MADAMA BUTTERFLY
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Staatsoper
29. Juni 2023

Musikalische Leitung: Antonello Manacorda

Cio-Cio-San - Sonya Yoncheva
Suzuki - Szilvia Vörös
Pinkerton - Charles Castronovo
Sharpless - Boris Pinkhasovich
Goro - Andrea Giovannini
Kate Pinkerton - Alma Neuhaus
Fürst Yamadori - Hiroshi Amako
Onkel Bonze - Evgeny Solodovnikov
Kaiserlicher Kommissär - Nikita Ivasechko
Standesbeamter - Wolfram Igor Derntl
Yakuside - Juraj Kuchar
Mutter Cio-Cio-Sans - Viktoria McConnell
Tante Cio-Cio-Sans - Kaya Maria Last
Cousine Cio-Cio-Sans - Jozefina Monarcha

Solotänzerin - Hsin-Ping Chang
Solotänzer - Alexandre Cardoso da Silva
Puppenspieler - Eugenijus Slavinskas, Valentin Alfery, Emil Kohlmayr


Vorletzte Aufführung der laufenden Saison
(Dominik Troger)

Fast drei Jahre hat man an der Staatsoper Puccinis Tragedia gioapponese nicht mehr gespielt. Für die erste Reprise nach der Premierenserie im September 2020 wurde Sonya Yoncheva als Cio-Cio-San ans Haus geholt: ein starkes Rollenporträt einer starken Frau.

Viel Rührseligkeit wurde an diesem Staatsopernabend dem Publikum von musikalischer Seite nicht abgemischt. Das Orchester unter Antonello Manacorda setzte auf stringenten, grellen Verismo, ganz ohne Kitschgefahr – mit gut dosierter Dramatik und weniger gut dosierter Lautstärke.

Zumindest die Cio-Cio-San der Sonya Yoncheva ließ sich dadurch nicht unterkriegen. Im Gegenteil, sie musste ihrem kräftigen, unstet klingenden und nicht immer ganz lupenrein geführten Sopran zuerst mit Geschick Zügel anlegen, um im Laufe des erstes Aktes stimmlich immer besser und eindringlicher mit dem tragischen Schicksal dieser jungen Frau zu verwachsen. Derart gelang ihr ein konzentriertes Rollenporträt, auch an den von zeremonieller Gestik bestimmten etwas kantigen Bewegungen ablesbar, die eine innere Haltung vermittelten, die dem Leben mit großer Ernsthaftigkeit begegnet: eine mehr tragödisch-pathetische Cio-Cio-San mit wenig Süße und viel Heroismus.

Charles Castronovo gab den Pinkerton. Puccini liegt ihm besser als Massenet. Mit ausgestellten Spitzentönen wusste er sich Gehör zu verschaffen, auch wenn er sonst dem Orchester wenig entgegenzusetzen hatte – oder entgegensetzen wollte. Er legte die Partie lässig an, mit jugendlicher Unbesorgtheit, die im dritten Akt einer seelischen Überforderung weicht, als er erkennt, was er angerichtet hat.

Auf der Bühne neben solch Willensstarker Cio-Cio-San zu bestehen, ist nicht leicht. Der Suzuki von Szilvia Vörös gelang es als herzlich umsorgende Dienerin mit warm timbrierten Mezzo. Boris Pinkhasovich brachte mit seriösem Bariton die innere Zerissenheit des Sharpless sympathisch zur Geltung. Andrea Giovannini als Goro kam etwas unter die Räder des Orchesters, Hiroshi Amako verlieh dem verliebten Yamadori wenig Nachdruck, Evgeny Solodovnikov gab den wild drohenden Bonze. Alma Neuhaus war eine adrette, zurückhaltende Amerikanerin.

Die Inszenierung erzählt die Geschichte und stammt vom bereits 2008 verstorbenen Regisseur Anthony Minghella. Sie war bereits in London und New York zu sehen gewesen und wurde für die Staatsoper von Minghellas Ehefrau Carolyn Choa im Herbst 2020 neu einstudiert. Die Inszenierung orientiert sich an Elementen des japanisches Theaters, um die Handlung in einen mit wenigen Versatzstücken abstrahierten, aber immer noch kulturell verorteten Raum ablaufen zu lassen.

Es sind zum Teil ganz einfache Mittel, mit denen starke Effekte erzielt werden: japanische Schiebetüren als Raumteiler, ein Lichthorizont, geschwenkte Lampions, vom Schnürboden fallende Blüten, auf Stangen zu einem „Ballett“ geführte Papierkraniche. Nach der Pause gibt es eine kurze Tanzeinlage. Der Trick, das Kind durch eine Puppe darzustellen, versachlicht und entkitscht. Minghella hat sich dabei stark auf die Handlung fokussiert, nichts wirkt nebensächlich. Die bunten Kostüme geben sich den Anschein japanischen Lokalkolorits, werden ethnologischen Vergleichen aber eher nicht standhalten.

Im erste Akt meldeten sich zwei Smartphones zu Wort. Es waren viele Touristen im Auditorium. Auf der Opernterrasse ging es in der Pause zu wie auf dem Stephansplatz, es haben nur die Fremdenführer gefehlt. Sonya Yoncheva erhielt besonders starken Schlussapplaus.