MANON LESCAUT
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Wiener Staatsoper
29.11. 2010

Dirigent: Philippe Auguin

 

Manon Lescaut - Olga Guryakova
Lescaut - Eijiro Kai
Des Grieux - José Cura
Geronte - Sorin Coliban
Edmondo - Ho-yoon Chung
Der Wirt - Markus Pelz
Ein Sergeant - Dan Paul Dumitrescu
Vier Madrigalisten - Krisztina Exner, Maria Gusenleitner,
Barbara Reiter, Gabriella Bessenyei

Opern-Shopping
(Dominik Troger)

Robert Carsens Interpretation von Puccinis „Manon Lescaut“ hat es an der Staatsoper jetzt schon auf 30. Aufführungen gebracht. Das ist erstaunlich. Denn dass sich Carsens atmosphärelose „Shoppingcenter“-Version als richtiger „Stimmungskiller“ erweist, wurde an diesem Abend wieder einmal mehr als nur deutlich.

Viel tat sich nicht, an diesem 29. November in der Staatsoper. Drei Akte lang plätscherte das Bühnengeschehen meist gepflegt dahin, erst im vierten Akt wusste man, warum man noch in der Oper saß.

Olga Guryakova sang die Titelpartie. Ihr robuster Sopran war zu unsensibel für die verführerische Naivität dieses jungen Mädchens, wurde von mir auch in den schöner gestalteten lyrischen Momenten als zu kühl empfunden. In Spiel und Gesang fehlte jene leichte, feinfühlige Koketterie, die zu Manons Wesen als natürliche Eigenschaft gezählt werden darf, und die Männer so verzaubert wie sie selbst ein präziöses Schmuckstück. Im dritten und vierten Akt kam Guryakovas Manon glaubwürdiger zur Geltung, das Finale gelang recht eindringlich.

Ohne José Cura hätte diesem Abend aber jedes „Gewürz“ gefehlt. Cura gibt in dieser Serie sein Debüt als Des Grieux. Seine sängerische Impulsivität half der Vorstellung entscheidend weiter, wurde im Finale sogar richtig packend. Neben Cura gelingt es wahrscheinlich nur noch Neil Shicoff, so überzeugend an verschlossenen Türen zu rütteln. Immer wieder strömte Curas kräftiger, baritonal gefärbter Tenor mit fülligdunklem Wohlklang, wobei sein gesanglicher Vortrag prinzipiell dem naturalistischen Pathos des Verismo verpflichtet blieb – mit allen Vor- und Nachteilen, die daraus erwachsen.

Sorin Coliban lieh dem Geronte seinen schönen Bass. Carsen hat diese Figur sehr eindimensional als etwas dümmlichen Widerling angelegt. Kaum zu glauben, sich dieser Geronte für Madrigale (!!!) interessiert. Dass der Kapitän im dritten Akt vom Sänger des Geronte gegeben wird, ist ein weitere Unfug der Regie. Coliban löste auch diese Aufgabe. Eijiro Kai gab einen zu markant klingenden Lescaut. Ho-yoon Chung mischte als netter Edmondo den ersten Akt auf. Dafür war der Sergeant mit Dan Paul Dumitrescu richtiggehend luxuriös besetzt.

Philippe Auguin leitete den Abend routiniert. Das Zwischenspiel kam recht klangschön zur Geltung. Der vierte Akt entwickelte sogar Spannung. Das Publikum blieb reserviert. Der Schlussapplaus verebbte rasch. Es gab einen Durchgang an Solovorhängen und Bravorufe für José Cura.