TURANDOT
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Wiener Staatsoper
17.2.2002

Dirigent:Fabio Luisi

 

Turandot, chinesische Prinzessin - Gabriele Schnaut
Altoum, Kaiser von China - Gottfried Hornik
Timur, enthronter König der Tartaren - Goran Simic
Kalaf, sein Sohn (ein unbekannter Prinz) - Mikhail Davidoff
Liu, eine junge Sklavin - Krassimira Stoyanova
Ping, Kanzler - Boaz Daniel
Pang, Marschall - John Dickie
Pong, Küchenmeister - Casim Ifrim

"Turandot ohne Kalaf?"
(Dominik Troger)

Im ersten Akt hätte Mikhail Davidoff als Kalaf wirklich nur mehr ein Mikrophon helfen können...

Turandot an der Staatsoper: da glitzern die Kostüme nach bester Hollywood-Manier, da gibt es schöne Masken, echte und aufgemalte, da steigt Turandot von einer bühnenhochsteilen Himmelstreppe herab. Aber das alles wirkt irgendwie künstlich und schaut viel zu sehr nach Glasperlen aus. Die Inszenierung stammt von Harold Prince aus den frühen 80er-Jahren und dieser ein wenig nach Plastik riechende Revue-Glamour war schon damals Geschmacksache. Das Schlussbild mit der im Bühnenhintergrund aufgezogenen, riesenhaften Sonne, die aussieht wie eine überdimensionale Schilfmatte, macht aber immer noch eine gute Wirkung. Puccinis Turandot-Musik ist ja auch ein wenig "cineastisch"...

Fabio Luisi nahm sich diesmal der Turandot an, und er hielt sie ein wenig grob in seinen repertoireerprobten Händen - und was die Lautstärke betraf : Flüsterteppich war das keiner. Sehr zum Leidwesen von Herrn Davidoff, der in diesem, manchmal ja etwas grell instrumentierten Klanggewühle, chancenlos unterging. So musste sich Kalaf also unter den Klangteppich kehren lassen, ob er wollte oder nicht. Davidoff zog schließlich mit einem einigermaßen akzeptablen "Nessun dorma" den Kopf aus der Schlinge. Und da schien seine Stimme auch nicht mehr ganz so klein und damit ungeeignet für die Staatsoper wie im ersten Akt. Dass er beim Solovorhang nach Ende der Vorstellung trotzdem ohne Buhrufe bei schwachem Applaus "entlassen" wurde, überraschte.

Die Turandot der Gabriele Schnaut kam da natürlich keine Sekunde ins Zaudern und warf sich kraftvoll und rücksichtslos über das volle Breitseiten abfeuernde Orchester plus Chor. Gabriele Schnaut machte die Turandot mehr zu einem Kraftakt, denn zu einem wirklichen Hörgenuss - ersteres ist natürlich bewundernd, aber auf zweiteres möchte man auch nicht so gern verzichten. Ihre Stimme wirkte schon ein wenig angeschärft, wie ein überbelichtetes Foto. Das geht bei den inniger zu singenden Stellen natürlich daneben und so vermochte diese Turandot nur in kühler, nahezu eisiger Ablehnung zu bestehen. Und das wird der Partie nur bedingt gerecht.

So kann es denn nicht überraschen, dass an diesem Abend Krassimira Stoyanowa als Liu insgesamt die besten Eindruck machte, auch wenn ihre Stimme für die Liu schon ein wenig zu dramatisch ist.