TOSCA

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Wiener Staatsoper
14.1.2000

Festvorstellung: 100 Jahre Tosca


Dirigent: Vjekoslav Sutej

Floria Tosca, berühmte Sängerin - Eliane Coelho
Mario Cavaradossi, Maler - Johan Botha
Scarpia, Polizeichef von Rom - Falk Struckmann
Cesare Angelotti - Gottfried Hornik
Der Mesner - Alfred Sramek
Spoletta, Polizeispitzel - Helmut Wildhaber

Jubiläums-Tosca
(Dominik Troger)

Das Tosca-Jubiläum wurde in der Staatsoper im Rahmen einer soliden Repertoireaufführung abgehandelt. Das Ergebnis war den auch ein wenig zwiespältig. Die männliche Besetzung des Abends mit Johan Botha (Cavaradossi) und Falk Struckmann (Scarpia) hätte nämlich auch für eine einprägsame Wagner-Aufführung gereicht. Kein Wunder, wenn man also ein wenig dem italienischen Schmelz und Feuer nachtrauerte, das in der Tosca doch so leidenschaftlich zum Auflodern kommt. Eliane Coelho hat sich wieder dankenswert als tapfere Einspringerin anstelle von Mara Zampieri bewährt, und das Risiko der Tosca auf sich genommen. Die Tosca ist für diese Sängerin eindeutig eine Fachüberschreitung und nur durch starkes Forcieren der Stimme, vor allem in den höheren Lagen, zu bewältigen. Trotzdem hätte man an diesem Abend nicht auf ihre emotionale Intensität verzichten mögen. Bei Falk Struckmann kann man darüber diskutieren, ob diese Art von Scarpia wirklich der Tosca hätte gefährlich werden können - es ermangelte ihm jeglichen Charms, er legte den Scarpia als noblen Bösewicht an, wie es freilich sehr gut zum Charakter seiner Stimme passt. Johan Bothas eindrucksvolle gesangliche Leistung hätte mehr Emotionalität auch ganz gut getan. Das Orchester unter Vjekoslav Sutej bot hier leider keine nennenswerte Unterstützung. Bleibt in Summe anzumerken, dass die Jubiläumstosca an der Staatsoper mehr hausbacken geriet, und der Radioübertragung sowie dem betonten festlichen Anlass nur phasenweise gerecht wurde.

Während Karlheinz Roschitz in der Kronen-Zeitung von einem "Puccini-Fest" sprach - Motto: "Zum 451.Mal kein bisschen fad!", nahm es Walter Dobner in Der Presse etwas genauer. Für ihn nimmt man Eliane Coelho "den Primadonnenstatus dieser Rolle nicht ohne weiteres ab", Johan Botha geizte "mit Schmelz und Italianità, ließ damit Leidenschaft und dramatischen Ausdruck ziemlich vermissen" und Falk Struckmann als Scarpia "legte dabei deutlich mehr Wert auf die aristokratische Zeichnung dieser Figur als ihren hinterhältigen Zynismus". Dem Orchester und den übrigen Beteiligten attestiert er "niveauvolles Musizieren".