrim

„Solid, solide; ...deste (lat.): fest; haltbar; zuverlässig; gediegen“*
(Dominik Troger)

Sonntagnachmittag in der Oper, das kann auch ganz gemütlich sein. Man schraubt die Erwartungen nicht zu hoch, und wird dann einigermaßen angenehm überrascht.

Das heißt, die Sache war „solide“, daran gibt es nichts herumzudeuteln, obgleich „solide“ diesmal nicht nur „zuverlässig“, sondern auch einigermaßen „fest“ bedeutet (aber nicht unbedingt „gediegen“). Denn Leopold Hager am Pult scheint der Auffassung zu sein, dass die „Turandot“ hauptsächlich im Fortissimo zu bestehen habe. „Kräftig solide“ also, eine Puccini-Festung, die klotzt, so eine Art von musikalischer „chinesischer Mauer“, die aus der Ferne sich ganz imposant ausmacht, in der Nähe besehen aber stark unter zu grobflächig verputztem Mauerwerk leidet. Nun, das Werk verträgt auch das einigermaßen, und die mächtige Silhouette, die sich da gegen den Opernhimmel abzeichnete, war imposant genug, um daraus einen spannenden sonntäglichen Opernnachmittag zusammenzubauen.

Die Sänger kamen großteils ja auch nicht gerade aus der Ecke sublim verfeinerter Gesangeskultur. Gabriele Schnaut kann sich natürlich mit dem vollen Orchester messen, auch wenn man ihrer Stimme immer stärker anhört, dass sie dieses „Messen“ schon einige Jährchen betreibt. Da klingt vieles inzwischen schon zu kühl und zu spröde. Die Schnaut muss sich aber keine Gewalt antun. Da war ich mir bei Fabio Armiliato (Kalaf) nicht immer so sicher. Vieles gelang ihm gut, das „Nessun dorma" – mit imposant gesetzter Höhe – sogar vorzüglich. Trotzdem muss er das Orchester stellenweise als erbitterten Gegner empfunden haben, gegen das Anzuschreien eigentlich nicht Sinn und Zweck einer solchen Darbietung ist. Der Liu von Krassimira Stojanowa gebührte in Sachen gesanglichen Kunstfertigkeit sicher der erste Preis an diesem Opernnachmittag.

Das weitere Umfeld passte ebenfalls in das grob aufgerichtete Mauerwerk dieser „Turandot“. Aber man darf wirklich nicht unzufrieden sein. Der Schlussapplaus war stark. Stoyanova und Armiliato durften sich da vor allem freuen, Gabriele Schnaut hat man an der Staatsoper schon weitaus stärker gefeiert.


*(DUDEN. Die Rechtschreibung, Bibliographisches Institut Mannheim. 1980)