LA BOHÈME |
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Wiener Staatsoper Dirigent: Claude Schnitzler |
Rodolfo
- Joseph Calleja Schaunard - Eijiro Kai Marcello - Boaz Daniel Colline - Dan Paul Dumitrescu Benoit - Wolfgang Bankl Mimì - Tamar Iveri Musetta - Ildikó Raimondi Parpignol - Dritan Luca Alcindoro - Wolfgang Bankl |
Es begann mit deutlichen Missfallensäußerungen und endete mit viel Beifall: die kurzfristige Absage von Rolando Villazón erregte die Gemüter heftig, Einspringer Joseph Calleja beruhigte sie wieder mit einer sehr ansprechenden Sängerleistung. Calleja, am Samstag noch zu indisponiert für den „Liebestrank“, aber zwei Tage später ein blendend disponierter Einspringer? Solche Zufälle gibt es wirklich, auch wenn sie Verschwörungstheorien nähren. Wer ein abgekartetes Spiel dahinter vermutet, der muss sich trotzdem mit dem Statement der Staatsoper begnügen, dass Villazóns Absage erst am Aufführungsabend um 18.00 definitiv gewesen sei. Keine Verschwörungstheorien braucht man hingegen, um die Informationspolitik der Staatsoper als nicht sehr kundenfreundlich einzuschätzen: das Publikum wurde erst im letztmöglichen Augenblick davon informiert. Die Vorstellung wurde dank Joseph Calleja sogar zu einer ganz guten. Er ist mit seiner Stimme jetzt offenbar dort angekommen, wo er hingehört. Er hat eine kraftvolle Stimme (manchmal zeigt er das zu deutlich) und ein interessantes, leicht rauchig-nasales Timbre. Er braucht keine extreme Höhe mehr zu singen wie bei Bellini oder Donizetti und bringt sich leger und sympathisch ins Ensemble ein. Mit Villazóns Fähigkeit, chamäleonartig in einer Rolle zu verschwinden, ist er natürlich nicht vergleichbar – das merkt man auch beim gesanglichen Ausdruck, der bei Calleja mehr uniform erscheint. Tamara Iveri kam im dritten und vierten Akt gut zur Geltung, im ersten Akt zeigte sich für mich die Stimme in den Lyrismen schon zu markant und illusionshemmend. Vom restlichen Ensemble wieder beeindruckend: Boaz Daniel als Marcello. Ildikó Raimondi spielte eine präsente Musetta, mit etwas forschen, nicht immer sehr klangschönen Spitzentönen. Das Orchester unter Claude Schnitzler bewegte sich auf einigermaßen solidem Repertoireniveau. Der Abend endete mit viel Applaus. Für
die beiden Folgevorstellungen bleibt es spannend: Wer singt am Donnerstag
und am Sonntag wirklich? |